asut-Bulletin
Ohne Vernetzung keine Mobilität
Ausgabe
04/2023
Innovation baut auf Kooperation

Interview mit Annalise Eggimann, Innosuisse

Innosuisse, die Förderagentur des Bundes, unterstützt die Zusammenarbeit von Forschungsinstitutionen und Unternehmen. Warum sie solche Kooperationen als Kernstück neuartiger Lösungen sieht, erklärte Annalise Eggimann, CEO von Innosuisse, an der diesjährigen DACH-Mobilitätskonferenz*. Im Folgenden einige Kernaussagen sowie das integrale Gespräch zum Nachhören. Die Fragen stellte Barbara Josef.

asut: Innovation kann man nicht einfach verordnen. Wie läuft dieser Prozess (bei Innosuisse) ab?

Annalise Eggimann: Innosuisse fördert wissenschaftsbasierte Innovation, das heisst, wir verschaffen Unternehmen Zugang zu wissenschaftlichem Know-how. Diese Unternehmen sind oft KMUs, die keine eigenen grossen Forschungsabteilungen unterhalten und auf das Wissen angewiesen sind, das an Hochschulen und in Forschungsintituten vorhanden ist. Unser wichtigstes Förderinstrument sind die Innovationsprojekte. Nehmen wir mal an, ein Unternehmen möchte einen treppensteigenden Rollstuhl bauen. Für das wissenschaftliche Know-how sucht es sich einen Forschungspartner an einer Hochschule oder einer Forschungsinstitution oder vielleicht auch mehrere mit verschiedenen fachlichen Ausrichtungen. Zusammen geben sie dann ein Projekt ein. Wir finanzieren den Forschungsteil, das Unternehmen kommt für seine eigenen Kosten selbst auf, kann aber nachher natürlich die Resultate nutzen, das Gerät auf den Markt bringen und hat im Idealfall Erfolg damit. Das geschieht alles bottom-up, d.h. Innosuisse gibt keine Themen vor. Wir sind deshalb sehr breit unterwegs und decken das gesamte Disziplinenspektrum ab, von technologischer bis zu sozialer Innovation.

Jetzt hat die Schweiz natürlich auch ein Interesse daran, besonders in gewissen Gebieten voranzukommen – Mobilität ist eines davon. Wie kann man das mit dem Bottom-up-Prinzip vereinbaren?

Die Schweiz gilt allgemein als ein sehr innovatives Land und ich denke deshalb, dass der in der Schweiz sehr verbreitete Bottom-up-Ansatz eigentlich ein Erfolgsmodell ist und gute Lösungen für Probleme hervorbringt. Es ist aber schon so, dass es immer komplexere Probleme gibt, die die Zusammenarbeit von sehr viel verschiedenen Akteuren nötig macht und zwar gerade über verschiedene Disziplinen oder Sektoren hinweg. Hier Bottom-up-Zusammenarbeit zu kreieren, ist nicht ganz so einfach und da macht es Sinn, Anreize zu schaffen. Wir haben deshalb zum Beispiel die Flagship-Initiative gegründet, wo wir – zwar immer noch sehr breit – gewisse Themen vorgeben und insbesondere verlangen, dass die Akteure transdisziplinär zusammenarbeiten und einen systemischen Ansatz haben. Sie müssen ein Problem also von verschiedenen Seiten her anschauen. Das führt natürlich dazu, dass die Konsortien dann viel grösser sind, dass Leute aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen und wenn immer möglich auch die Nutzenden direkt mitarbeiten.

Gibt es bei den Flagships Mobilitätsprojekte?

Wir haben beispielsweise ein Projekt, das sich mit der Entwicklung eines urbanen Logistiksystems befasst. Es geht darum, den Päckliverkehr in den Städten in den Griff zu bekommen. Interessant dabei zu sehen ist, dass Wettbewerber zusammenarbeiten, also dass dort die sogenannte Coopetition gilt und das macht, denke ich, auch Mut (...) Die Akteure sind viel offener geworden und sehen, dass Zusammenarbeit nötig ist, um die Resultate zu erreichen, die wir erreichen müssen, um all die Herausforderungen zu meistern, mit denen wir heute konfrontiert sind. 

 

(Video: asut Youtube-Channel)

 

* Die alljährliche DACH-Mobilitätskonferenz wird von asut gemeinsam mit its-ch, ASTRA und TCS sowie den Partnerverbänden ITS Austria, ITS mobility und ITS Germany ausgerichtet.

 

Annalise Eggimann

Die Berner Anwältin Annalise Eggimann ist seit 2018 Direktorin der Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse. Zuvor leitete sie deren Vorgängerorganisation, die Kommission für Technologie und Innovation (KTI). Weitere Stationen ihrer Karriere waren der Schweizerische Nationalfonds und das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM).

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