Man nehme: zwei kluge, digital affine Köpfe mit urban-artistischem Umfeld, die an der ETH Zürich auch noch das eine oder andere dazu gelernt haben. Ein paar Einkaufserlebnisse, bei denen die Beteiligten zunehmend frustriert in engen Umkleidekabinen eine grosse Anzahl von Jeans anprobierten, die einfach nicht so sitzen wollten, wie sie sollten. Man vermische, schüttle, knete und man erhält: eine massgeschneiderte Jeans – etwas, was normalerweise die Kaufkraft Normalsterblicher weit übersteigt. Möglich macht das ein Algorithmus, der aufgrund von sechs Körpermassen die optimale Passform errechnet.

Das ETH-Spin-off Selfnation beweist, dass sich die Vorzüge der digitalen Welt nutzen lassen, ohne die guten Seiten der analogen Welt zu gefährden. Es setzt auf traditionelle Handwerkskunst und lässt seine – von der deutschen Designerin Lisa Joos entworfenen und vom Computer optimierten – Jeans in Deutschland und im Tessin in traditioneller Handarbeit schneidern. Es verwendet italienischen Denim aus einer Manufaktur mit Detox-Greenpeace-Zertifikat, das Garn kommt aus einer traditionsreichen Nähseidenfirma im Breisgau. Die Selfnation-Gründer, der Maschinenbauingenieur Andreas Guggebühl und der Informatiker Michael Berli beweisen damit, dass profitabler Onlinehandel keineswegs synonym sein muss mit delokalisierter Billigproduktion, die sich um hierzulande geltende Umweltsstandards foutiert.

SELFNATION bei wohnraum TV, Sendung vom 06.06.2016.