Arbeit ohne Grenzen
Die Digitalisierung krempelt unsere Welt um. Das gilt auch und gerade für die Arbeitswelt. Neue technologische Hilfsmittel ermöglichen mobiles Arbeiten, die Bildung von mobilen Teams, die Reorganisation von Arbeitsumgebungen und der Art, wie und mit wem zusammengearbeitet wird. Dabei löst sich die Grenze zwischen Angestellten und selbständig Erwerbenden zunehmend auf, wie der Streit um den Status der UBER-Fahrer zeigt. Es entstehen auch neue Jobprofile: Freelancer, Solo-Selbstständige, und Crowdworker, die in multiplen Teams für multiple Aufträge unterwegs sind, oder über digitale Plattformen vermittelte kurzfristig angelegte Arbeitsverhältnisse eingehen. Dies fördert die Eigenverantwortung und führt zu mehr Beweglichkeit und Kreativität. Gleichzeitig besteht die Gefahr der Selbstausbeutung und der vollständigen Entgrenzung der Arbeit, die dann immer und überall stattfindet und doch nicht zum Leben reicht. So wie in der zynischen Werbung, mit der die globale Arbeitsvermittlungsplattform Fiverr kürzlich ein wahres digitales Sklavenleben zu verherrlichen schien: «Wenn dein Mittagessen aus einer Tasse Kaffee besteht. Wenn du dein Ding solange durchziehst, bis du dein Ding durchgezogen hast. Wenn Schlafentzug deine Lieblingsdroge ist – dann bist du ein Macher.» Ist das wirklich die Zukunft der Arbeit?
Ohne die Exzesse der sogenannten Gig-Economy beschönigen zu wollen, spürt dieses Bulletin den Chancen nach, die die Digitalisierung der Arbeitswelt eröffnet. Denn sie auszuhocken ist keine Option, wie es die Arbeitsweltspezialistin Barbara Josef in unserem Interview auf den Punkt bringt.
Warum Homeoffice und eine flexiblere Arbeitsorganisation kein gnädiges Entgegenkommen grosszügiger Arbeitgeber mehr sind, sondern ein Mittel zur Produktionssteigerung erklärt Microsoft Schweiz Chefin Marianne Janik in ihrem Editorial. Verschiedene Studien kommen zu einem ganz ähnlichen Schluss: Richtig verstandene und klug umgesetzte Flexibilität zahlt sich für Unternehmen aus. Wie das in der Praxis aussehen kann, beschreiben Swisscom und Die Mobiliar.
Und wie die Risiken vermeiden? Die Gewerkschaft syndicom ist überzeugt, dass nur sozial verträgliche technologische Entwicklungen auch wirtschaftlich nachhaltig sein können und hat dazu ein Manifest verfasst. Auch Jens O. Meissner, Professor für Organisation, Innovation und Risikomanagement an der Hochschule Luzern, setzt sich mit den Stolpersteinen der digitalisierten Arbeitswelt auseinander und gibt Tipps, wie diese vermieden werden können.
Sie ermöglichen nicht nur eine viel flexiblere Art der Arbeit, die neuen Arbeitswelten fordern auch von den Arbeitnehmern und Arbeitgebern selber sehr viel Flexibilität. Die wichtigste Einsicht bleibt am Ende wohl, dass Digitalisierung, Automatisierung, intelligente Maschinen und immer klügere Algorithmen von Menschen geschaffen wurden. An uns Menschen ist es nun, sie zu unserem besten Nutzen einzusetzen.