Die Digitalisierung findet mit oder ohne Strombranche statt!
Der weltweite Stromverbrauch aller Bitcoin-Transaktion von jährlich 24,52 Milliarden Kilowattstunden entspricht rund 42 Prozent der in der Schweiz pro Jahr verbrauchten Energiemenge. Bereits vor fünf Jahren hat gemäss einer Studie des Bundesamts für Umwelt der Betrieb der Internet-Infrastruktur in der Schweiz rund 4,6 Milliarden Kilowattstunden Strom verschlungen. Intelligente Haushaltsgeräte, die miteinander vernetzt sind und mit einem Smartphone gesteuert werden können, werden vermehrt Einzug in unseren Alltag finden und, da sie auch im Ruhezustand Strom benötigen, den Stromverbrauch ebenfalls ansteigen lassen. Wir müssen daher sicherstellen, dass die Geräte und das «Internet of Things» effizient betrieben werden und der Strom für den Betrieb aus Kraftwerken stammt, die erneuerbare Quellen wie Wind, Sonne, Biomasse, Geothermie oder Wasser nutzen.
Die Digitalisierung wird die Strombranche herausfordern. Themen wie Smart Home, Smart City, Smart Grid und Smart Metering, die Speichertechnologien oder die Datenverarbeitung werden unser heutiges Geschäftsmodell umstossen und die Stromproduktion sowie den Stromverkauf radikal verändern. In Zukunft wird der Strom nur noch per Mausklick bestellt und der Stromanbieter nicht mehr im Vordergrund stehen und somit austauschbar sein. Mit der Digitalisierung werden nicht mehr andere Energieversorgungsunternehmen unsere Konkurrenten sein, sondern Firmen wie Google, Apple, Swisscom Energy Solution oder IKEA. Diese tüfteln an Speichertechnologien, haben bereits Fuss gefasst in den Digitalisierungsthemen, bauen eigene Windparks, verringern mithilfe von künstlicher Intelligenz den Energieverbrauch der firmeneigenen Rechenzentren oder verkaufen nebst zusammenbaubaren Möbeln auch Photovoltaik-Anlagen.
Die Digitalisierung findet mit oder ohne die Strombranche statt. Der Strom für «Internet of Things» & Co. muss produziert werden, entweder direkt bei den Kundinnen und Kunden oder dort, wo es stark windet oder wo genügend Niederschläge fallen und sich die Investitionen lohnen. Damit der Strom intelligent produziert und genutzt werden kann, braucht es entsprechende Systeme und Einrichtungen. Die Abwaschmaschine muss erst zum Frühstück die Teller und Gläser gewaschen haben und das Elektroauto erst vor der Wegfahrt genügend Strom in den Batterien aufweisen. Wenn das Elektroauto einige Tage nicht im Einsatz ist, können die Batterien als intelligente Batteriespeicher verwendet werden. Die Konkurrenten der Energieversorgungsunternehmen sind bei diesen Themen bereits innovativ und verfügen heute schon über die notwendigen Infrastrukturen und Ressourcen.
Die Energieversorgungsunternehmen dürfen sich nicht auf den Pionierleistungen von früher ausruhen, sondern müssen diese als Innovationsspritze für die Zukunft ansehen. Nur wer sich rechtzeitig mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt, hat eine Chance zu überleben und kann neben dem Stromgeschäft ein neues Standbein mit Energie- und Kommunikationslösungen aufbauen. Die Rechenzentren benötigen Strom und Kälte, beides bieten wir mit unseren Energiedienstleistungen bereits heute an. Das Internet muss in die Gebäude kommen, das ermöglichen wir mit unserem Glasfasernetz. Das Stromnetz muss intelligent werden, das testen wir bereits in Zürich Affoltern. Der Strom muss «just in time» geliefert werden, das tun wir seit 125 Jahren so. Wir sind auf dem besten Weg zur nachhaltigen Digitalisierung und werden uns, wo nötig, das fehlende Wissen aneignen. Selbst wenn wir der Digitalisierung den Strom abstellen könnten, müssen wir damit rechnen, dass die Digitalisierung uns die Kraftwerke abstellt. Aber soweit lassen wir es nicht kommen. Auf uns muss sich die Strom- und ICT-Branche gefasst machen!