Schule in vordigitalen Zeiten (Foto: Piqsels)
Die vorwärts stürmende Digitalisierung verspricht allerorts mehr Effizienz: Energie einsparen und Rohstoffe nachhaltiger einsetzen. Was bedeutet das für ein Land, von dem gerne gesagt wird, sein einziger Rohstoff sei die Bildung, bzw. das Wissen und die Expertise in den Köpfen seiner Bewohnerinnen und Bewohner?
Digitale Technologien verändern Lehre und Lernen: davon betroffen sind traditionelle Lernumgebungen von der Grund- bis zur Hochschule ebenso wie Berufsbilder. Gleichzeitig ist Bildung selber eine Kulturtechnologie, die, klug angewendet, dabei helfen kann, neue digitale Technologien für Wirtschaft und Gesellschaft gewinnbringend einzusetzen.
Was also kommt hier auf unsere Volkschule, auf Lehre, Berufs- und Hochschulen zu? Was müssen, was sollen jede von ihnen auf ihrer Stufe heute vermitteln, um die Auszubildenden für die veränderten Lebens- und Arbeitswelten von morgen fit zu machen? Welche Voraussetzungen brauchen ein kritischer und souveräner Umgang mit und Einsatz von digitalen Technologien und Medien? Sind es eher abstrakte Kompetenzen, die hier gefragt sind? Genügt es, neue Formen der Zusammenarbeit zu üben, eine neue Beweglichkeit und das Denken in Prozessen zu vermitteln? Ist Programmieren eine Berufstechnik, die nur ein Teil der Bevölkerung zu beherrschen braucht oder eine neue Kulturtechnik, eine Basisfähigkeit an der in der digitalen Gesellschaft niemand mehr vorbeikommt? Wer soll solche Dinge entscheiden und was soll den Ausschlag geben: die Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes oder weiter gesteckte gesellschaftliche und politische Überlegungen und Ziele?
Diese Fragen treiben heute viele um. Sie haben die Diskussion um den Lehrplan 21 zeitweilig vergiftet und verschiedene Gremien beschäftigt, so zum Beispiel die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen. Erst letzte Woche hat sich auch der Wirtschaftsverband economiesuisse mit einem Dossier (Digitalisierung – Herausforderungen und Chancen für die Schule) zu Wort gemeldet: Er warnt davor, das Bildungssystem mit einem zu starren Bild künftiger Berufsbilder im Kopf verändern zu wollen. Stattdessen müsse die Schule breit und ganzheitlich ausbilden und die jungen Menschen dahingehend fördern und fordern, dass sie sich bestmögliche Fach-, Handlungs-, Selbst- und Sozialkompetenzen erarbeiteten. Viel Gewicht legt economiesuisse auch auf Mathematik und Informatik, sowie den massiven Einsatz von digitalen Hilfsmitteln zur individuellen Förderung.
Digitales Lernen und Lehren sieht auch asut als Schlüssel, um die Chancen der Digitalisierung auszuschöpfen. Eine von der Fachkommission Bildung des Schweizerischen Verbandes der Telekommunikation vorgelegte Studie (Zeitgemässe digitale Lern- und Lehrumgebung für die Schweizer Schulen) und ein Positionspapier (Förderung von digitalem Lernen und Lehren in der Schweiz) gehen der Frage nach, wo digitale Kompetenzen im Schweizer Bildungswesen bereits verankert sind und wo noch Potenziale bestehen.
Ist die Schweiz dem Wandel gewachsen? Wird es sich negativ auswirken, dass der neue Lehrplan 21 mit Verzögerungen befrachtet ist, dass Lehrmittel und ausgebildete Lehrkräfte zurzeit noch fehlen und viele Schulen schlicht auch noch nicht über die nötige Ausrüstung und Infrastruktur verfügen? Wer ist da gefordert und ist es legitim, wenn die Wirtschaft hier einspringt? Die dringend notwendige Debatte ist eröffnet und asut will die Suche nach Lösungen unterstützen, indem sie den Austausch zwischen allen relevanten Akteuren fördert (siehe Editorial). Eine ganze Reihe von ihnen kommen in diesem Bulletin zu Wort.