Gymnasium am digitalen Herzschlag

Alle reden von Digitalisierung und digitaler Bildung, aber manchmal muss man einfach den ersten Schritt wagen und einfach starten, statt zu warten. Das Erlangener Ohm-Gymnasium gehört zu den Vorreitern auf dem Weg zur Digitalisierung des Unterrichts. Im Rahmen des Projektseminars Informatik in der Oberstufe ist ein echtes Highlight entstanden: ein gedrucktes menschliches Herz. Ausgangspunkt war die Überlegung, wie 3D-Drucktechnologie sinnvoll in den Unterricht integriert werden könnte. In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Biologie entstand so am Drucker ein lebensechtes Modell eines menschlichen Herzens. Doch damit war das Projekt noch nicht zu Ende, schliesslich ging es jetzt darum auch die Funktionsweise des Organs zu visualisieren. Von diesem Moment an waren die Programmier-Skills der Schülerinnen und Schüler gefragt. Das gedruckte Modell wurde digital animiert und mit beeindruckenden Features versehen: So können die Lernenden auf dem Tablet sehen, wie das Blut bei jedem Schlag durch die Herzkammern gepumpt wird. Die Augmented Reality (AR) Technologie beeindruckt nicht nur optisch, sie veranschaulicht vor allem die Dynamik und Funktion des Organs und bildet damit die Brücke zwischen der realen und der virtuellen Welt.

Unter dem Titel «Augmented Ohm» hat das Projektseminar am deutschlandweiten Schulwettbewerb «Ideen bewegen» der von Samsung Electronics 2013 ins Leben gerufenen Initiative «Digitale Bildung neu denken» teilgenommen. Samsung hat es sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen der Initiative neue Perspektiven für das Lernen und Lehren an Schulen und Hochschulen zu eröffnen. Mit dem Schulwettbewerb will Samsung den Nachwuchs dazu inspirieren, gemeinsam mit Lehrkräften kreative Ideen für den digitalen Schulunterricht zu entwickeln. Auf diese Weise sollen sich die jungen Menschen frei entfalten und das kreative Potenzial neuer Technologien ausschöpfen.

   

(Fotos: Samsung)

Der vollständig schülerzentrierte Unterricht bot allen Raum für Kreativität – eine der Herzensangelegenheiten von Lehrer Thomas Zapf, der selbst mehr in der Position des Beobachters und Mentors war und seinen Schülern völlig freie Bahn liess: «Ich wünsche mir von meinen Schülerinnen und Schülern, dass sie Technologie nicht nur konsumieren, sondern sie auch aktiv und produktiv selbst gestalten – als Prosumer sozusagen.» Von der Ideenentwicklung, über die Modellierung des Herzens bis zur Programmierung der Animation – alles wurde von den Schülern selbst in die Hand genommen. Zusätzlich entwickelten sie eine App, die eine Animation des Pulsschlags und des Blutflusses sowie die Beschriftung einzelner Bestandteile wie Schlagadern und Herzkammern zum Herzmodell beinhaltet.

Dieses Engagement, die grosse Eigeninitiative und Motivation sowie das durchwegs positive Feedback sind für Zapf auch der Grund für die stetige Weiterentwicklung des Projekts, zum Beispiel um die Komponente Virtual Reality (VR).

Der Informatiklehrer ist überzeugt, dass Augmented und Virtual Reality Einzug in den Unterricht an deutschen Schulen finden wird. Insbesondere in Ganztagsschulen, im Rahmen von Wahl- oder Neigungskursen wären VR-Projekte gut aufgehoben. Denn der Faktor Zeit stellt neben der oft noch fehlenden oder verbesserungsfähigen Infrastruktur ein Hindernis für den weiteren Vormarsch der Digitalisierung des Unterrichts dar, schliesslich müssten sich seine Schüler nebenbei noch auf das nicht ganz unwichtige Abitur vorbereiten. Gleichzeitig appelliert Zapf aber auch an seine Kolleginnen und Kollegen, ihre digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln, auch um letztlich den Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien und Technologien vermitteln zu können. Es bringe nichts mehr, die Schule als analogen Schutzraum zu betrachten, das gehe im 21. Jahrhundert an der Lebenswirklichkeit der heranwachsenden Generation vorbei.

Weiterführende Informationen zur Initiative «Digitale Bildung neu denken» finden Sie hier.

 

Peter Höhn

Peter Höhn ist Manager Corporate Citizenship bei der Samsung Electronics GmbH.