Weit mehr als nur einfach viel schneller
Übernetz, Turbonetz, Netz auf Speed, Temporausch. Wenn von 5G die Rede ist, wird mit starken Begriffen operiert. Aber «Schnell» ist nur ein Aspekt der nächsten Mobilfunkgeneration.
Sicher: 5G wird schnell sein, viel schneller als seine Vorgänger, von bis zu 100 Mal höheren Datenraten ist die Rede. Zu den Testrekorden gehören zurzeit Geschwindigkeiten von über 70 Gbit/s. Solche Zahlen allein können allerdings irreführend sein, weil nicht bei allen Tests die gleichen Frequenzbänder verwendet werden – höhere Frequenzbänder ermöglichen höhere Geschwindigkeiten, haben jedoch auch eine geringere Reichweite..
Begnügen wir uns also damit, zu sagen, das 5G sehr viel schneller sein wird, als alles was vorher war. Doch das allein würde nicht genügen, um zu erklären, warum viele von einer wahren Technologierevolution sprechen. Die nicht gerade für überschwängliche Mitteilungen bekannte Internationale Fernmeldeunion (ITU) beispielsweise erklärt, 5G werde «ein Leben in bisher nicht vorstellbarer Weise» ermöglichen.
Was ist nun das Neue an 5G? Auf den Punkt gebracht: Die neue Mobilfunktechnologie wurde extra auf die Anforderungen des Internet of Things (IoT) abgestimmt. Schon seit Jahren nimmt die Bedeutung des mobilen Internets zu. Getrieben von Smartphones und Tabletts sowie unzähligen Anwendungen (App-Economy), die laufend mit dem Internet verbunden sind. Dieser Trend verstärkt sich mit IoT: Nur mit einer leistungsfähigen drahtlosen Technologie können die Sensoren, Geräte, Maschinen, Fahrzeuge oder Infrastrukturen an den Orten, an denen sie gerade stehen oder sich bewegen, vernetzt werden. Zu den Anforderungen gehören Downloadgeschwindigkeiten von mindesten 20 Gbit/s, robuste Funkverbindungen bei drastisch geringerem Stromverbrauch, eine Latenzzeit von weniger als einer Millisekunde und die Möglichkeit, mindestens 1 Million von Geräten pro Quadratkilometer ins Mobilfunknetz einloggen zu können.
Eine ganz neue Fähigkeit der 5G-Netze ist die Möglichkeit „virtuelle Netze“ mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften anzubieten. Network Slicing heisst der Fachbegriff. Damit kann beispielsweise ein Kommunikationsnetz für Blaulichtorganisationen wie Polizei, Ambulanz oder Feuerwehr eingerichtet werden, das immer über ausreichend Kapazität verfügt. Oder ein Netz für kritische Infrastrukturen in der Energiewirtschaft oder in der Industrie mit hoher Verfügbarkeit und geringen Latenzzeiten. Oder ein Netz für IoT-Sensoren mit speziellen Anforderungen an die Cyber-Security. Mit 5G können daher die Anforderungen verschiedenster Anwendungen erfüllt und garantiert werden. Dies ist mit den heutigen drahtlosen Technologien nicht möglich.
Wann ist es soweit?
In der Schweiz soll 5G im Jahr 2020 breit eingeführt werden, wobei erste Sendeanlagen und Dienste bereits dieses Jahr angeboten werden. Die dazu notwendigen Frequenzen werden im Herbst 2018 von der Eidgenössischen Kommunikationskommission vergeben. Die für 5G reservierte Frequenzmenge, verteilt über vier Frequenzbänder ( 700, 1400, 3400 und 3600 MHz), bietet im internationalen Vergleich eine gute Ausgangslage für den Ausbau der Infrastruktur.
5G: Anwendungsfelder
|
intelligente Transport- und Logistiksysteme, vernetzte Autos, automatisiertes und später autonomes Fahren |
hochpräzise Bestimmung von Ortsinformationen für Kommunikation zwischen Fahrzeugen (Car2Car) und von Fahrzeugen mit der Strasseninfrastruktur (Car2X). Höchste Verbindungsqualität, Verfügbarkeit und Störfestigkeit.
|
|
Internet der Dinge, Industrie 4.0, vernetzte Städte, smarte Landwirtschaft |
Kommunikation zwischen Objekten und deren automatisierten Steuerung. Regelungsschleifen auch für sehr schnelle Produktionsschritte und verteilt über mehrere Geräte (Critical IoT). Mit 5G sollte das schon lange beschworene IoT endlich Fahrt aufnehmen.
Höchste Verbindungsqualität, Verfügbarkeit und Störfestigkeit.
|
|
Drohnen für Transporte oder autonome Einsätze in der Katastrophenhilfe |
Praktisch verzögerungslose Steuerung auf Distanz über das taktile Internet. |
|
Smart energy |
Ultraschnelle Datenübrtragung für Sensoren mit wenig Bandbreite. Dank flächendeckender Kommunikation können Energieverbrauch und -produktion besser aufeinander abgestimmt werden. |
|
eHealth und Connected Health |
Arztbesuch über Internet, intelligente Assistenzsysteme zur Unterstützung im Alltag und Vernetzung sämtlicher Akteure im Gesundheitswesen für eine integrierte und lückenlose Betreuung.
|
|
Virtual und augmented Reality/Gaming |
Durchbruch von Datenbrillen dank flexibleren Nutzungsmöglichkeiten, beispielsweise für «Augmented Reality Maintenance» (Einblendung von relevanten Wartungsdaten in Echtzeit). |
|
Interactive HD-TV und Hochqualitäts-Broadcast-Dienste |
4K-Videos, Videokonferenzen, Cloud-Gaming und Streaming von hochauflösendem Video-Content, Steigerung der Netzwerkkapazität und Performance. |
|
Edge Computing |
Die dezentrale Datenverarbeitung am Rand des Netzwerks. Kürzere Latenzzeiten, Vermeidung von Datenstaus und Fehlerquellen beim Datentransfer und erhöhte Sicherheit, weil verschlüsselte Dateien näher am Netzwerkkern verarbeitet werden. |
|
Wearables |
Nützlichere und endlich schlauere Wearables mit VR-Trainer für Fitness-Apps inklusive. Ergänzung bei der Betreuung und Pflege kranker oder gebrechlicher Personen. |
|
Notfall-Telekommunikation |
Dank Netzwork Slicing im 5G-Netz extrem zuverlässige, vom allgemeinen Datenstrom getrennte Kommunikationswege, die auch im Krisenfall nicht zusammenbrechen. Höchste Verbindungsqualität, Verfügbarkeit und Störfestigkeit. |
|
Mobile Education |
Neue Schulungskonzepte und nachhaltige Lernerlebnisse durch Virtual Reality. |
(Infografik: asut).