Vom Maschinenbauer zum Dienstleister – ein Weckruf

Wer heute bei einem Maschinenhersteller nachfragt, wo seine Stärken liegen und wie sich sein Betrieb von der Konkurrenz abhebt, hört Antworten wie: «Unsere Maschinen zeichnen sich durch ihre Qualität aus» oder «Unsere Geräte stehen für höchste Ingenieurskunst». Und bis vor kurzem war das eine überzeugende Antwort. Heute aber sind häufig nicht die Hersteller mit der besten Mechanik am erfolgreichsten, sondern jene mit der besten Software und den besten Serviceleistungen. Viele Betriebe sind sich aber noch gar nicht bewusst, dass sie sich bereits in den vergangenen Jahren von reinen Maschinenherstellern zu Softwareunternehmern und Dienstleistungsbetrieben entwickelt haben. Denn dort finden nun die bahnbrechenden Innovationen statt.

Die klassische Mechanik ist zur Selbstverständlichkeit geworden – wer sich differenzieren möchte, muss ins Digitale investieren. Für diese Tatsache will das asut-Fachgremium «Digital Industry» das Bewusstsein erhöhen und insbesondere Schweizer KMU zeigen, dass es sich hier nicht um einen «Hype» handelt, der morgen schon wieder vorbei sein wird, sondern um eine Entwicklung, die die Schweizer Industriebetriebe nicht verschlafen dürfen. Die zunehmenden Vernetzungsmöglichkeiten führen dazu, dass angestammte Firmen plötzlich in Bedrängnis kommen – man denke an Kodak, an das Taxigewerbe oder auch die klassische Autoindustrie.

Die Digitalisierung ermöglicht neue Geschäftsmodelle und erlaubt es Industriebetrieben, sich von reinen Produktherstellern zu Dienstleistungsbetrieben zu entwickeln, die Maschinen beispielsweise nicht mehr verkaufen, sondern in Form von Service-Abos zur Verfügung stellen. Mit ihrer Hilfe können wir unseren Werkplatz stärken und trotz hoher Lohnkosten international wettbewerbsfähig bleiben.

Was braucht es dazu? Einen Weckruf. Denn Ausschlafen ist bei der heutigen Geschwindigkeit bestimmt die falsche Strategie. Mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen möchte das asut-Fachgremium daher die Schweizer KMUs zum Nachdenken anregen und aufzeigen, dass Digitalisierung auch in kleinen Schritten angepackt werden kann. Es braucht nicht zwingend das Grossprojekt, es braucht nicht die Millionen. Wichtiger sind eine Vision, eine Portion Mut und die Bereitschaft, die bestehenden Prozesse und Produkte zu hinterfragen und sich auf die Möglichkeiten der Digitalisierung einzulassen. 

Industrie 4.0, Internet of Things und wie die Schlagwörter alle heissen – neu ist das alles nicht. Ich beschäftige mich seit rund 20 Jahren mit Vernetzung. Damals sprach man noch nicht von Digitaler Transformation oder Internet of Things, sondern von Remote-Diensten und Telemetrie, die Fragestellungen waren aber bereits vergleichbar. Doch die Lösung sieht heute anders aus: Die Vernetzung ist einfacher, schneller und kostengünstiger geworden. Aber wie lassen sich diese technischen Möglichkeiten in wirtschaftlich erfolgreiche Produkte und Services ummünzen? Technisch ist heute vieles möglich. Doch was macht ökonomisch Sinn? Ich empfehle Ihnen: Setzten Sie sich mit dieser Frage auseinander – lieber heute als morgen. 

 

 

 

Hansjürg InnigerZühlke Hansjuerg.Inniger@zuehlke.com

Hansjürg Inniger ist Director Solution Center Internet of Things & Partner bei Zühlke Engineering AG. Er leitet die Arbeitsgruppe Digital Industry der asut.