Frau Merkel und die fleissige Yumi

(cdh) – Yumi ist noch sehr jung, aber am Weltwirtschaftsforum in Davos, dort wo sich die Grossen und Mächtigen dieser Welt versammeln, war sie bereits. Yumi ist keine Spitzenpolitikerin, keine Industriechefin und kein Popstar, dennoch war ihr am WEF viel Aufmerksamkeit beschieden. An ihrem Aussehen kann es nicht liegen: Sie ist eher klein und ihre Arme sind überproportioniert lang, wenn auch sehr beweglich. Nein, was besticht ist ihr Wesen: Yumi ist fleissig, unermüdlich und bescheiden. Sie erledigt selbst monotone und gefährliche Aufgaben gewissenhaft und ohne sich je zu beklagen. Und sie ist so gebaut, dass sie keinem weh tut. Gebaut? Ja, denn Yumi ist ein Roboter, besser: der Vorzeigeindustrieroboter des Schweizer Technologiekonzerns ABB.

Nicht nur am WEF hat Yumi viel Politikprominenz getroffen. Schon bei ihrem Debüt an der Hannover Messe 2015 begegnete sie, wie untenstehendes Filmchen dokumentiert, der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ihr, ein bisschen misstrauisch zwar, die Hand reicht und am Ende sogar zulächelt. Yumi hat eben ein gewinnendes Wesen. Sie ist sicher, extrem lernfähig und vernetzt  – und damit Industrie-4.0-tauglich. Sie ist leicht bedien- und programmierbar und kann deshalb sehr vielseitig und flexibel eingesetzt werden, was sie nicht nur für Grossbetriebe, sondern auch für KMU interessant macht.

An der Hannover Messe wurde Yumi, was von You und me kommt, von einer ganzen Reihe stolzer Väter und Paten begleitet. Einer davon erklärte der Bundeskanzlerin, es handle sich hier um nichts weniger als einen "revolutionären Kleinroboter". Tatsächlich kann die berührungsempfindliche Yumi mit ihren Kameraugen und ihren beweglichen Gelenken, sehr vieles: Eine Nadel einfädeln, alle möglichen Dinge – selbst so knifflige wie ein Smartphone – montieren (www.youtube.com/watch?v=0_13uh4YsJM), Papierflugzeuge bauen (www.youtube.com/watch?v=KWmTX9QotGk), Weihnachtsgeschenke einpacken (www.youtube.com/watch?v=REQ3VX5XR1I) oder, wie an der Weltausstellung in Mailand demonstriert, im Früchterayon eines Supermarktes arbeiten (www.youtube.com/watch?v=XOe1UF7YQBA). Und dies alles immer als verlässliche Zudienerin und ohne die menschlichen Kollegen an ihrer Seite je zu gefährden. Kollaborative Robotik nennt sich das.

Der Kostenpunkt für so viel Können beläuft sich auf rund 50'000 Franken. Wie viele Yumis heute schon im Einsatz sind, ist nicht bekannt, Verkaufszahlen nennt ABB keine, erklärt sich aber mit dem Absatz sehr zufrieden. Ist das alles vielleicht gar nicht so erfreulich? Wird die bescheidene und relativ preiswerte Alleskönnerin Yumi den Menschen konkurrenzieren und aus dem Produktionsprozess verdrängen? ABB ist vom Gegenteil überzeugt und spricht von einer “Arbeitsplatzschaffungsmaschine” weil der Mensch in Kooperation mit der Maschine sehr viel produktiver sei. Nicht von ungefähr hätten die Länder mit der grössten Roboterdichte der Welt – Deutschland, Japan und Südkorea ­– eine niedrige Arbeitslosigkeit.

Viele sehen in der kollaborativen Roboterdame Yumi für die Industrieproduktion deshalb, was Lucy für die Menschheit war: die Zukunft.

 

Yumis Debüt an der Hannover Messe im April 2015.