Ein revolutionärer BH
(cdh) – Im Rahmen eines Wettbewerbs haben Studierende an der ETH Lausanne einen intelligenten BH entwickelt, der Krebserkrankungen frühzeitig erkennen soll. Gemeinsam mit dem Start-up IcosaMed wollen sie ihre Erfindung nächstes Jahr auf den Markt bringen.
Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Die Heilungschancen stehen gut, wenn der Krebs frühzeitig entdeckt wird. Und genau das soll der SmartBra tun, den eine Gruppe von Studierenden der EPFL während eines Master-Kurses entwickelt hat. «Unsere Smart-Clothing-Technologie ist darauf ausgelegt, Krebs im frühesten Stadium zu erkennen. Sie verwendet eine nicht-invasive, schmerzfreie Methode, die auf einer häufigen Ultraschallüberwachung basiert», zitiert die EPFL ein Mitglied des Entwicklungsteams in einer Pressemitteilung. Die Ultraschallwellen werden von Sensoren erzeugt, die mit erneuerbaren Energien arbeiten: Sobald das piezoelektrische Material im BH durch die Bewegungen seiner Trägerin verformt wird, lädt es sich selber auf und versorgt die Sensoren mit Strom. Den brauchen diese, um das Brustgewebe nach verdächtigen Zellveränderungen zu scannen. Werden sie fündig, schlagen sie Alarm. Äusserlich sieht man dem BH sein spezielles Innenleben nicht an. Dies war eines der Ziele des Entwicklerteams: Die Technologie so unsichtbar wie möglich und ohne den Tragkomfort zu beinträchtigen in das Kleidungsstück zu integrieren.
Der Master-Kurs «Innovation und Unternehmertum im Ingenieurwesen» wurde letzten Herbst zum ersten Mal abgehalten. Er wird gemeinsam von der School of Engineering und dem College of Management of Technology der EPFL organisiert, mit dem Ziel, die Studierenden mit den Herausforderungen vertraut zu machen, die mit der Entwicklung neuer Produkte verbunden sind. Die Studententeams arbeiteten eng mit lokalen Unternehmen zusammen, um ein marktfähiges Produkt zu entwickeln, das einem von ihrem Partnerunternehmen identifizierten Bedarf entspricht. Eine Jury von EPFL-Professorinnen und Professoren beurteilt die Projekte. Der Superbra überzeugte sie am meisten.
Begeistert war auch IcosaMed, das Partnerunternehmen der Studierenden – ein im März 2019 gegründetes Neuenburger Start-up, das im Bereich intelligenter Textilien tätig ist. Es beschloss, die Partnerschaft fortzusetzen. Gemeinsam soll das Produkt nun weiterentwickelt werden. In einer ersten Phase richtet es sich an Frauen mit bereits diagnostiziertem Krebs und soll der besseren Überwachung der Krankheit dienen. Das langfristige Ziel aber wäre es, den BH nicht nur zur aktiven Früherkennung von Krebskrankheiten einsetzen zu können, sondern sogar zu deren Prävention: Durch das kontinuierliche Aussenden von kontrollierten, niedrig dosierten Ultraschallwellen könnte das Device den Selbstzerstörungsprozess der Krebszellen stimulieren – ohne die gefürchteten Nebenwirkungen vieler Krebsbehandlungen. Und wenn das klappt, dann könnte der SmartBra den Weg für andere revolutionäre Produkte – wie Unterwäsche oder Ganzkörperanzüge – ebnen, bei denen intelligente Textilien zur nicht-invasiven, schmerzfreien Erkennung und Vorbeugung verschiedener Krebsarten eingesetzt werden.
Noch ist es nicht so weit: Derzeit sucht das Entwicklerteam noch nach Geldgebern. Rund 4 Millionen Franken würden, laut EPFL, für die Fertigstellung und Vermarktung des intelligenten BHs benötigt.
https://icosamed.com/