Schweizer Klimajugend online

Viele junge Schweizerinnen und Schweizer sehen das Internet als wirksames Tool, um sich für ihre sozialen oder politischen Anliegen stark zu machen.

(cdh) – Ihre Videos sind vielleicht etwas weniger hochglanzpoliert als die meist gefolgten Schweizer Influencerinnen, ihre Motivation dafür sicher hehrer. Fünf Berner Gymnasiastinnen haben Reglow gegründet, eine Internetplattform, die Secondhand-Klamotten von meist jungen Leuten an meist junge Leute verkauft. Die Preise sind fair und die Bestellungen werden, klimaneutral verpackt, per Post verschickt oder im Umkreis von Bern per Velokurier geliefert – in die Pedale treten dann die fünf jungen Enterpreneurinnen selber.

 

Was sie motiviert, ist insbesondere der immense Wasserverbrauch der Kleidungsindustrie: «Alleine für eine Jeans werden durchschnittlich 11000 Liter Wasser verschwendet und Unmengen an Emissionen ausgestossen. Ausserdem werden bei vielen der bekanntesten Kleiderherstellern Menschen in Entwicklungsländern ausgenutzt und gezwungen, zu wahnsinnig tiefen Löhnen und schlimmen Arbeitskonditionen zu arbeiten. Nur damit die Fast Fashion Industrie reicher und reicher werden kann. Genau das wollen wir mit Reglow ändern», steht auf ihrer Webseite. Mit Reglow haben sich die fünf Gymnasiastinnen für das Finale des nationalen Wettbewerbs der Non-Profit-Organisation YES (Young Enterprise Switzerland) qualifiziert und den nationalen Hackaton-Award gewonnen.

Kann die Aufmerksamkeitsökonomie wirklich nachhaltig sein?

In den Social Media geht es darum, möglichst viel Aufmerksamkeit zu gewinnen. Diese Aufmerksamkeit ist etwas wert: Sie drückt sich in Form von Klicks und Likes aus, in Reichweite, Followerzahlen. Und das alles wiederum, ist Geld wert: Wer Aufmerksamkeit erregt, findet Sponsoren, die ein Stück davon für sich möchten.

Kann es in diesem knallharten Business um etwas anderes gehen als um glamouröse Scheinwelten? Es scheint so: Jedenfalls gibt es mehr und mehr junge Menschen, die auf Social-Media-Kanälen gesellschaftskritische Themen ansprechen oder politische Anliegen vertreten: Fair Fashion, Zero Waste, Eco-Travel. Nicht alle dieser «Sinnfluencer» sind glaubwürdig (werden aber auch rasch verspottet), viele aber schon. Die Schweizer Jugend ist damit nicht allein: Ein Beispiel sind die «Fridays for Future».

Das ist, und da wird die Sache doch wieder etwas zynisch, auch dem Marketing nicht entgangen: Sogenannte «Sustainability-Influencer», die glaubhaft dafür einstehen können, dass ein Unternehmen sich mit seinen Produkten zur Nachhaltigkeit verpflichtet, sind gefragt. «webstages.ch», eine auf Influencer-Marketing spezialisierte Agentur, nennt sie: «So etwas wie die Neuauflage von Kassensturz in Social-Media-Zeiten», und listet für ihre Kunden Schweizer Influencer auf, die sich voll und ganz der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Dazu gehören beispielsweise Anina, auf deren Blog sich alles um Gesundheit und bewussten Konsum geht. Oder Karen Fleischmann  @karenfleischman, die sich für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Modeszene einsetzt.