Aus dem digitalen Einkaufszentrum
Konsumentinnen und Konsumenten erwarten, dass hybride Einkaufserlebnisse bis 2030 selbstverständlich sind. Sie könnten dadurch globale Erfahrungen, Interaktionen und soziale Kontakte in einem vernetzten räumlichen Umfeld geniessen, ohne ihre Wohnung verlassen zu müssen. Zudem sollen AR-Brillen, wasserdichte VR-Brillen, haptische Körperanzüge und taktile Handschuhe bis 2030 zur Standardausrüstung bei Besuchen von Einkaufszentren gehören.
Von Martin Bürki
Eine hybride Mischung vernetzter Technologien, die in reale Räumlichkeiten integriert werden, sollen bis 2030 Einkaufs- und Kauferlebnisse verbessern und ein fester Bestandteil des täglichen Lebens sein. Zu dieser Prognose kommen die Autorinnen und Autoren des Berichts «10 Hot Consumer Trends» von Ericsson. Ihre Erkenntnisse basieren auf den globalen Forschungsaktivitäten des Ericsson ConsumerLabs, die sich über einen Zeitraum von mehr als einem Vierteljahrhundert erstrecken, sowie auf Daten aus einer Online-Umfrage, die im Oktober und November 2021 unter Early Adopters von Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und digitalen Assistenten in 14 Städten auf der ganzen Welt durchgeführt wurde. Das Sample repräsentiert somit die Erwartungen und Vorhersagen von rund 57 Millionen Frühanwenderinnen und Frühanwendern weltweit.
Die Befragten wurden gebeten, 15 hybride Einkaufszentren zu bewerten, die das reale Einkaufserlebnis mit Hilfe digitaler Technologien erweitern. Fast vier von fünf Befragten glauben, dass alle 15 getesteten Konzepte bis 2030 in einem gewissen Mass umgesetzt sein werden. Zudem sind sie überzeugt, dass hybride Einkaufszentren einen positiven und nachhaltigen Beitrag zum lokalen Leben leisten könnten, da die Zukunft verstärkt kommunal orientiert sein wird: 32 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Hightech-Einkaufszentren den Umzug in Kleinstädte und ländliche Gebiete praktikabler und attraktiver machen – lediglich 13 Prozent widersprechen dieser Aussage.
Einige der abgefragten Konzepte sind heute noch schwer vorstellbar. So soll bis 2030 eine grosse Anzahl von Konsumentinnen und Konsumenten mit teuren technischen Geräten wie AR-Brillen, wasserdichten VR-Brillen, haptischen Körperanzügen, taktilen Handschuhen und ähnlichem ausgestattet sein. Wenn diese Geräte jedoch zu geringeren Kosten gemeinsam genutzt werden können, ist es durchaus möglich, dass sie das tägliche Erlebnis im Einkaufszentrum bereichern.
In der All-Now-Arena (Illustration: Ericsson)
Die 10 Konsumententrends 2030 im «Everyspace Plaza» umfassen:
- Die All-Now-Arena
Sie könnten sowohl Schauspieler als auch Zuschauer sein, doch wird sie das immersive Erlebnis eher begeistern oder erschrecken? Rund acht von zehn Konsumentinnen und Konsumenten können sich Veranstaltungsräume vorstellen, in denen Künstler mittels Telepräsenztechnologie digital so lebensnah auftreten, als seien sie persönlich vor Ort.
- Der immersive Schönheitssalon
Der Verzicht auf Messer und Nadel ist für viele eine attraktive Schönheitsoption. Da sich das tägliche Leben zunehmend virtuell abspielt, werden Schönheitssalons volumetrische Modellierungstechniken zur Verschönerung des digitalen Aussehens einsetzen, die beispielsweise Makeup und Frisuren an aktuelle Trends und die Umgebung anpassen. Sieben von zehn Konsumentinnen und Konsumenten erwarten diesen Service in Einkaufszentren.
- Der Meta-Schneider
Schnelle Mode, massgeschneidert nur für sie – und ihren Avatar. Mehr als sieben von zehn AR/VR-Nutzerinnen und -Nutzern können sich einen Schneider im Einkaufszentrum vorstellen, der Stoffe verwendet, die bei Bedarf gegen Wasser abgedichtet sind oder belüftet werden können.
- Der Anyverse-Pool
Viele stellen sich die Erkundung unglaublicher Welten vor. Zwei Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten glauben, dass es Schwimmbäder geben wird, in denen man mit Hilfe eines VR-Headsets, das mit Sauerstoff versorgt wird, die Schwerelosigkeit im Weltraum erleben kann.
- Das hybride Fitnessstudio
Für viele sind körperliche Fitness und geistige Gesundheit eng miteinander verbunden. Sieben von zehn Konsumentinnen und Konsumenten erwarten, dass Fitnessstudios mit multisensorischen, auf die jeweilige Person zugeschnittenen AR/VR-Szenarien zur Verbesserung der mentalen Gesundheit ausgestattet werden.
- Die Wunschdruckerei
Reparatur und Produktion auf Abruf sind die Zukunft. Mehr als die Hälfte der Konsumentinnen und Konsumenten möchte nachhaltig in Geschäften einkaufen, die ihre alten Produkte recyceln.
- Das Restaurant am Knotenpunkt des Universums
Viele Konsumentinnen und Konsumenten bevorzugen eine ablenkungsfreie und virtuelle Gesellschaft. Die Hälfte wünscht sich Restaurants, um virtuell mit Freundinnen und Freunden zu essen, die in anderen Restaurants sitzen – egal wo auf der Welt.
- Der unendliche Laden
Vor dem Kauf das Produkt testen – zumindest virtuell. Drei Viertel der Konsumentinnen und Konsumenten erwarten, dass sie von zuhause aus Produkte ausprobieren können, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen.
- Das medizinische Mulitplexzentrum
Wir sind daran gewöhnt, dass alles sofort verfügbar ist. Warum soll das nicht auch bei der Gesunheit gelten? 77 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten erwarten medizinische Zentren in Einkaufszentren mit KI-Scannern, die den Gesundheitszustand unmittelbar erfassen können.
- Der Natur-Plus-Park
Wer in der Stadt wohnt, dem fehlt möglicherweise die Natur. 42 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten wünschen sich einen Park im Einkaufszentrum, in dem sie durch digitale und programmierbare Materialien der Natur (und allen ihren Lebewesen, selbst solchen, die bereits ausgestorben sind) näherkommen können.
In viele der oben beschriebenen Dinge werden wir höchstwahrscheinlich durch unsere Kinder oder Grosskinder eingeführt werden, ähnlich wie wir unsere eigenen Eltern oder Grosseltern mit dem Smartphone und dem App-Zeitalter vertraut gemacht haben.
Weitere Informationen:
Komplette Studie: In 2030, the local mall is your networked reality – Ericsson