Endlich in die Cloud

Von Matthias Zacher

Wir stellen aktuell fest, dass die Firmen verstärkt über die Nutzung von Cloud Services und Cloud Technologie nachdenken. Kommt also Bewegung in die nun bereits mehr als zehn Jahre andauernde Cloud Diskussion? Die Antwort lautet ja, und die individuellen Beweggründe der Firmen dafür sind vielfältig.

Fasst man die Gründe zusammen, die uns Entscheider häufig nennen, dann geht es immer um eine höhere Produktivität, grössere Kundenzufriedenheit und um Kostensenkungen. Keine Führungskraft kann sich dem beschleunigten Tagesgeschäft und höheren Kundenansprüchen verschliessen.  Die Firmen wollen und müssen also besser und schneller werden; klassische Informatik ist aber häufig ein Bremser. Zudem werden Entscheider immer wieder aufgefordert, umfassend zu digitalisieren. Diese Forderung ist aus Sicht von IDC in der Tat notwendig, und zwar aus folgendem Grund: Es geht bei der Digitalisierung ganz simpel darum, geschäftliche Ideen auf der Basis moderner Informationstechnologie weiterzuentwickeln.

Um im Wettbewerb bestehen zu können, braucht es Standards für eine unkomplizierte Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Lieferanten, ein hohes Mass an Integration von IT-Anwendungen und Daten für die schnelle Bearbeitung von Aufträgen sowie eine umfassende Automatisierung von Prozessen, um manuelle Tätigkeiten zu verringern und die Sicherheit zu erhöhen. Vor allem letztgenannter Punkt wird häufig unterschätzt. Sauber aufgesetzte automatisierte Prozesse verringern die Risiken manueller Fehler drastisch und können in Verbindung mit Tracking und Monitoring die IT-Sicherheits- und Cybersecurity-Risiken häufig schon im Vorfeld erkennen. Die geschilderten Vorteile lassen sich häufig nur mit Hilfe von Experten erzielen. Somit bietet es sich grundsätzlich an zu schauen und zu überlegen, was Spezialisten besser oder mit geringerem Aufwand erledigen können als das eigene IT-Team. Managed Services und die Cloud sind die logische Folge. Die Angebote sind vielfältig. Viele Firmen nutzen Colocation-Angebote, d. h. Rechenzentrumsflächen von spezialisierten Anbietern für einen ausfallsicheren, zutrittsgesicherten und hochverfügbaren Betrieb der eigenen IT-Infrastruktur. Zudem lassen sich über Interconnection hohe Bandbreiten erzielen. Ein weiterer Vorteil ist der Zugang zu diversen Netzbetreibern und Clouddiensten.

Die Nutzung einzelner Cloud Services hat sich bereits flächendeckend durchgesetzt. Auch wenn viele Führungskräfte und Mitarbeiter nicht auf Anhieb daran denken: Textverarbeitungsprogramme und Office-Suiten, Collaboration-Tools sowie Lösungen zum Teilen von Dateien laufen typischerweise in der Cloud oder verfügen über die Funktionalität, in der Cloud genutzt zu werden. Ähnlich sieht es im Marketing aus. Die Kollegen dort schätzen die Funktionalitäten der zahlreichen SaaS-Lösungen sehr. Diese Public Cloud Services werden häufig in funktionalen Silos betrieben und sind nicht oder nur lose in die Enterprise IT integriert.

 

Vorgabe: «Everybody goes into the cloud», (created by DALL·E mini/craiyon.com)



Mit der Nutzung von geschäftskritischen Businessanwendungen wie Enterprise Resource Planning (ERP) oder branchenspezifischen Lösungen in der Cloud waren Firmen bisher zurückhaltend. Aber auch hier zeichnet sich eine Hinwendung zur Cloud ab. Dafür sind mehrere Gründe massgeblich: Neue Releases oder zusätzliche Funktionalitäten stellen immer mehr Anbieter nur noch in einem Cloud-Modell zur Verfügung. Den Nutzern bleibt also mittelfristig keine Wahl, wenn sie ihre Lösungen modernisieren wollen oder müssen. Es gibt schon längst nicht mehr nur den einen Weg in die Cloud. Typische Szenarien sind ein «Lift und Shift», also ein Rehosting der Lösung bei einem Provider, ein Replatforming, also der Betrieb einer modernisierten Anwendung bei einem Provider, und ein Refactoring auf Basis von PaaS. Letzteres bedeutet das Berücksichtigen von Cloud-Native-Attributen wie CI/CD, DevOps, Microservices, Containern, Orchestrierung und weiteren Attributen.

Damit sind aus einer Informatik-Perspektive einige wesentliche Punkte für den Trend zur Cloud genannt. Für die meisten Entscheider geht es dabei nicht um ein «Entweder - Oder». Ihr Ziel ist es, für eine Anforderung die beste IT-Lösung zu finden. Diese kann On-Premises-Betrieb, Private Cloud, Colocation, Public Cloud, Hybrid-Cloud oder Multi Cloud lauten, oder sich in einem Misch-Szenario darstellen. Zwingende Voraussetzung der Nutzung von Cloud Services aller Couleur sind immer Vertrauen in die Geschäftsbeziehung (Trust) und Datenhoheit.
In der Öffentlichkeit und seitens der Anbieter und Provider wird aktuell Nachhaltigkeit stark propagiert. Auch hier kann die Cloud einen Wertbeitrag leisten. Die Provider und Cloud-Anbieter verfügen typischerweise über energieeffizienteste Technologien, sowohl in der IT als auch im Data-Center-Betrieb und setzen immer umfassender auf erneuerbare Energiequellen als dies vielen Firmen möglich ist.

Die Cloud setzt sich also auch in der Schweiz immer stärker durch. Wie unsere Swiss IT-Studie 2022 zeigt, zählt Cloud Computing in seinen verschiedenen Facetten für mehr als ein Drittel der Firmen zu den wichtigsten IT-Projekten des Jahres 2022. Wir erwarten, dass die Zahl der Firmen im Jahr 2023 wächst.

Die genannten Informationen entstammen dem Research von IDC inklusive verschiedenen Projekte in der Schweiz. Wir weisen gern bereits heute auf unsere neue Swiss IT-Umfrage hin, welche im November starten wird und würden uns sehr freuen, Sie als Befragungsteilnehmende gewinnen zu können.

 

Matthias Zacher

Matthias Zacher ist Senior Consultant Manager bei der International Data Corporation (IDC), dem weltweit führenden Anbieter von Marktinformationen, Beratungsdienstleistungen und Veranstaltungen auf dem Gebiet der Informationstechnologie und der Telekommunikation.