Fünf Vorteile der Cloud für die Telekommunikationsbetreiber

Vorgabe: «The cloud is good for us», (created by deepai.org)

 

Von Adolfo Hernandez

Telekommunikationsbetreiber stehen vor vielen Herausforderungen. Sie müssen intelligente Netzwerke, einschliesslich Edge-Funktionen, entwickeln, um die schnell wachsende Zahl von IoT-Geräten (Internet of Things) bewältigen zu können. Sie müssen Wege finden, wie sich ihre Investitionen in das neue 5G-Netz auszahlen. Und sie müssen Zahlungsausfälle und Umsatzeinbussen durch die COVID-19-Pandemie wieder ausgleichen können.

In dieser Situation ist es für Telekommunikationsbetreiber entscheidend, dass sie Differenzierungsmöglichkeiten nutzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Beispielsweise, indem sie mehr Wert aus bestehenden Anlagen generieren und neue Einnahmequellen durch innovative 5G-Dienste erschliessen.

Cloud-Technologie bietet Telekommunikationsbetreibern bei der Einführung von 5G fünf wesentliche Vorteile:

1.    Höherwertige Dienste mithilfe der Cloud

Die Cloud hilft Telekommunikationsbetreibern, ihre Rechenzentren schneller zu konsolidieren und zu migrieren, um so die Entwicklung von intelligenteren virtuellen Netzen voranzutreiben. Mit der Cloud-Infrastruktur und den damit verbundenen Diensten sinken die Komplexität und somit die Kosten für die Verwaltung der Backend-Infrastruktur von 5G-Netzen. Dadurch können sich die Betreiber darauf konzentrieren, ihren Kunden höherwertige Dienste anzubieten.

Praxisbeispiel: Geringe Latenzzeiten bei Telefónica Tech

Telefónica Tech setzt auf Innovationen in der Cloud und arbeitet an verschiedenen Mehrwertlösungen für Edge Computing und Cloud-native private 5G-Netzwerke. Die Lösungen laufen auf AWS Outposts und können Funktionen und Dienste mit niedriger Latenz nahtlos in die Netzwerke der Kunden einbinden. Damit eröffnen sich den Kunden von Telefónica Tech neue Anwendungsfälle für 5G und Edge Computing, maschinelles Lernen, das Internet der Dinge, Industrie 4.0 sowie Video- und Spiele-Streaming.

2.    Verbesserte Dienste und Skalierbarkeit

Andere innovative Telekommunikationsbetreiber setzen den Cloud-Umstieg mithilfe von SA-Netzwerken (Standalone Architecture) um, die mit einem 5G-Kern verbunden sind. Durch diesen vollständig digitalisierten Aufbau lassen sich Netzwerkfunktionen schneller bereitstellen. Zudem bietet die Standalone-Architektur ein hohes Mass an Flexibilität, Elastizität sowie Skalierbarkeit. Und sie ermöglicht es über das sogenannte Netzwerk-Slicing, die Netzwerkleistung an individuelle Serviceanforderungen der Kunden anzupassen.

Praxisbeispiel: Swisscom stellt Features schneller bereit

Swisscom hat für sein öffentliches 5G-Netz eine Cloud-First-Strategie gewählt, um die Agilität zu erhöhen, die betriebliche Effizienz zu steigern und die Time to Market für neue Funktionen und Services zu verkürzen. Durch diesen Ansatz kann der Betreiber zuverlässige Echtzeitdienste mit geringen Latenzzeiten liefern. Und die Kunden profitieren von einer schnellen Bereitstellung neuer Funktionen und Anwendungen sowie von einer grossen Auswahl an Datenverarbeitungs- und Speicheroptionen in der Schweiz.

Beim Einsatz in privaten Netzwerken unterstützt das Cloud-basierte 5G die Transformation auch in Branchen, die besonders hohe Anforderungen an Konnektivität, Datenverarbeitung und Latenzzeiten stellen – etwa die Fertigungsindustrie, die Unterhaltungsbranche und das Transportwesen.

Praxisbeispiel: Verteilte Workloads bei DISH

Das US-Unternehmen DISH hat sein 5G-Netzwerk in der Cloud auf Basis der AWS Regions-Infrastruktur sowie der AWS Outposts und AWS Local Zones aufgebaut. Dadurch können Geschäftskunden neue 5G-Anwendungen und -Dienste mit niedriger Latenz in verschiedenen Branchen entwickeln. Über das Cloud-basierte Netzwerk lassen sich IoT-Geräte und Mobilgeräte wie Wearables und Smartphones mit der Cloud verbinden, um Analysen, Berechnungen und maschinelles Lernen auf eine leistungsfähigere Cloud-Infrastruktur auszulagern. Die Systeme können damit in Echtzeit auf Gerätedaten reagieren.

3.    Agilität und Flexibilität

In der Cloud aufgebaute Netzwerke lassen sich flexibler betreiben, da die von den Cloud-Anbietern bereitgestellten Dienste für Rechen-, Speicher- und Netzwerkinfrastruktur durch den hohen Automatisierungsgrad die Komplexität und Arbeitsaufwände für Netzwerkbetreiber reduzieren. Telekommunikationsbetreiber können dadurch sicherstellen, dass auch in Zeiten hoher Auslastung wie etwa am Cyber Monday alle Teilnehmenden Zugang zu den für sie relevanten Diensten haben. Mithilfe automatisierter Tools lassen sich Netzwerkressourcen nach oben oder unten skalieren oder bei Bedarf neu konfigurieren, um bestimmte Kundenanforderungen zu erfüllen. Neue Dienste stehen dadurch innerhalb von Minuten bereit. Und mithilfe von Self-Service-Funktionen können die Kunden die Services auch personalisieren.

Ein Praxisbeispiel: Verizon skaliert Videokonferenzen
Das Streaming-Geschäft von Verizon beispielsweise basiert vollständig auf der Cloud und lässt sich flexibel skalieren. Damit profitieren die Kunden auch bei sehr hohen Zugriffszahlen von qualitativ hochwertigen Übertragungen. Das hat sich schon in der COVID-19-Pandemie bewährt: Um die Umstellung der Kunden auf Remote Work zu unterstützen, skalierte Verizon seine Videokonferenzplattform BlueJeans so, dass das Unternehmen in Spitzenzeiten die fünffache Anzahl der durchschnittlichen täglichen Nutzer anbinden konnte.

4.    Bessere Nutzererfahrung und Mehrwert für die Kunden

Die Cloud verändert die Art und Weise, wie 5G-Netze aufgebaut und betrieben werden. Da sie die Komplexität reduziert, sinkt der Aufwand für die Verwaltung der Netzinfrastruktur. Die Telekommunikationsbetreiber können sich also stärker auf Innovationen, den Mehrwert für ihre Kunden und bessere Nutzererlebnisse konzentrieren.

Ein Praxisbeispiel: Innovative Dienste am 5G-Edge bei Telenor
Der schwedische Telekommunikationsbetreiber Telenor hat mithilfe der Cloud die Modernisierung seiner Systeme beschleunigt. Heute bietet er 5G- und Low-Latency-Datendienste für Geschäftskunden wie beispielsweise Fertigungsbetriebe und Krankenhäuser an.

5.    Monetarisierung der 5G-Umstellung

Die Cloud ermöglicht es Telekommunikationsbetreibern zudem, ihre Betriebskosten zu senken und ihren 5G-Umstieg zu monetarisieren. Denn sie bietet fortschrittliche Funktionen in den Bereichen Mobile Edge Computing sowie IoT und stellt die wesentliche Infrastruktur für die Industrie 4.0 bereit – einschliesslich intelligenter Netze, autonomer Fahrzeuge und fortschrittlicher Datenanalysen.

Immer mehr Betreiber nutzen diese Chancen. Den Analysten von Gartner zufolge wird der weltweite Umsatz mit 5G-Netzinfrastrukturen in diesem Jahr auf 23,2 Milliarden US-Dollar steigen. 2021 waren es noch 19,1 Milliarden US-Dollar. Von diesem Wachstum werden die Betreiber direkt profitieren – etwa durch die Einrichtung zusätzlicher privater Netze, den Verkauf von Mobilfunktarifen und -geräten sowie durch die Erschliessung neuer Märkte.

Fazit

Auch wenn der Übergang zu 5G für einige schwieriger ist als für andere: Mithilfe der Cloud-Technologie können die Telekommunikationsanbieter die Chancen und Vorteile von 5G voll ausschöpfen. Die Cloud hilft, die Herausforderungen der Einführung zu bewältigen – sei es die komplexe Netzwerkorchestrierung, die Integration neuer Technologien, Anwendungen und Betriebsmodelle oder den Aufbau der für den Betrieb der neuen Netzwerke benötigten Fähigkeiten.

Die Cloud versetzt Telekommunikationsbetreiber zudem in die Lage, ihre Geschäftsmodelle zu überarbeiten und neue Möglichkeiten der Monetarisierung von 5G zu entwickeln, um zusätzliche Kundensegmente wie Unternehmenskunden und Entwickler zu bedienen. Bei all dem spielt die Cloud eine wichtige Rolle.

Adolfo Hernandez

Adolfo Hernandez ist Vice President Global Telco Business Unit bei Amazon Web Services (AWS).