Die Mobilität von morgen denken
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Von Christine D'Anna-Huber
Wie kann der Verkehr von morgen sicher, effizient und, vor allem, klimaneutral gestaltet werden? Dieser Frage ging die von asut, its-ch, ASTRA und TCS mit den Partnerverbänden ITS austria, ITS mobility und ITS Germany ausgerichtete DACH-Mobilitätskonferenz nach, die am 16. November im Berner Kursaal stattfand. Und kam zum Schluss: Gefragt ist, inmitten von Klimakrise, Energie- und Finanzierungsengpässen, von widerstreitende Partikularinteressen, nichts weniger als eine Mobilitätswende.
Einfach so weiter geht es jedenfalls nicht. Nationalrätin Edith Graf-Litscher erinnert in ihrem Editorial daran, dass das Verkehrssystem der Schweiz, so zuverlässig und sicher es heute auch noch sein mag, an seine Grenzen stossen wird. Und weil insbesondere die Ressource Raum in der Schweiz begrenzt ist, muss die effiziente Mobilität von morgen auf anderen Ressourcen aufbauen: Eine bessere Nutzung der vorhandenen Kapazitäten, eine effizientere Steuerung der Verkehrsströme. Und es braucht Anreize für Verhaltensänderungen und Umdenken. Hier wird die Digitalisierung, meint auch sie, eine entscheidende Rolle spielen und stimmt damit mit der Schlussfolgerung der DACH-Mobilitätskonferenz überein: Der Kern der Netto-Null-Mobilität ist digital.
In diesem Bulletin spinnen wir die vom asut-Kolloquium angestossenen Überlegungen weiter. Wir schauen uns zuerst die Herausforderungen genauer an: Die Verkehrsmodellierungsexperten des Bundesamtes für Raumentwicklung erläutern die Verkehrsperspektiven 2050 des Bundes und ihren Einfluss auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends. Mark Ritzmann, mit seinem Startup-Unternehmen Sponti-Car einer der innovativen Köpfe der Mobilitätsbranche, wagt eine Zukunftsprognose in sieben Punkten.
Und wie begegnen wir diesen Herausforderungen nun? Oder, anders gesagt: Was braucht die Schweiz für eine smarte und nachhaltige Mobilität?
- Ganz sicher die Bahn, sagt SBB-CEO Vincent Ducrot im Interview: als Rückgrat und treibende Kraft in einem intermodal aufgezogenen ÖV, der möglichst alle Verkehrsträger ressourcenschonend integriert und Reisewege damit von der ersten bis zur letzten Meile benutzerfreundlicher und gleichzeitig nachhaltiger machen.
- Eine starke digitale Infrastruktur, sagt Börje Ekholm, der CEO von Ericsson. Denn ohne eine umfassende, mobilfunkgestützte Vernetzung, so Ekholm, kann Europa die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen nicht bewältigen.
- Vernetzte Daten: Innovative Verkehrsplattformen, vernetzte Dienstleistungen und Angebote setzen grosse Datenmengen und intelligente Prozesse zur Datenanalyse und -verarbeitung voraus. Das Bundesamt für Landestopografie arbeitet an einer nationalen Geodateninfrastruktur, als Grundlage für neue Anwendungen und Dienstleistungen im Verkehrs- und Mobilitätsbereich. DAGSAM, ein Forschungsprojekt der Universität Basel, der Rapp AG und des Austrian Institut of Technology, untersucht derweil, welche rechtlichen und technischen Data-Governance-Lösungen für Smart-Mobility-Anwendungen notwendig sind.
- Smarte Städte: Denn die Städte – Stichworte: Klimaveränderung, Urbanisierung, Bevölkerungswachstum – werden mit besonders grossen Mobilitätsherausforderungen fertig werden müssen. In einer neuen Studie untersuchen PwC und die Hochschule Luzern wie Schweizer Städte diese Herausforderungen mit Smart-Mobility-Aktivitäten adressieren und leiten daraus Handlungsempfehlungen ab. Das internationale Frauennetzwerk «Women in Mobility» stellt die Frage, ob eine weniger von den Männern dominierte Raum- und Verkehrsplanung vielleicht zukunftsfähiger wäre?
- Und last, but sicher nicht least: Innovative Geschäftsmodelle. Durch Digitalisierung und Automatisierung ermöglicht, sind sie einer der Haupttreiber der zukünftigen Mobilität. Wie die Swiss Association for Autonomous Mobility autonome Mobilität auf die Schweizer Strassen bringen will, erläutert deren Geschäftsleiter Martin Neubauer.
Wir wünschen gute Lektüre!