Zwei Themen standen im vergangenen Jahr im Zentrum vieler Aktivitäten des Schweizerischen Verbandes der Telekommunikation asut. Zum einen beschäftigte uns weiterhin die Modernisierung der Mobilfunknetze auf die neuste Technologiegeneration 5G. Ein wichtiger Meilenstein war das Inkrafttreten der revidierten Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung am 1. Januar 2022, welche die Rechtsicherheit in Bezug auf adaptive Antennen stärkte. In der Folge hat die Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren Konferenz der Kantone (BPUK) neue Mobilfunkempfehlungen veröffentlicht, welche das Vorgehen bei geringfügigen Änderungen beschreibt. Damit konnte in vielen Kantonen die Bagatellregelung bei geringfügigen Anpassungen wieder zur Anwendung kommen. Gleichzeitig mussten wir jedoch in unserer regelmässigen Erhebung zu den hängigen Baugesuchen feststellen, dass Ende 2022 immer noch rund 3200 Baugesuche für neue Mobilfunkstandorte oder Anlageänderungen bei den Bewilligungsbehörden, Kantonen, weiteren Behörden sowie den Beschwerdeinstanzen hängig waren. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Verfahren kaum mit der Dynamik der technischen Entwicklung Schritt halten können. Neben den Verfahren spielen auch die Information und Aufklärung der Bevölkerung eine zentrale Rolle. asut leistet hierzu mit der breit abgestützten Plattform Chance5G einen wichtigen Beitrag. Chance5G informiert nicht nur über ihre Webseite, ihren Newsletter oder Social-Media, sondern hat im vergangenen Jahr mithilfe von Informationsanlässen auch den Dialog mit der Bevölkerung gesucht. Die Kommunikation kann jedoch nicht nur durch die Branche erfolgen. asut fordert daher seit langem eine verstärkte Information durch den Bund. Erfreut durften wir im letzten Jahr zur Kenntnis nehmen, dass drei Bundesämter (Gesundheit, Kommunikation und Umwelt) gemeinsam die Informations-Webseite www.5G-info.ch ins Leben gerufen haben und dort relevante Informationen und Hinweise zu Technik, Gesundheit, Immissionen, Behörden und Netzbetreiberinnen anbieten.
Das zweite Fokusthema war das Risiko einer Strommangellage in der Schweiz und deren Auswirkungen auf die Telekommunikationsinfrastruktur. Ausgehend von einer Initiative der asut-Fachgruppe Datacenter Infrastructure wurde eine Umfrage bei grossen Datacenter-Betreibern hinsichtlich der Nutzung von Notstromaggregaten zur Stromproduktion durchgeführt und gleichzeitig der Kontakt mit den zuständigen Stellen im Bundesamt für Energie (BFE) gesucht. Resultat waren mehrere Workshops zwischen dem BFE und der Branche sowie die Berücksichtigung der Notstromaggregate in der Winterstromreserve des Bundes. Damit kann unsere Branche einen wichtigen Beitrag zur Sicherung einer stabilen Stromversorgung leisten. Parallel wurden in einer Arbeitsgruppe die Auswirkungen der vom Bund vorgeschlagenen Bewirtschaftungsmassnahmen analysiert. Dabei zeigte sich, dass eine Kontingentierung der Grossverbraucher im Bereich der Telekommunikation bereits zu einem Ausfall der Versorgung bei den Endkundinnen und -kunden führen kann. Daher hat sich asut im Rahmen von Gesprächen mit dem Bundesamt für wirtschaftlichen Landesversorgung (BWL) sowie in der Vernehmlassung zu den Verordnungen dafür eingesetzt, dass die Versorgung mit Kommunikationsdiensten auch in einer Strommangellage sichergestellt werden kann.
Engagierte Expertinnen und Experten in den asut-Fachgremien
In über einem Dutzend Fachgremien und Arbeitsgruppen engagieren sich über 360 Expertinnen und Experten, welche von unseren Mitgliedern delegiert werden. In den Fachgremien findet ein Erfahrungsaustausch statt, es werden gemeinsame Positionen oder Lösungen zu Problemen erarbeitet sowie das Networking in der Branche gepflegt. Die Ausrichtung der Fachgremien reicht von Anwendungsfragen über Bildung und rechtliche Aspekt bis zu «Techniker-Gruppen». Neu dazugestossen ist die Fachkommission Sustainable ICT, die sich aktuell mit der nachhaltigen Beschaffung auseinandersetzt. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Fachgremien finden sich in den folgenden Kapiteln des Jahresberichts. Die Mitarbeit in den Fachgremien steht grundsätzlich allen asut-Mitgliedern offen. Bei Interesse an der Mitarbeit melden Sie sich bei der Geschäftsstelle.
Die Fachgremien spielen auch eine wichtige Rolle bei der politischen Arbeit der asut und insbesondere bei den Vernehmlassungen. So hat unser Verband im vergangenen Jahr anlässlich von neun Vernehmlassungen die Positionen und Anliegen der Mitglieder vertreten. Beispielsweise im Hinblick auf die eID, das Informationssicherheitsgesetz oder das Investitionsprüfungsgesetz. Zudem wurden auch Stellungnahmen zu diversen Revisionen der Fernmeldeverordnungen, technisch-administrativer Vorschriften oder der Verordnungen zur Überwachung eingereicht sowie zu den Verordnungen über die Winterstromreserve und die Bewirtschaftungsmassnahmen Strom. Darüber hinaus haben wir uns im Parlament für einen pragmatischen und umsetzbaren Jugendschutz im Film eingesetzt.
Weitere Aktivitäten
Seit 2017 betreibt asut auf Mandatsbasis die Geschäftsstelle von its-ch, der Plattform für intelligente Transportsysteme. its switzerland kann auf ein erfolgreiches und interessantes 2022 zurückblicken. So wurde weiter an der Umsetzung der Strategie aus dem Jahr 2020 gearbeitet. Viele Ziele dieser Strategie sind erreicht. 2022 wurde die Arbeitsgruppedie zunehmende Vernetzung die Mobilität beeinflussen? Auch dieses Thema wurde in einer Arbeitsgruppe bearbeitet und der Bericht erstellt. Die Publikation ist für das zweite Quartal 2023 geplant.
Das Engagement der asut bei ITS Switzerland entspricht der Strategie, dass unser Verband nicht alles selbst machen muss und wir Synergien und Kooperationen mit Partnern pflegen. Dazu gehört beispielsweise auch die Initiative Industrie 2025, welche sich an Industrieunternehmen richtet und diese bei der digitalen Transformation unterstützt. In der Swiss Data Alliance setzt sich asut mit Fragen rund um Daten und deren Nutzung auseinander und sucht mit Partnern nach Lösungen dazu. In der Swiss Datacenter Efficiency Association entwickelt asut zusammen mit Partnern aus Forschung, Verbandswelt und Wirtschaft ein Label zur Bewertung der Effizienz von Rechenzentren in der Schweiz. Zudem ist asut im Dachverband digitalswitzerland aktiv, wo sie im Vorstand durch Peter Grütter vertreten ist.
2022 erschienen drei Ausgaben des asut-Bulletins, wie gewohnt in elektronischer Form. Die Themen reichten von der Zukunft der Kommunikationstechnologie über die Cloud bis zu digitaler und nachhaltiger Mobilität. Zudem informiert asut regelmässig über einen eigenen LinkedIn-Kanal über aktuelle Verbandsereignisse.
Erfolgreiche Verbandsanlässe
Bis Ende März 2022 waren noch Corona-Massnahmen in Kraft, welche insbesondere für die Verbandsanlässe der asut eine grosse Herausforderung darstellten. So mussten die IoT-Konferenz in den September verschoben und ein Lunch-Forum abgesagt werden. Trotzdem blicken wir auf viele erfolgreiche Anlässe zurück. Nach zwei Jahren Corona bestand ein Nachholbedürfnis an Networkingmöglichkeiten und insgesamt konnten wir über 1700 Gäste an unseren Anlässen begrüssen. Die drei Lunch-Foren drehten sich um die Mobilfunktechnologie mit Beiträgen von Nokia (Industrial private wireless), Cellnex (Infrastructure-as-a-Service) und Ericsson, deren Techniker einen Einblick in die Komplexität der Netzplanung gaben. Die Member-Apéros fanden bei Swisscom (Breitbandausbau), im Innovationspark Biel (Innovation und Digitalisierung), bei Google (Datenschutz) und bei Huawei (5G Innovationen) statt.
Insgesamt blicken wir auf ein reichhaltiges Verbandsjahr zurück, dessen Erfolg wir der Treue unserer Mitglieder, dem Engagement vieler Sponsoren sowie dem unermüdlichen Einsatz der Expertinnen und Experten in unseren Fachgremien verdanken.