Möglichkeiten und Potenzial von IoT in der Robotikbranche

Von Remo Höppli, Earlybyte

Wie in vielen anderen Bereichen wird auch in der Robotik immer öfters auf IoT-Lösungen gesetzt. Zu Recht, denn IoT besitzt ein grosses Potenzial und verspricht in vielen Bereichen innovative Features, eine leichtere Handhabung des Produkts sowie Möglichkeiten der Effizienzsteigerung und Produktoptimierung auch nach dem Verkauf. Doch werden Hersteller dadurch auch vor Herausforderungen gestellt: Durch die neuen Möglichkeiten, wie zum Beispiel einer Datenauswertung via Webapp, Over-the-Air-Updates und Fernzugriff, steigt auch der Anspruch der Endkundschaft, denn ein gewisser Funktionsumfang wird schon von Beginn an erwartet. Wer also wettbewerbsfähig bleiben will, muss gezwungenermassen auf IoT setzen. Folglich bleiben vielen Unternehmen im Robotikbereich drei Möglichkeiten: Entweder man entwickelt eine eigene Lösung – was sehr teuer sein kann – findet eine Lösung ab Stange – die meist doch nicht so ganz passt – oder macht gar nichts. Einen Mittelweg zu finden bleibt jedoch vielfach eine Challenge, die es anzugehen gilt.

 

Die Erwartungen von Kunden verbinden Roboter bereits mit IoT Features (Bild: Earlybyte GmbH)


SWARM: Eine Alternative

Einen Lösungsansatz bietet das Winterthurer Startup Earlybyte, ein Softwareunternehmen, welches 2018 gegründet wurde und heute elf Mitarbeitende in drei verschiedenen Ländern zählt. Das Unternehmen hat sich auf verschiedene IoT-Lösungen spezialisiert und arbeitet seit 2022 an einer vielfältig einsetzbaren Fleet Operation Software: SWARM. Dabei handelt es sich um eine Plattform, mit welcher Roboter verbunden sind, sofern Kunden einverstanden sind. SWARM entspricht dem Konzept einer Art Toolbox, wodurch Unternehmen bereits früh IoT-Features in ihren Roboter nutzen und vermarkten können.

Dies hat mehrere Vorteile: Zum einen kann man sich auf das eigene Produkt und dessen Performance konzentrieren. So liefern das Dashboard, die Roboter- und die Missionsübersicht wichtige Daten über die allgemeine Performance eines jeden Roboters, aber auch Details über die Mission und eine Berechnung der Kosten sowie deren Einsparung in Zahlen und Grafiken. Dadurch entsteht die Möglichkeit der zentralisierten Produktoptimierung, wobei vielfältige Verlinkungen sowie Such- und Filteroptionen die Navigation unterstützen. Die generierten Performancedaten und Visualisierungen helfen dabei, das Produkt proaktiv zu verbessern und an die Wünsche der Kundschaft anzupassen.
 

Mission Report mit Karte des Reinigungsroboters K900 von Kemaro AG (Bild: Earlybyte GmbH)


Zum anderen kann man durch die Fleet Operation Plattform und dessen Features schneller konkurrenzfähig werden oder sich sogar einen Marktvorteil verschaffen. Hier ermöglicht IoT neue Möglichkeiten der Handhabung, was sich auf verschiedene Bereiche auswirken kann. SWARM arbeitet beispielsweise mit einem rollenbasierten Zugriff. Dabei besitzen Hersteller und deren Lieferanten und Kunden eine vordefinierte Zugriffsberechtigung, was nicht nur die Verwaltung des Produkts vereinfacht, sondern der Kundschaft Einsicht in die Performancedaten sowie Informationen über den Zustand der eigenen Roboter ermöglicht. Weiter werden Störungen und Bugs schnell ersichtlich und können über die vorkonfigurierten Fehlermeldungen einfacher vom Hersteller identifiziert werden. Dies erlaubt eine effizientere Fehlerbehebung und folglich einen gesteigerten Kundenservice.
 

Anwendungsbeispiel: Kemaro AG

SWARM ist bereits für den Reinigungsroboter K900 des Herstellers Kemaro AG im Einsatz. Der autonom funktionierende Roboter für die industrielle Reinigung stärkt die Zufriedenheit der eigenen Kundschaft durch die zusätzlichen Vorteile einer einfachen und zugänglichen IoT-Lösung. Gerade in der Industrie, wo eine Reinigung je nach Ort gesundheitliche Risiken für Menschen bringen kann, ist ein autonom funktionierender Roboter, dessen Leistung über eine Plattform abgerufen werden kann, lukrativ und innovativ. Besonders die Möglichkeit für die Kundschaft, ebenfalls auf die generierten Performancedaten ihrer gekauften Roboter sowie deren Status Einsicht zu bekommen, stösst auf Anklang. Im Falle von Kemaro besteht der Vorteil einer IoT-Lösung also nicht nur darin, das Produkt an die Bedürfnisse der Kundschaft optimaler anzupassen, sondern auch, ihnen einen tieferen Einblick in ihr gekauftes Produkt zu ermöglichen und die Investition so zusätzlich zu rechtfertigen.

Der K900-Roboter arbeitet autonom und ist perfekt für Reinigungsarbeiten an staubigen Orten wie Lagerhäuser. (Bild: Kemaro AG)
 

IoT bringt in der Robotikbranche also viele neue Möglichkeiten und Chancen, jedoch auch Herausforderungen: Viele Hersteller stehen vor dem Problem, dass ihre Kundschaft Produkte mit IoT-Features erwartet, diese jedoch viel kosten oder selbst entwickelt werden müssen. IoT-Lösungen wie SWARM zeigen jedoch, dass einfache, kostengünstige Möglichkeiten bestehen und ein Potenzial beherbergen: Roboterhersteller können durch verschiedene Insights ihr Produkt an die Wünsche und den Gebrauch ihrer Kundschaft anpassen und durch neue IoT-ermöglichten Features, wie beispielsweise die Fehlerbehebung, die Qualität des Kundenservices optimieren. Die Robotikbranche zeigt also am Ende, dass IoT-Lösungen nicht nur möglich sind, sondern ein grosses Potenzial besitzen, das es zu entdecken gilt.

 

Remo Höppli

Remo Höppli ist Co-Founder und Software-Engineer bei Earlybyte.