Zukunftssichere Mobilität: Wie Resilienz und Digitalisierung Hand in Hand gehen

Von Isabella Geis, Wavestone

Extreme Wetterereignisse sind eine der Herausforderungen für die Zuverlässigkeit moderner Mobilitätssysteme (Foto: piqsels)

Die Welt verändert sich rasant – und mit ihr die Mobilität. Volatilität wird unser täglicher Begleiter. Extreme Wetterereignisse, geopolitische Instabilität und Cyberangriffe auf Kritische Infrastrukturen (KRITIS) gefährden nicht nur unsere Sicherheit, sondern auch die Zuverlässigkeit der Mobilität. Gleichzeitig verschärfen Personalmangel und ein wachsendes Verkehrsaufkommen bei begrenzter Infrastruktur die Herausforderungen. Digitalisierung bietet enorme Chancen, birgt aber auch Risiken. Resilienz muss deshalb von Anfang an in jedes Digitalisierungsprojekt integriert werden.

Neue Chancen, neue Risiken

Digitalisierung transformiert die Mobilität: Künstliche Intelligenz prägt Entscheidungsprozesse und Kundenkommunikation. Durch die Erschliessung immer neuer Datenquellen kann Mobilitätsnachfrage lang- und kurzfristig vorhergesagt werden und das Mobilitätsangebot dynamisch geplant werden. Predictive Demand ist schon lange kein neues Thema, aber die Algorithmen werden immer effizienter und effektiver. Weitere Anwendungsfälle reichen von intelligenter Disposition, avatar-gestützter Kundenkommunikation, zu automatisiertem Fahren auf Strasse oder Schiene. All das sind Ansätze, die das Potenzial haben, unsere Mobilität sicherer oder effizienter zu gestalten. Doch mit jedem Fortschritt entstehen neue Angriffsflächen – insbesondere in sicherheitskritischen IT-Systemen. Digitalisierung ist ein Hebel für Innovation, aber sie fordert uns auch heraus, Risiken proaktiv anzugehen.

Resilienzhebel 1: Cyber Security zur Priorität machen

Mobilität hatte schon immer leicht zugängliche Schwachstellen durch öffentlich zugängliche Infrastruktur, Gebäude oder Fahrzeuge. Vandalismus oder Sabotage gehören zum Daily Business. Mit der zunehmenden Digitalisierung kommen neue Schwachstellen hinzu, insbesondere in IT- und Betriebssystemen. Angriffe, wie jüngst auf Transport for London zeigen, wie verwundbar IT-Systeme auch in der Mobilität sind. Cybersicherheit muss daher absolute Priorität haben, um Mobilität nachhaltig zu schützen.

Resilienzhebel 2: Die Beschaffung modernisieren und Regulierung beschleunigen

Wir wissen schon vom Autofahren: Die brenzligen Situationen entstehen u.a. dort, wo hohe Geschwindigkeitsunterschiede aufeinandertreffen. Die Geschwindigkeit digitaler Innovationen überholt oft Regulierung und interne Prozesse wie Beschaffung. Gerade in der Mobilität, wo viele Akteure an öffentliche Vergaberichtlinien gebunden sind, kommt die Anpassung der IT, z.B. in Infrastruktur oder Fahrzeugen, der Softwareentwicklung im Markt nicht nach. Schnelligkeit und Flexibilität müssen auch in der Beschaffung Einzug halten – unterstützt durch klare, angepasste Regularien. Nur so können digitale Technologien zeitnah umgesetzt werden.

Resilienzhebel 3: Disruptionen eine Chance geben

Technologische Durchbrüche erfolgen oft sprunghaft. Was gestern noch Zukunftsmusik war, prägt heute den Alltag – etwa KI-gestützte virtuelle Assistenten in der Kundenkommunikation. Unternehmen, die flexibel bleiben und eine agile Unternehmenskultur fördern, können solche disruptiven Chancen nutzen, statt von ihnen überrollt zu werden.

Resilienzhebel 4: Verzahnung von Business und IT mit dem Menschen im Mittelpunkt

Resiliente Mobilität gelingt nur, wenn Geschäftsprozesse und IT-Systeme eng miteinander verzahnt sind – und die Menschen als Herzstück dieser Transformation aktiv mitwirken. Mitarbeitende, welche die Verzahnung unterstützen und fördern, die neue Technologien verstehen und anwenden, sind unverzichtbar. Schulungen und eine resiliente Unternehmenskultur schaffen die Grundlage, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.

Resilienz als Zukunftsstrategie für die Mobilität

Die Zukunft ist unberechenbar und volatil – aber das muss uns nicht entmutigen. Resilienz ist der Schlüssel und Digitalisierung ein ganz zentraler Baustein, wenn wir sie richtig und sicher angehen. Jetzt ist der Moment für uns als Akteure der Mobilitätsbranche aktiv zu werden: jeder für sich, aber auch wir gemeinsam für die Branche. Denn am Ende schaffen wir es nur alle zusammen, Mobilität resilient zu gestalten.

Isabelle Geis

Dr. Isabella Geis ist Associate Partner bei Wavestone und verantwortet die Practice Mobility, Infrastructure & Transportation.