Zug: Blockchain-Identität für alle Einwohner

Ab September 2017 bietet die Stadt Zug allen Einwohnerinnen und Einwohner die Möglichkeit, eine digitale Identität zu bekommen. Diese basiert auf einer App, welche persönliche Informationen mithilfe von Blockchain-Technologie sichert und mit einer Crypto-Adresse verknüpft. Die Einwohnerinnen und Einwohner registrieren ihre Identität eigenständig über die App. Anschliessend wird die Identität bei der Einwohnerkontrolle der Stadt Zug beglaubigt. Bis im September will die Stadt Zug mit Blockchain-Anwendungen weitere Erfahrungen sammeln und voraussichtlich im Frühling 2018 unter den Einwohnerinnen und Einwohnern eine E-Voting-Konsultativabstimmung durchführen.

(Stadt Zug) – Mit der elektronischen Identität tut sich die Schweiz schwer. Einig ist man sich, dass es eine solche braucht, und zwar bald, wenn man den Schwung der Digitalisierung nutzen will. Immer mehr digitale Anwendungen im privaten oder staatlichen Bereich verlangen eine eindeutige fälschungssichere Identifikation, die nicht allein auf einem Password beruht. Aktuell stehen vor allem zentralisierte Lösungen im Fokus, so auch die vom Bund mit externen Partnern verfolgten Projekte wie z.B. die «Suisse ID». Bis heute konnten sich diese Lösungen nicht durchsetzen. Dies liegt vor allem daran, dass sie in der Anwendung relativ kompliziert sind und technisch schon heute als veraltet gelten.

Zug – Hochburg der Verschlüsselungstechnologie

Die Zuger Kirschtorte gibt es zwar immer noch, aber was Zug heute bekannt macht,  ist etwas ganz anderes: So hat die Hauptstadt des Schweizer Crypto-Valleys, eines Clusters von Kryptowährungs- und Blockchain-Unternehmen, als erste Stadt der Welt Schlagzeilen gemacht, die Bitcoins für städtische Dienstleistungen akzeptiert.

Im Juli dieses Jahres hat Zug wieder von sich reden gemacht: Am 16. E-Government-Wettbewerb in Berlin hat es für seine elektronische Identifikationslösung «Zuglogin» die Silbermedallie in der Kategorie «Bestes Infrastrukturprojekt» eingeheimst. Der Wettbewerb ist seit vielen Jahren ein anerkannter Gradmesser für E-Government-Lösungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

 


Die Stadt Zug verfolgt gemäss Stadtpräsident Dolfi Müller einen eigenen Weg: «Wir wollen eine einzige elektronische Identität – eine Art digitalen Pass – für alle möglichen Anwendungen. Und wir wollen diese digitale ID nicht zentralisiert bei der Stadt, sondern auf der Blockchain. Wir überprüfen und bestätigen lediglich die Identität einer Person.» Die Anwendungen sollen sich dabei nicht allein auf städtische Dienstleistungen wie Gebühreninkasso oder Raumvermietung beschränken. In einer ersten Phase steht eine Konsultativabstimmung über «e-Voting» im Vordergrund, die voraussichtlich im Frühling 2018 stattfinden wird.

Basierend auf der Ethereum-Blockchain, der grössten Blockchain 2.0 der Welt mit Wurzeln in Zug, wurde durch die Projektverantwortlichen eine App-Lösung entwickelt, mit welcher die Identität einer Person festgestellt werden kann. Die Blockchain ist, vereinfacht ausgedrückt, eine dezentrale Datenbank, in welcher fälschungssicher alle Informationen und Transaktionen der interagierenden Teilnehmer festgehalten sind. Dies im Gegensatz zu zentral organisierten Datenbanken, deren Inhalte durch den Eigentümer kontrolliert werden.

An der Entwicklung beteiligt waren das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern sowie die Firmen Consensys-uPort (Zug) und ti&m (Zürich). Mathias Bucher, Dozent am IFZ Luzern, betont: «Heute liegt unsere digitale Identität noch bei grossen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, die daraus Profit schlagen. Eine selbstverwaltete, sichere und beglaubigte Identität ist für das Funktionieren einer immer digitaleren Gesellschaft aber unabdingbar. Es spricht für das Crypto Valley Zug, dass wir in Zusammenarbeit von Forschung, Industrie und Behörden eine solche Identität pragmatisch realisieren können.»
 

 

 

Präsentation von Dr. Mathias Bucher

Dozent Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) – Hochschule Luzern HSLU, anlässlich der Medienorientierung der Stadt Zug vom 7. Juli 2017.