Wenn Start-ups erwachsen werden

(cdh) – Ein Scale-up unterscheidet sich von einem Start-up dadurch, dass es bereits in eine nächste Wachstumsphase eingetreten ist: Das Geschäftsmodell ist konsolidiert und nun geht es darum, zu wachsen und den gesamten potenziellen Markt zu erobern – und zwar weltweit. Konkret gilt ein Jungunternehmen dann als skalierend, wenn es mehr als 10 (Vollzeit-)Mitarbeitende zählt und über einen Zeitraum von drei Jahren jedes Jahr kontinuierlich um mindestens 20 Prozent wächst. Während die Innovation bei Start-ups noch Funken schlägt, so brennt sie bei Scale-ups also bereits mit kräftiger Flamme.

In der Schweiz gibt es eine ganze Liste von Start-ups auf Expansionskurs. Venturelab führt eine Liste von 25 vielversprechenden Scale-up-Unternehmen, Innosuisse hat Anfang dieses Jahres 16 Kandidaten in sein zweijähriges Scale-up-Coaching aufgenommen, digitalswitzerland führt Scale-up-Bootcamps durch und auch der Kanton Waadt fördert Scale-ups dezidiert: 27 sind es dieses Jahr, gesamthaft haben sie seit ihrer Gründung weltweit beinahe 3200 Arbeitsstellen geschaffen, gut die Hälfte davon in der Schweiz. Zu den Stars gehört die Bioinformatikfirma Sophia Genetics, die sogar im «Wall Street Journal» Schlagzeilen gemacht hat – keine Selbstverständlichkeit für ein 2011 gestartetes Schweizer Unternehmen. Grund war die letzte Finanzierungsrunde, bei der Sophia Genetics rund 110 Millionen US-Dollar einsammeln konnte. Sophia Genetics ist Leader im Bereich der datengetriebenen Medizin. Seine Big-Data-Analyse-Plattform berechnet aufgrund von unzähligen gespeicherten DNA-Sequenzen klinisch relevante Korrelationen und damit mögliche Krankheitsrisiken. Diese Diagnosen werden durch selbstlernende KI-Algorithmen und die Kombination mit Daten aus weiteren Diagnoseverfahren fortwährend verbessert. Derzeit greifen über 1000 Kliniken regelmässig auf die inzwischen rund 600'000 Patientengenomen umfassenden Datenbank des Unternehmens zu, zu dessen Investoren der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore zählt. 2017 listete das Wissenschaftsmagazin MIT Technology Review Sophia Genetics unter den «50 smartesten Unternehmen weltweit».

 

 

 

Auf einem ganz anderen Gebiet ist Frontiers tätig, eine preisgekrönte Open-Access-Plattform, die das wissenschaftliche Publizieren für Forscher und Gutachter vereinfachen und zudem objektiver und kollaborativer gestalten will. Frontiers ist Teil der Open-Science-Bewegung, die dafür einsteht, dass die Erkenntnisse von mit öffentlichen Geldern finanzierter Forschung auch allgemein und kostenlos zugänglich sein sollen. Das Start-up wurde 2017 von der Neurowissenschaftlerin Kamila Markram mitbegründet. Markram hatte sich während ihrem Doktorat an der EPFL daran gestossen, dass die meisten wissenschaftlichen Artikel hinter Paywalls versteckt sind, deren Zugang oft so kostspielig ist, dass selbst Hochschulen nur eine begrenzte Anzahl von wissenschaftlichen Journals abonnieren. Kamila Markram ist nicht nur überzeugt, dass Wissenschaft allen gehört. In ihrem TedTalk erklärt sie vielmehr, dass nichts weniger als das Wohl und die Zukunft der Welt vom freien Zugang zu den Erkenntnissen der Wissenschaft abhängen.