Konnektivität – eine Auslegeordnung

Von Christine D'Anna-Huber

Nachdem das Bundesamt für Umwelt (BAFU) im Februar dieses Jahres die lang erwartete Vollzugshilfe zuhanden von Gemeinden und Kantonen veröffentlichte, schien dem 5G-Ausbau nichts mehr im Weg zu stehen. Stattdessen hat die Debatte um 5G wieder Fahrt aufgenommen. Denn ein von der Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz in Auftrag gegebenes Gutachten des Instituts für Schweizerisches und Internationales Baurecht ist inzwischen zum Schluss gekommen, dass die Bagatellverfahren, mithilfe derer bestehende Antennen für 5G aufgerüstet werden, rechtlich nicht zulässig seien. Isabelle Häner, Rechtsprofessorin an der Universität Zürich schreibt in einer von den Mobilfunkbetreibern veranlassten Analyse hingegen, dass Bagatellverfahren nicht nur zulässig seien, sondern eigentlich zwingend – solange die Vorschriften der Kantone eingehalten würden. Bis klar ist, was nun gelten soll, drohen dem Ausbau der schnellen Mobilfunkgeneration wieder erhebliche Verzögerungen. Derweil verdoppelt sich das mobile Datenvolumen in der Schweiz jedes zweite Jahr. Kann sich unser Land den Zusammenbruch der Fernmeldenetze leisten? Nein, schreibt die grünliberale Nationalrätin Isabelle Chevalley und wünscht sich in ihrem Beitrag mehr Mut seitens der Politik, des Bundes und der Kantone.

Der nicht immer mit sachlichen Argumenten geführte Widerstand gegen 5G lässt die Vermutung plausibel erscheinen, dass wir es hier mit einer ideologischen Stellvertreterdebatte zu tun haben. Im Zentrum steht das wachsende Unbehagen vieler Menschen gegenüber der digitalen Transformation, die gerade in rasantem Tempo zahlreiche Lebensbereiche erfasst. In ihren Augen tut es deshalb wenig zur Sache, dass es aus Sicht der Wissenschaft keinerlei Belege für gesundheitliche Risiken gibt, wie der ETH-Forscher Jürg Eberhard in unserem Interview darlegt.

Es geht uns in diesem Bulletin jedoch nicht darum, die 5G-Debatte weiterzudrehen. Sondern die Information in den Vordergrund zu stellen: Welches sind denn nun eigentlich die ganz handfesten Vorteile der wachsenden Konnektivität? Was macht sie zur kritischen Infrastruktur einer innovativen Gesellschaft? Welches sind die konkreten Anwendungen, die nicht nur rein theoretisch überzeugen? Stimmt es, dass die fünfte Mobilfunkgeneration, unserer Gesellschaft dabei helfen kann, die vielfältigen Herausforderungen zu meistern, mit denen sie sich heute konfrontiert sieht? Und schliesslich: Was kommt nach 5G?

Kopf voran –  Die Attacke auf den Mobilfunkpapst Teil 1 und Teil 2

Autor: Christian von Burg, Moderation: Katharina Bochsler, Redaktion: Cathrin Caprez

Dieser Podcast der SRF-Wissenschaftsredaktion dreht sich um Martin Röösli, einen der gefragtesten Experte in Sachen Mobilfunkstrahlung in der Schweiz. Immer wenn es darum geht, ob 5G, Antennen oder Handys eine gesundheitliche Gefahr für uns darstellen, kommt er zu Wort. Kritiker werfen ihm allerdings vor, er sei mit der Mobilfunkindustrie verbandelt und arbeite nicht sauber. Was ist an diesen Vorwürfen dran?

 

Christine D'Anna-Huber

Die Publizistin Christine D'Anna-Huber (cdh) ist Redaktionsleiterin des asut-Bulletins und Inhaberin des Textbüros cdh, Wissenschaft im Text.