Mehr Teilnehmende als je zuvor, eine hochkarätige Referentenliste, ungemein spannende Vorträge, streitlustige Panelteilnehmer und ein mit typisch helvetischem Understatement ganz nebenbei erwähnter Scoop: Das war der 42. Swiss Telecommunication Summit im Berner Kursaal, an dem es um die Frage ging, wie die Schweiz sich für die digitale Zukunft fit machen kann.
(cdh) – Die Zukunft kommt bestimmt. Und sie ist, ganz ohne Zweifel, digital. Sie ist zudem, wie jede Zukunft, mit Unsicherheit behaftet. Und vielleicht ist diese Unsicherheit im Fall der Digitalisierung sogar noch ein bisschen grösser. Schon jetzt, nach wenigen Jahrzehnten, hat sie verschiedene Branchen fast bis zur Unkenntlichkeit verändert und knöpft sich, mit ungewissem Ausgang, nun weitere vor. Es gibt neue Ansätze, aber keine Patentrezepte. Es gibt neue Geschäftsmodelle, aber bombensicher ist keines davon. Alle hoffen, auf Seite der Gewinner zu stehen, alle wissen, dass es auch Verlierer geben wird.
Die Welt steht Kopf
Ganz klar ist die digitale Transformation mit grossen Chancen verbunden, mit der Möglichkeit von Effizienzsteigerung und Ressourcenschonung, mit dem Aufbrechen von verkrusteten Strukturen, dem Übergang von proprietären Modellen zur Sharing Economy, zu einer Wirtschaft der immateriellen Güter und Dienstleistungen und zu einer allgemeinen Umverteilung der Karten: "Dass die Kernressource der digitalen Wirtschaft, die Daten, im Überfluss vorhanden sind und allen offen stehen, das verändert die Spielregeln und stellt die Welt auf den Kopf", sagte asut-Präsident Peter Grütter in seinem Grusswort.
Die digitale Zukunft kommt, und es wäre gut, sich von ihr nicht überrollen zu lassen, sondern sie mitzugestalten. Die Voraussetzungen dafür sind in der Schweiz ideal. Hervorragende und verlässliche Infrastrukturen, erstklassige Forschung, ein patentes Bildungssystem und ein weitgehender Konsens von Politik, Wirtschaft und Hochschulen, zu all diesen Faktoren Sorge tragen zu wollen. Fast beiläufig gab etwa Swisscom-CEO Urs Schaeppi am Ende seines Referats bekannt, Swisscom werde zusammen mit Ericsson und der EPFL eine 5G-Testumgebung bauen, damit die Schweiz auch bei der nächsten Generation von Netzwerken ganz vorne dabei sein kann.
Ungelöste Fragen
In diversen Referaten wurde – von Netzausrüstern und Telco-Chefs, von einer Wirtschaftshistorikerin, von Start-up-Unternehmern und Vertretern der Bundesverwaltung denn auch immer wieder – aus aktuellem Anlass – ein Vergleich aus der Fussballwelt bemüht: In der ersten Halbzeit mag die Schweiz nur mittelmässig gespielt haben, die zweite aber wird sie gewinnen.
Neben aller Zuversicht drängten sich am 42. Swiss Telecommunication Summit auch wichtige Fragen in den Vordergrund: Wir haben die Voraussetzungen, aber haben wir auch die Vision und das "Mindset" die es braucht, um die Transformation zu stemmen? Welchen Nährboden braucht Innovation? Warum können wir hierzulande mit Fehlern nicht umgehen? Und an wem ist es, die Entwicklung in günstige Bahnen zu lenken? Kann das, soll das der der Staat tun? Und verfügt er überhaupt über genügend griffige Instrumente und genügt es wirklich – Stichwort Revision des Fernmeldegesetzes – gesetzliche Leitplanken aus einer ganz anderen Epoche ein bisschen aufzudatieren?
Dass es auf all diese Fragen nur ansatzweise Antworten gab, ist keine Schwäche des asut-Seminars, sondern seine über die Jahre gewachsene Stärke. Es hat sich als wichtige Plattform für den Stakeholderdialog etabliert, der den Umgang mit den Herausforderungen der Digitalisierung in der Schweiz begleiten muss. Und dafür, so erklärte Bakom-Direktor Philipp Metzger, gebühre ihm Anerkennung und Dank.