Grabenkämpfe zwischen dem motorisierten Individualverkehr und dem ÖV sind für Dirk Bödeker, Leiter Mobility Services bei der Siemens Schweiz AG, ein Ding der Vergangenheit. Die smarte Mobilität der Zukunft muss gemeinsam auf den Erfahrungen beider Welten aufbauen.
Das Gebot der Stunde heisst kombinierte Mobilitätsketten für den Endkunden. Die Zeiten, als sich Bahn und Strasse gegenseitig die Kunden abjagten, sind vorbei. Jetzt geht es darum, mithilfe von Smart Data oder Datenkommunikation in den verschiedensten Bereichen Kapazitäten zu erhöhen, Betriebskosten zu senken und den Mobilitätsnutzern ein individualisiertes Mobilitätserlebnis zu ermöglichen.
Die Daten dafür sind da – es werden sogar immer mehr: Über 50 Prozent aller weltweit verfügbaren Daten wurden allein im letzten Jahr erhoben. Oder anders gesagt: das Datenvolumen verdoppelt sich jedes Jahr. Davon genutzt wird allerdings nur ein verschwindend kleiner Teil von 0,5 Prozent. Die grosse Mehrheit der Daten landet also auf Datenfriedhöfen. Gleichzeitig ist vielen klar: die nächste grosse Verdienstquelle werden Daten sein, aber Kundenmehrwert entsteht nur, wenn Daten geschickt analysiert und den Firmen zur Verfügung gestellt werden. Siemens stellt seine Erfahrung auf dem Gebiet des Data Minings, des maschinellen Lernens und der Smart Predictions Unternehmen zur Verfügung. Denn der wirkliche Mehrwert ergibt sich erst dann, wenn die Datenanalyse mit dem in den Betrieben vorhandenen Fach- und Sachwissen kombiniert wird, wenn also der Datenanalyst mit dem Ingenieur zusammensitzt. Daraus lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten, wie sich Prozesse verbessern lassen.
Anhand der Art, wie die Fahrwegqualität bei der Bahn gemessen wird, lässt sich das veranschaulichen: früher wurden die Wegstrecken zu Fuss fast täglich abgegangen, dann kamen Messzüge, die die Qualität der Trassen vermessen. Heute sammelt eine kleine smarte Box im Fahrgestell alle 10 Sekunden Erschütterungsdaten und liefert Daten zum Zustand der Räder und der Schiene. Kombiniert mit den Daten, die die Erschütterungssensoren in den Smartphones der Bahnreisenden erheben, lassen sich daraus mit immer weniger Aufwand immer exaktere Informationen zur Qualität der Fahrstrecke herausfiltern.
Zusammengefasst ermöglichen Smart-Data-Analysen im Mobilitätsbereich Kostenreduktionen durch vorausschauende Instandhaltung, Kapazitätserhöhung durch autonomes Fahren und eine viel individuellere Mobilität durch Mobilitätsplattformen, so dass jeder Benutzer auch im ÖV sein ganz persönliches Mobilitätserlebnis hat. Dirk Bödeker schloss mit dem Appel, die riesigen Mengen von anfallenden Daten zu nutzen, um die drängenden Herausforderungen im Mobilitätsbereich angehen zu können. Und nutzen heisse im Fall von Daten nicht, dass man eifersüchtig darauf sitze und sie mit keinem teile: «Viele Daten finden ihren Wert erst dann, wenn wir gemeinsam einen Nutzen daraus ziehen.»
Das Referat von Dirk Bödeker finden Sie hier.