Die Lektion des Güterverkehrs
Die intelligente Nutzung von Daten findet auch im Güterverkehr vielversprechende Anwendungen. Was dabei herauskommt, zeigt das Beispiel der Schweizer Transportfirma Planzer.
Planzer ist ein Traditionsunternehmen, ein Familienbetrieb in der dritten Generation mit 4800 Mitarbeitern, 1350 Fahrzeugen, 350 Bahnwagen pro Nacht, 23'000 Sendungen pro Tag sowie 11 Hochregallager für 172'000 Paletten, vor allem in der Schweiz tätig, aber auch international aktiv. Seit gut 20 Jahren versucht Planzer mit IT-Unterstützung Leerfahrten möglichst zu vermeiden sowie Lager und Logistik effizient zu managen – das dabei aufgebaute Know-how wird als eine wichtige Kernkompetenz der Firma gepflegt, weil sie ihr dabei hilft, mit der Zeit zu gehen, Prozesse fortlaufend zu verschlanken und zu optimieren und dadurch kompetitiv zu bleiben. Ein lehrreicher Anwendungsfall in diesem Sinn wird der Paketdienst sein, den Planzer im Januar 2018 lanciert. Mithilfe des Fraunhofer-Instituts hat die hauseigene IT-Abteilung ein Produkt für die datengestützte Verwaltung und vollautomatische Abwicklung des gesamten Lieferprozesses ohne Disponenten entwickelt.
Einen entscheidenden Einfluss auf die effizientere Abwicklung des Güterverkehrs in der Schweiz hat für Planzer auch die Einführung der «Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe» (LSVA) im Jahr 2001 gehabt. Die Abgabe wird auf alle Schweizer und ausländischen Fahrzeuge erhoben, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Die Höhe des zu entrichtenden Betrags hängt von den zurückgelegten Kilometern, dem genehmigten Höchstgewicht und den Emissionswerten (Euro-Kategorie) des Fahrzeugs ab. Laut Planzer hat die LSVA dazu geführt, dass heute im Schweizer Transportwesen grössere Mengen mit weniger LKWs transportiert werden – die vom Bund in Aussicht gestellte umweltverträglichere Verlagerung des Transports von der Strasse auf die Schiene hingegen habe im inländischen Güterverkehr nicht stattgefunden: Nach wie vor würden in der Schweiz mehr als 80 Prozent der nationalen Verteilung auf der Strasse abgewickelt, obwohl dort inzwischen die wachsenden Staustunden einen so grossen Kostenfaktor darstellten, dass Planzer sie ab Januar 2018 seinen Kunden in Rechnung stellen wird. Günstig hat sich die LSVA hingegen auf die internationalen Transporte ausgewirkt, wo bis zu zwei Drittel des Volumens auf der Schiene abgewickelt werden – heikel erschient Planzer in diesem Zusammenhang allerdings, dass die LSVA den Schweizer Standort im internationalen Vergleich weiter verteure.
Mobility Pricing, so lässt sich aus diesen Erfahrungen ableiten, könnte eine effiziente Verkehrslenkungsmassnahme sein und zu neuen Modalitätssplits führen. Aber auch vom Einsatz von Smart Data verspricht Planzer sich viel, um im Interesse des gesamten Systems den Privatverkehr und den ÖV effizienter lenken, Verkehrsspitzen brechen und Staustunden vermeiden zu können.
Das Referat von Nils Planzer lesen Sie hier.