(cdh) – Sie heissen «Massive Open Online Courses», abgekürzt Mooc, und ihre Erfindung versprach, die Welt der Bildung zu verändern. Nicht weniger jedenfalls stellte im Mai 2012 Anant Agarwal in Aussicht, der Präsident von edX, einer der allerersten Online-Bildungsplattformen, von der Harvard University und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) gemeinsam gegründet. Mit dem Stanford-Start-up Coursera und Udacity kamen bald zwei weitere grosse US-Lernplattformen dazu, in Deutschland wurde iversity gegründet und in Grossbritannien Future Learn. «New York Times» rief das «Jahr des Mooc» aus und hierzulande rapportierte die NZZ, dass die EPFL fest entschlossen sei, «als erste kontinentaleuropäische Hochschule auf dem Tsunami mitzureiten».
Am Anfang waren die Zahlen tatsächlich beeindruckend. So schrieben sich weltweit etwa 160’000 Studierende für einen Einführungskurs ins Thema künstliche Intelligenz ein, den die Stanford University kostenlos anbot. Studierenden aus aller Welt offenstehende Moocs, so die Hoffnung, würden die Hochschule demokratischer machen und gescheiten jungen Menschen aus abgelegenen Regionen oder aus Schwellen- und Entwicklungsländern endlich dieselben (Elite-)Bildungschancen eröffnen, zu denen ihre privilegierteren Altersgenossen längst Zugang haben. Doch die Ernüchterung folgte relativ rasch: Die Abbrechzahlen waren so immens, dass von einer Erfolgswelle nicht die Rede sein konnte.
John Hennessy, Präsident der Stanford University und anfangs grosser Fan der Moocs, erklärte das in der «Financial Times» folgendermassen: «Zwei Wörter sind falsch bei Mooc – massiv und offen». Denn wenn die Lernenden unterschiedlichste Bildungsniveaus mitbringen, dann sind Moocs nicht wirklich offen – die einen können ihnen tatsächlich spielend auch allein folgen, andere werden ohne die Unterstützung einer Lehrperson bald unweigerlich abgehängt, entmutigt, und geben auf. Auch Moocs bieten ein gewisses Feedback, aber bei einer potenziell unbegrenzten Anzahl der Teilnehmenden muss dieses gezwungenermassen oberflächlich ausfallen.
Die Moocs sind noch nicht out, aber langsam folgen auf sie nun die Spocs: Small private online courses, Onlinekurse für Kleingruppen, denen gleichzeitig auch eine Ansprechperson zur Seite steht. Damit ist dieses E-Learning einer neuen Generation auf dieselbe Erkenntnis gestossen, die die Fernhochschulen schon in den 1970er-Jahren gemacht hatten: Bei ihnen kam der Erfolg nämlich erst dann, als die in England eröffnete Open University (OU) auf ein ausgeklügeltes Feedback-System und Tutoren setzte.
Mit anderen Worten: Wie viele andere Formen des technologiegestützten Lehrens und Lernens taugen Moocs in Kombination mit Altbewährtem hervorragend dazu, das Hochschulstudium flexibler und zeitgemässer zu machen, es zu öffnen und neuen Teilnehmerkreisen zu erschliessen.