asut-Bulletin
Netze – Rückgrat der Digitalisierung
Ausgabe
05/2019
Highspeed-Netzwerke im Datacenter

Von Pius Albisser

Die Anwendungsneutralität und die Rückwärtskompatibilität der Datacenter-Verkabelung (LWL) sind in den letzten Jahren grösstenteils verloren gegangen. Nebst den standardisierten Ethernet- und Fibre-Channel-Applikationen existieren mehrere proprietäre Lösungen (MSA’s) am Markt. Nicht nur die Wahl der geeigneten Übertragungstechnologie, sondern auch die Einhaltung der geforderten Güte der neu zu installierenden oder existierenden Übertragungspfade ist für den störungsfreien und leistungsfähigen IT-Betreib von grösster Bedeutung. Daher sind für die Planung und Realisierung von neuen LWL-Verkabelungen eine genaue Kenntnis aller Anforderungen der zu unterstützenden Applikationen und immer öfter auch ein applikationsbezogener Aufbau der Verkabelung notwendig. Damit dies gelingt, muss bei der Planung und bei der Umsetzung zwingend fundiertes Spezialwissen beigezogen werden.

IT-Verkabelung für hohe Übertragungsraten – Die Key Points

Damit die IT- Verkabelungssysteme im Datacenter mindestens zwei Technologiesprünge (Migrationsschritte) unterstützen, dürfen sie nicht nur auf die aktuellen Normen und bekannten Anforderungen hin ausgelegt werden. Mögliche Migrationsszenarien sind frühzeitig in die Konzeption mit einzubeziehen, um die Qualitätsanforderungen an die IT-Verkabelungssysteme nicht zu lasch zu definieren. Darum ist die Planung der ICT-Verkabelungsinfrastruktur so anspruchsvoll und auch so wichtig.

Der richtige Installationszeitpunkt

Die elektrischen Verkabelungen (inkl. IT-Verkabelung) werden in den meisten Projekten in der rauen und staubigen Rohbauphase ausgeführt. Doch aufgepasst, stets sollte kritisch hinterfragt werden, ob dies tatsächlich der richtige Zeitpunkt für die Installation von vorkonfektionierten Premium-Verkabelungssystemen in einem Datacenter-Projekt ist. Projekterfahrungen haben gezeigt, dass die Rohbauphase und High-Performance-Verkabelungssysteme nicht zusammen passen und dass dieser wichtige Infrastrukturteil ganz klar in die Projektphase des Endausbaus gehört.
 

High Density IT-Verkabelungslösung für das Datacenter-Umfeld (Foto: Dätwyler HD-DC Solution).

 

Es muss schon Premium-Qualität sein

IT-Verkabelungssysteme für das Datacenter-Umfeld, wie in der Abbildung oben gezeigt, sollten mehrere Technologiesprünge unterstützen. Nur die durchgängige und höchste Qualität der verwendeten Produkte und deren Installation sichern maximale Reserven. Diese Reserven sind zwingend nötig, um einerseits eine gewisse Designflexibilität zu haben und anderseits für kommende Speed-Upgrades gerüstet zu sein.

Der Einfluss des Installateurs

Damit es bei der IT-Verkabelung nicht zu Störungen oder Unterbrüchen kommt, ist neben einer durchgängig hohen Qualität der eingesetzten Produkte auch die saubere und fachgerechte Arbeit des Installateurs mitentscheidend und somit von grosser Wichtigkeit. Durch Unachtsamkeit oder Unwissenheit kann die Qualität der vorkonfektionierten Produkte stark leiden. Deshalb sollten  solche Verkabelungssysteme nur gut ausgebildeten und erfahrenen Profis in die Hände gegeben werden, damit die für gutes Geld erworbenen Reserven des Premium-Produktes auch nach der Installation noch vorhanden sind.

Connection vs. Performance

Nach der erfolgreichen Installation und Inbetriebnahme eines Übertragungskanals sind die meisten Techniker zufrieden, wenn die Endgeräte eine Verbindung aufbauen und miteinander kommunizieren. Aber bringen die in Betrieb genommenen Übertragungskanäle auch die Leistung die sie sollten? Welche Antworten würde ein Performance-Test wohl liefern? Ethernet ist (zu) fehlertolerant aufgesetzt und eine Störung in einem Übertragungskanal bedeutet, dass ein Signal neu erzeugt und nochmals gesendet wird. Dies führt zu ungewolltem Datenverkehr im Übertragungskanal, sowie zu einer Verzögerung (Delay), was einen ungewollten Performance-Abfall zur Folge hat. Oft wird dieser Umstand nicht sichtbar und somit auch nicht behoben. Deshalb leisten zu viele Links nicht das, was sie eigentlich sollten. Experten wie Dätwyler streben stets die bestmögliche Link-Performance an. Die Devise muss lauten: Nur bei 0% Paketverlust gibt es 100% Performance.

Fazit

Mit der weltweit immer rasanter steigenden IT-Nutzung wachsen auch die Anforderungen an die IT-Verkabelungssysteme. Die Wichtigkeit, Tragweite und Komplexität der IT-Verkabelung im Datacenter-Umfeld wird oft unterschätzt oder zu wenig beachtet. Die Planung und Ausführung zukunftssicherer und hoch performanter IT-Verkabelungsinfrastrukturen stellt höchste Ansprüche an alle involvierten Fachkräfte. Um die Entscheider und Endkunden richtig und umfassend beraten zu können, sind neben vertieften Kenntnissen in der IT-Verkabelungstechnologie und einer langjährigen Erfahrung auch profunde Kenntnisse auf den Gebieten der Datacenter-Netzwerktechnik, der IT-Übertragungs-Technologien und nicht zuletzt auch des IT-Equipments zwingend notwendig.

Die wichtigsten Trends, welche uns in naher Zukunft bei der Planung und Ausführung leistungsfähiger und zukunftssicherer IT-Verkabelungsinfrastrukturen im Datacenter-Umfeld beschäftigen werden, sind:

  • Anwendungsneutral vs. anwendungsspezifisch
  • Rückwärtskompatibel vs. migrationsfähig
  • Multimode (MM) vs. Singlemode (SM)
  • MM-Paralleloptik mit zu vielen Interfacetypen
  • Verschärfte Powerbudget-Problematik bei Multimode-Anwendungen
  • Interessante Datacenter-Anwendungen (Singlemode-Transceiver)
  • Port-Breakout-Konfiguration bei SR4-Transceivern
  • Neues FO-Stecker-Interface bei Transceivern ab 200G

 

 

Pius Albisser

Pius Albisser, Senior Engineer Data Centre Solutions, ist Mitglied des Datacenter Services Teams der Dätwyler Cabling Solutions AG in Altdorf (UR).

 

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