Von Olivia Wüst & Francesca Suter et al.
Die COVID-19-Pandemie hat das Bildungssystem und mit ihm die Schulen auf die Probe gestellt. Welche Herausforderungen sich ergeben und wie die Schulen damit umgehen, steht im Fokus der trinationalen Längsschnittstudie S-CLEVER in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 299 Schulleitungen aus fünf Deutschschweizer Kantone haben an der ersten Befragung im Herbst 2020 teilgenommen, deren Ergebnisse nun vorliegen (www.s-clever.org). Die Stichprobe ist repräsentativ in Bezug auf die Verteilung der Schulstufen und Regionen (Stadt, Land).
Unterschiedliche Ausgangslagen an digitalen Ressourcen und Erfahrungen
Zwei Drittel der befragen Schulleiterinnen und Schulleiter gaben an, dass sie selbst über «eher viel» bis «viel» Erfahrung im Bereich des digitalen Lernens verfügten. Aus ihrer Sicht verfügte die Hälfte der Lehrpersonen sowie ca. ein Drittel der Schülerinnen und Schüler über «eher viel» bis «viel» Erfahrung in diesem Bereich. Im Zusammenhang mit der Pandemie wurde als grosse Herausforderung die unterschiedlichen technischen und digitalen Kompetenzen der Lehrpersonen genannt. Aber auch auf den verschiedenen Schulstufen zeigen sich Unterschiede im digitalen Lernen: In der Zeit vor den Schulschliessungen war das digitale Lernen stärker in den Schulen der Sekundarstufe 1 verankert als auf der Primarstufe – letztere nahmen entsprechend auch mehr Herausforderungen und einen grösseren Unterstützungsbedarf in diesem Bereich wahr.
Es zeigte sich eine gute Ausgangslage in Schweizer Schulen bezüglich digitaler Ressourcen, wenngleich es Unterschiede zwischen den Schulen gibt (siehe Abbidlung unten). Fast alle Lehrpersonen verfügten im März 2020 über dienstliche Mailadressen, die fehlenden waren in Planung. Bei den Schülerinnen und Schülern hatte rund die Hälfte schulische Mailadressen; hier ist seit der Pandemie ein Anstieg festzustellen. Hingegen verfügt seit der Pandemie nur knapp jede fünfte Schule über mobile Geräte für alle Schülerinnen und Schüler, und nur in einzelnen Schulen ist geplant, hier aufzurüsten.
Digitale Ressourcen und Erfahrungen in den Schulen (N = 299) (Quelle: Universität Zürich)
Mehr Konzepte für das digitale Lernen
Die grösste Veränderung bei den digitalen Ressourcen seit der Pandemie liegt gemäss der Studie in der Nutzung von Konzepten für das digitale Lernen. Rund vierzig Prozent der Schulleiter*innen sagten, dass sie schon vor der Pandemie ein solches Konzept an ihrer Schule hatten, weitere vierzig Prozent gaben an, dass ein solches seit der Pandemie besteht oder in Planung ist (siehe Abbildung unten).
Nutzung von Online-Lernplattformen an den Schulen (Quelle: Universität Zürich)
Steigende Nutzung von Online-Plattformen
Mit der Pandemie stieg die Wichtigkeit des digitalen Lernens und von Online-Plattformen im Schulalltag. Die Ergebnisse zeigen, dass diese einen merklichen Aufschwung verzeichneten (vgl. Abbildung oben). Bereits vor der Pandemie benutzten über ein Drittel der Schulen Online-Plattformen für die schulinterne Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden, inzwischen ist es die Hälfte der an der Studie beteiligten Schulen. Ein ähnlicher Anstieg ist betreffend der Kommunikation von Lehrpersonen mit Schülerinnen und Schülern zu beobachten. Online-Plattformen zum Austausch von Lernmaterialien zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern wurden seit der Pandemie von vielen Schulen eingerichtet, sodass heute ca. 80 Prozent der befragten Schulen eine solche Plattform benutzen. Hingegen werden sie weniger als virtuelle interaktive Lehr-Lernumgebung genutzt.
Ausblick: Digitales Lernen an Schulen wird zunehmen
Die Pandemie hat gemäss den Ergebnissen der S-CLEVER-Studie nicht nur die Schulen vor (neue) Herausforderungen gestellt, sondern auch einen grossen Entwicklungsschub im Bereich des digitalen Lernens in Gang gesetzt. Die Mehrheit der Schulleiterinnen und Schulleiter planen in Zukunft einen vermehrten Einsatz von digitalen Unterrichtsformaten und eine stärkere Befähigung ihrer Schülerinnen und Schüler, Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen. Dies zeigt, dass sich die Schulen dafür rüsten, vermehrt digitales und selbstständiges Lernen in den Schulalltag zu implementieren.