(cdh) – Die Big-Data-Thematik beschäftigt auch den Bund. Das Bundesamt für Kommunikation hat die Berner Fachhochschule damit beauftragt, die Herausforderungen zu analysieren, die mit der zunehmenden Verwendung von Daten in immer mehr Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft auf die Schweiz zukommen.
Auf der Basis einer qualitativen Befragung von 20 Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft und einer quantitativen Erhebung bei über 800 Personen in der Schweiz katalogisiert die letzes Jahr publizierte Studie die Chancen und Risiken von Big Data in der Schweiz und zeigt auf, wo für den Bund Handlungsbedarf besteht.
Als grundsätzliche Herausforderung wird es gesehen, die Entwicklungen im Bereich Big Data so zu kanalisieren, dass sie zum Nutzen der Menschen gereichen. Weil heute hauptsächlich grössere Unternehmen von Big Data profitierten, sei ein starkes Engagement des Bundes angesagt, um zu verhindern, dass die Situation aus dem Ruder laufe.
Die Studie schlägt für dieses Engagement eine Drei-Punkte-Strategie vor
Aufbau und Pflege einer nationalen Dateninfrastruktur: Die positive Wirkung von Big Data kann durch die Bereitstellung von Daten als Infrastrukturressource zur freien Weiterverwendung verstärkt werden. Es gilt daher, dem im Rahmen der bundesrätlichen Open-Government-Data-Strategie etablierten Open-Data-Prinzip über die gesamte Verwaltung hinweg, in der Forschung und teilweise auch in der Privatwirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen und es konsequent umzusetzen. Zudem sollte in enger Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft die Standardisierung von technischen Schnittstellen vorangetrieben und die Aus- und Weiterbildung von Datenspezialisten (Data Scientists, Data Journalists u.ä.) gefördert werden. Ziel sollte es sein, eine national koordinierte und international vernetzte Dateninfrastruktur zu schaffen.
Massnahmen zum Schutz vor Missbräuchen: Um Missbräuchen und Ungleichgewichten entgegenzuwirken, sollten die Datenschutzregeln für die Privatwirtschaft verschärft, die wettbewerbsrechtliche Kontrolle von (Quasi-)Monopolisten im Internetbereich verstärkt und Aufklärungs- und Sensibilisierungsmassahmen durchgeführt werden. Zudem müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen für sichere Datenzentren verbessert werden. In enger Kooperation mit der Privatwirtschaft sollten zudem vermehrt technische Lösungen entwickelt werden, um den Datenschutz sicherzustellen. Viele dieser Massnahmen weisen allerdings die Schwierigkeit auf, dass sie international koordiniert werden müssen, um wirksam zu sein.
Umsetzung des Prinzips der persönlichen Datenhoheit: Als langfristige Lösung sollte beim Datenschutz ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden, indem die Menschen befähigt werden, die Kontrolle über ihre Daten besser auszuüben. Zur Umsetzung des Prinzips der persönlichen Datenhoheit müssen im Bereich der personenbezogenen Daten neue Eigentums- und Nutzungsrechte definiert werden. Zudem gilt es, in enger Kooperation mit der Privatwirtschaft Mechanismen zu schaffen und Dienste bereitzustellen, welche es den Einzelnen erlauben, ihre personenbezogenen Daten – unter grösstmöglicher Kontrolle – für die Weiterverwendung durch Dritte freizugeben. Auch hier sind die Anstrengungen international zu koordinieren. Während die Realisierung dieses liberalen Ansatzes zur Behebung der Ungleichgewichte auf dem Datenmarkt heute noch in weiter Ferne liegen mag, geniesst er als Zielvorgabe bei allen Anspruchsgruppen breite Unterstützung.
Sieben goldene Regeln
Sieben Handlungsempfehlungen schliesslich sollen bei Umsetzung einer Big-Data-Strategie Orientierungshilfe geben:
- Beim Datenschutz braucht es einen Paradigmenwechsel in Richtung Empowerment der Nutzer und persönlicher Datenhoheit.
- Der gesellschaftliche Nutzen von Daten erhöht sich, wenn sie als freie Infrastruktur-Ressourcen verfügbar sind.
- Big Data verschärft eine Reihe von Gefahren, die abgewehrt werden müssen; hinsichtlich der Bedrohung der Privatsphäre und der missbräuchlichen Verwendung von Daten erhöht Big Data nicht nur die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens, sondern auch dessen potentielles Ausmass.
- Gegen Machtgefälle aufgrund von einseitiger Datenkontrolle müssen Massnahmen ergriffen werden; insbesondere die (Quasi-)Monopolisten im Internet-Bereich müssen in die Schranken gewiesen werden.
- Es sollte ein liberaler Ansatz verfolgt werden: Ziel ist ein System, bei dem der Markt dank eines Empowerment der Nutzerinnen und Nutzer und einer stärkeren Regulierung und Kontrolle der privatwirtschaftlichen Akteure durch den Staat besser funktioniert als heute.
- Staatliche Intervention ist nötig: Ohne ein starkes Engagement des Staates wird die Entwicklung im Zusammenhang mit Big Data aus dem Ruder laufen, denn es steht ausser Zweifel, dass der Markt heute im Bereich der Daten versagt.
- Data Governance muss im internationalen Kontext angegangen werden. Es liegt daher nahe, sich bei der konkreten Ausgestaltung der zu treffenden Massnahmen von Lösungsansätzen inspirieren zu lassen, die bereits in anderen Ländern erprobt werden.