asut-Bulletin
Big Data und Privatsphäre
Ausgabe
06/2016
Von kleinen Biosensoren zu grossen Einsichten
In 90 Sekunden erklärt: Der dacadoo-Gesundheitsindex 

 

Das Internet of Things (IoT) ist neben der allgemeinen Digitalisierung ein Haupttreiber für die massive Zunahme an Daten und damit von Big Data. Man spricht von den vier V: Volume, Variety, Velocity, Veracity. Es gibt sowohl mehr Daten pro Zeit als auch nach Datenart, und dies in unterschiedlicher Qualität.

In diesem Artikel fokussieren wir uns auf den IoT-Bereich der Biosensoren, welche immer mehr Aspekte der menschlichen Gesundheit messbar und überwachbar machen. Zu den Biosensoren zählen Alltagsgeräte, wie Schrittzähler oder Smart Watches mit eingebauten Sensoren, aber auch Geräte für den professionellen oder klinischen Einsatz. Analysten gehen davon aus, dass der Biosensormarkt bis 2020 auf über 20 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Wir wollen der Frage nachgehen, wie letztlich die Gesellschaft von dieser Entwicklung profitiert.

Die Pipeline der Biosensorindustrie

Wenn ein Mensch Biosensoren nutzt, entstehen schnell tausende bis hunderttausende Datenpunkte pro Tag. Das ist ohne Zweifel Big Data. Damit ist aber offensichtlich noch nichts gewonnen, denn niemand kann diese Datenpunkte durchsehen oder interpretieren. Man stelle sich die Situation eines digital affinen Patienten vor, der seinem Hausarzt Zugang zu mehreren Gigabytes an Rohdaten gibt, die seine Gesundheit betreffen. Was soll der Arzt in nützlicher Zeit mit dieser Datenmenge anfangen?

In der Gesundheits- und Wellness-Industrie hat sich deshalb eine Vierstufen-Pipeline etabliert.

Zuvorderst sind die Gerätehersteller und App-Entwickler. Diese verkaufen die eigentlichen Sensoren, oder sie haben Apps für Smart Phones und Smart Watches entwickelt, die auf ein spezifisches Zielpublikum zugeschnitten sind, beispielsweise auf Läufer oder Radfahrer. Diese Anbieter betreiben in der Regel eine Plattform, welche eine Basisauswertung der gemessenen Daten und deren kontrollierte Nutzung in weiteren Stufen der Pipeline erlaubt.

Auf der zweiten Stufe befinden sich die Aggregatoren. Diese ziehen Daten von mehreren Plattformen zusammen. Die Daten werden dabei in ein einheitliches Datenmodell umgewandelt. Im medizinischen Bereich hat sich hierfür Health Level Seven (HL7) als Standard etabliert. Im Consumer Bereich sind die Bemühungen um die Standardisierung weniger weit fortgeschritten, und es kommen diverse proprietäre Modelle zum Einsatz.

Auf der dritten Stufe werden Daten veredelt. Beispielsweise werden mittels statistischer Verfahren Outlier (Extremwerte) gefiltert und analytische Massstäbe berechnet. Dabei kommt auch Machine Learning zum Einsatz. Ein Machine-Learning-Modell kann beispielsweise Trainings erkennen, die in der Realität kaum so stattgefunden haben, beispielweise wenn ein Wettbewerbsteilnehmer einen Lauf mit GPS aufnimmt, aber effektiv mit dem Fahrrad unterwegs gewesen ist.

Auf der vierten Stufe finden sich die Anbieter von Engagement-Lösungen. Diese leiten aus der Datenmenge Erkenntnisse ab und geben diese je nach Anwendung dem Dateneigner, dem Personaltrainer oder dem Arzt zurück.

Das Unternehmen dacadoo ist in den Stufen 2 bis 4 tätig. dacadoo nimmt Daten von einer breiten Menge von Plattformen und Drittanbietern entgegen und berechnet daraus den dacadoo-Gesundheitsindex, eine Zahl zwischen 1 und 1000, die eine medizinisch korrekte, ganzheitliche Sicht auf die Gesundheit eines Menschen gibt. Der Begriff Gesundheit ist dabei weit gefasst, und schliesst die traditionelle körperliche Gesundheit, den Lebensstil (Sport, Ernährung, Schlaf etc.) und das psychologische Wohlbefinden mit ein. Der  Gesundheitsindex macht Gesundheit zu einem relativ vergleichbaren Wert. Weitere Kernfunktionen der dacadoo-Plattform sind ein soziales Netzwerk, Wettbewerbe,  ein Belohnungssystem und ein Coach, der den Nutzern praktisch umsetzbare Hinweise für einen gesünderen Lebensstil gibt, beispielsweise mittels klar festgelegten Zielen im Bereich der Ernährung oder der Bewegung.

 

 

Sicherheit

Bei den Daten, die in der oben beschriebenen Pipeline verarbeitet werden, handelt es sich um besonders schützenswerte Personendaten. Sicherheit darf deshalb nie als beiläufige Nebensache betrachtet, sondern muss bei jeder Entscheidung und auf jeder Stufe  berücksichtigt werden. Wesentliche Aspekte der Philosophie von dacadoo sind deshalb:

  • eine konsequente Verschlüsselung
     
  • ein Datenzentrum mit mehrstufiger Sicherheitsarchitektur gemäss dem aktuellsten Stand der Technik
     
  • Prozesse und Rechtemanagement sind klar definiert und werden auch so gelebt
     
  • Privacy Policy: Alle Daten gehören dem Nutzer.  Der Nutzer entscheidet selbst darüber, welche Daten er teilen will. Aggregierungen lassen effektiv keine Rückschlüsse auf einzelne Nutzer zu.

Cui bono?

Wer profitiert am Ende? Letztlich ist es die Gesellschaft. Unsere Gesundheitskosten erhöhen sich superlinear und laufen realwirtschaftlich betrachtet über kurz oder lang gegen die Wand. Biosensoren und Big Data können einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsprävention leisten und dazu, die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. Sie machen Dinge messbar und geben uns allen die Möglichkeit, bewusster zu handeln und zu leben.

André NaefDacadoo

André Naef ist Chief Technology Officer von dacadoo. Er hat an der ETH Zürich Informatik studiert.

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