Manche der «Digital Natives», die an diesem Bulletin mitgewirkt haben, halten wenig davon, ganze Generationen über einen Kamm zu scheren und verdrehen die Augen, wenn von Generation X oder Y die Rede ist. Dass nicht jeder und jede, nur weil sie im Zeitalter des Smartphones geboren und aufgewachsen sind, noch vor dem Laufen das Programmieren beherrschte und alle möglichen weiteren digitalen Kompetenzen schon «mit der Motherboardmilch aufgesogen hat» (wie «Der Standard» es wunderbar ausgedrückt hat), liegt für sie auf der Hand. Doch gleichzeitig sind sie sich bewusst, dass sie und ihre Generation allgemein digital eben doch aufgeschlossener sind, kaum digitale Berührungsängste kennen und sich in virtuellen Realtiäten zu Hause fühlen. Und dass das einen Unterschied macht.
Es ist ein Unterschied, der zählt und sich auswirkt. Und der viele von ihnen mit Ungeduld erfüllt. Denn sie sehen: Viele Ältere haben – und das in einer Welt, wo nach wie vor vor allem Ältere die wichtigen Entscheidungen treffen – sich mit der neuen digitalen Welt noch nicht so richtig angefreundet. Ob in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen, der Bildung, der Politik oder der Verwaltung, überall sehen sie, wie es harzt. Wie zwar fast überall wunderbare Digitalisierungskonzepte erarbeitet und verabschiedet wurden, deren Umsetzung aber weiterhin nicht vorwärts kommt.
Das erfüllt sie mit Ungeduld. Denn sie sind für den digitalen Wandel bereit. Und deshalb wollen sie mitbestimmen, mitgestalten, schwerfällige Strukturen aufrütteln, Tempo machen. Zum Wohl aller. Deshalb fordert Nicola Forster in seinem Editorial «ein Wissenschafts- und Technologie-Update des Schweizer Betriebssystems». Deshalb ruft Sunnie J. Groeneveld dazu auf, die Zusammensetzung von Strategiegremien in Wirtschaft und Politik neu zu denken und junge Menschen in die Entscheidungsstrukturen einzubeziehen. Deshalb sagt der Unternehmer Hannes Gassert, Jungunternehmer und Internetpolitiker: «Es muss jetzt ein Ruck durchs Land gehen!»
Andere haben es sich zur Aufgabe gemacht, als Dolmetscher zwischen den Generationen zu wirken, so wie Phillip Riederle, der damit schon im zarten Alter von 15 Jahren angefangen hat und inzwischen dazu forscht, wie der digitale Wandel gestaltet wird. Und von wem. Yannis Huber und Declan Shine aus Zug hingegen – auch sie seit ihren Teenagejahren von den Möglichkeiten der digitalen Technologien begeistert, haben eine Webagentur gegründet, die Schweizer Unternehmen in die digitale Welt begleitet. Und Yaël Meier verspricht mit dem von ihr mitbegründeten Unternehmen Zeam, «junges Denken in die Unternehmenswelt zu bringen».
Der gleiche Gestaltungswille kommt in vielem zum Ausdruck, was diese Generation anpackt. So fällt auf, dass sie selbst dann, wenn sie gekonnt beim Aufmerksamskeitsbasar auf den Social-Media-Plattformen mitspielt, auch immer wieder gerne an der schönen, glatten Oberfläche kratzt, sich selber und andere hinterfragt, erfrischend selbstironisch ist, sich engagiert und meinungsfreudig zeigt. Kurz: Eine Jugend, die die digitalen Tools für eine andere Welt einsetzen will als die, aus der sie hervorgegangen sind.