Vorgabe: «An energy efficient cloud», (created by Night Café)
Von Martin Casaulta
Auch schon gehört? «Wir können den Energieverbrauch für unsere IT-Services auf einfache Art und Weise reduzieren, indem wir die IT-Workloads aus unserem Rechenzentrum (RZ) in die Cloud verlagern.»
Ein smarter Ansatz. Tatsächlich lässt sich damit die eigene Energierechnung reduzieren. Nur, dieser Ansatz greift in zweierlei Hinsicht zu kurz. Erstens wird der Energieverbrauch nicht reduziert, sondern verlagert; zweitens ist im Cloud-Fall nicht sichergestellt, dass der Gesamtenergieverbrauch fürs Bereitstellen der entsprechenden IT-Services wirklich kleiner ausfällt als zuvor. Dies gilt in ähnlichem Rahmen auch für die Belastung unser Umwelt, den CO2-Fussabdruck.
Den Energieverbrauch aufs Minimum zu reduzieren ist sinnvoll. Nur wie? In Zeiten einer anhaltenden, wenn nicht sogar sich verstärkenden Digitalisierung unserer (Um-)Welt wird der Energiebedarf eher ansteigen als sich reduzieren lassen. Die Frage ist daher wohl eher die: Wie können wir mehr mit gleichem Energieaufwand realisieren? Oder anders ausgedrückt: Eine möglichst hohe Effizienz ist gefragt, wo auch immer Energie eingesetzt wird.
Auch wenn meist so nicht wahrgenommen, bilden Rechenzentren und die sich darin befindlichen IT-Infrastruktur-Lösungen das Rückgrat unserer digitalen Welt in Form von Apps und Daten. Ein absoluter Fokus auf maximale Energieeffizienz in ebendiesem Bereich scheint mehr als vernünftig – und für eine tatsächliche Nachhaltigkeit zunehmend sogar ein Muss.
Wie erreichen wir dieses Ziel? Grundsätzlich über zwei Wege: einerseits über technische bzw. technologische Massnahmen, andererseits über eine optimale Auslastung der eingesetzten Systeme. Letzteres lässt sich anhand des folgenden Beispiels einfach erklären: Wie sinnvoll ist es, in einer Waschmaschine mit Energieeffizienzklasse A (früher A+++) gerade mal ein einziges Paar Socken zu waschen? Analog dazu sollten die Systeme einer IT-Infrastruktur maximal genutzt werden. Um dies zu erreichen, stehen Konzepte wie Konsolidierung à la Virtual Machines oder Container im Rechnerumfeld sowie Komprimierung und De-Duplizierung als Funktionen in Speichersystemen zur Verfügung.
Betreiber von Rechenzentren wie auch Betreiber von IT-Infrastrukturen – in nicht wenigen Fällen ein- und dasselbe Team – sind gleichermassen gefordert. Elemente wie Kühlung, Notstromvorkehrungen sowie ein Recycling von Wärmeentwicklungen aus den IT-Infrastrukturen (Abwärmenutzung innerhalb des RZ oder für Gebäude in der Nachbarschaft) wie auch eine hohe Belegung der Nutzflächen bieten das grösste Potenzial für eine gute Energieeffizienz im Rahmen der RZ-Infrastruktur. Flash-Speicher anstelle von rotierenden, magnetischen Festplatten, Glasfaserkabel anstelle von energiehungrigen Kupferkabeln oder einfach höchst energieeffiziente Stromnetzteile sind gute Beispiele dafür, wie in den IT-Systemen die Energieeffizienz technologisch erhöht werden kann; kombiniert mit einer hohen Auslastung der installierten Ressourcen wie CPU, Hauptspeicher, Speicherlaufwerke und Netzwerkverbindungen liegt die maximale Energieeffizienz einer IT-Infrastruktur zum Greifen nahe.
Nirgends auf dieser Welt gibt es einen Standard, der die Energieeffizienz und die CO2-äquivalenten Emissionen eines RZ wie auch die Energieeffizienz der darin betriebenen IT-Infrastrukturen anhand gemessener Werte aufzeigt. Nirgends? Nein! Seit Ende 2020 existiert in der Schweiz ein solcher Standard inkl. Zertifizierung und Vergabe eines Labels bei Erfüllung entsprechender Zielwerte. Der Aussteller ist die «Swiss Datacenter Efficiency Association», kurz SDEA (sdea.ch).
Wie die unbeugsamen Gallier dem römischen Eindringling seit mehr als 60 Jahren erfolgreich Widerstand leisten, so nutzen hochmotivierte SDEA-Mitglieder jede Möglichkeit – wie auch mit diesem Artikel – um aufzuzeigen, dass Firmen ihre Anstrengungen für eine umfassende Nachhaltigkeit im Bereich der IT durchaus unter Beweis stellen können. Einige Firmen befinden sich bereits auf diesem Weg. Wann dürfen wir auch Sie auf dieser Reise willkommen heissen?