Gastgeberin Vania Kohli (Zweite v.l.) und ihre Überraschungsgäste (v.l.): Bernhard Heusler, Pascale Bruderer und Vince Ebert (Foto: Markus Senn)
(cdh) – Wer sich lange nicht gesehen hat, hat sich viel zu sagen. Und noch mehr hat sich mitzuteilen, wer sich üblicherweise zum Networken trifft und das, nach Corona-Ausfällen und Anlässen, die wegen Corona-bedingten Sicherheitskonzepten spärlicher besucht worden waren, nun endlich wieder unbeschwert tun kann.
Kein Wunder also wurde zu Beginn der diesjährigen ICT-Networkingparty darauflos geredet, als gälte es, an diesem einen Abend alle verlorenen Gelegenheiten wettzumachen. Entsprechend hoch war das Mitteilungsbedürfnis von über 1000 Gästen aus ICT-Branche, Politik und Wirtschaft. So laut der Geräuschpegel und das gutgelaunte Getöse im Berner Kursaal, dass die Begrüssung von Gastgeberin Vania Kohli sowie die Eröffnungsworte von asut-Präsident Peter Grütter nur halbwegs zu verstehen waren.
Soviel wurde allerdings klar: Der asut-Präsident brach eine Lanze dafür, den Ausbau der Infrastruktur nicht zu vernachlässigen, sondern im Gegenteil zu vereinfachen und zu beschleunigen – denn ganz sicher dürfte die Digitalisierung zur Erreichung der Klimaziele einen ganz wesentlichen Beitrag leisten. Und Veranstalterin Kohli stellte den Abend unter das Motto des Nietzsche-Zitats von der Schlange, die zugrunde gehen muss, wenn sie sich nicht häuten kann: Auf den Menschen bezogen, interpretierte Kohli das dahingehend, dass Karrierebrüche oft notwendige Volten sind und der Reichtum ausserordentlicher Lebensläufe manchmal eben gerade auf seine Unterbrüche und Lücken zurückzuführen ist.
Brüche in drei erstaunlichen Laufbahnen – drei Überraschungsgäste
Radikal umorientiert hat sich denn auch Bernhard Heusler, der zweite Redner des Abends. Erst (auch international tätiger) Wirtschaftsanwalt, danach Präsident des FC Basel aus Leidenschaft, darauf Gründer einer Beratungsagentur, ist er heute ein in Sport und Wirtschaft gefragter Speaker zum Thema Leadership. Einzig und allein mit einem kurzen Fussballvideo brachte er den Saal dazu, ihm (vergleichsweise schweigend) an den Lippen zu hängen, viel zu lachen und viel zu lernen.
Auch die nächste Rednerin wusste die Aufmerksamkeit des Publikums mit ihrem Lebenslauf zu fesseln. Pascale Bruderer, einst jüngste Nationalrätin der Schweiz und dann Ständerätin, galt ihrer Kompetenz und Beliebtheit wegen oft auch als mögliche Bundesrätin, gab 2019 nach über zwei Jahrzehnten Parlamentsarbeit alle ihre politischen Ämter ab und wurde Startup-Unternehmerin im IT-Bereich. Mitreissend sprach Bruderer von ihrer Bewunderung für das Schweizer Politsystem, dessen behäbige, auf Subsidiarität, Föderalismus und Konkordanz gebaute Nachhaltigkeit in ihren Augen ein wesentlicher Faktor des Erfolges und der Innovationskraft des Schweizer Wirtschaftsstandortes ist.
Der letzte Gast des Abends wusste Unterhaltung und Tiefsinn gekonnt zu mischen: Vince Ebert, Physiker und Kabarettist, brachte mit seinen Spitzen gegen die menschliche Unart, aus den richtigen Gründen das Falsche zu tun, den Saal zum Lachen. Er streute seinen Pointen aber ein paar durchaus ernst gemeinte Aussagen bei. Und auch er forderte, wie Peter Grütter zu Beginn des Abends, anstelle von Regeln und Verboten mehr Vertrauen in Innovation und Technik: «Lasst uns lieber Flügel bauen als Bremsen!»
Nicht mehr zu bremsen war nach dem Nachtisch – denn zwischen den Reden waren die Gäste wie an jeder ICT-Networkingparty mit leckeren Quiches und Salaten natürlich auch gut verpflegt worden – die Networkingleidenschaft der Anwesenden, der sie im traditionellen Biergarten zum Abschluss des wie immer genau so vergnüglichen, wie gehaltvollen Abends, nach Lust und Laune frönen konnten.
Ein Saal voller mitteilungsfreudiger Gäste (Foto: Markus Senn)