Von Jürg Röthlisberger, ASTRA
Die Zukunft der Mobilität, der Städte und Agglomerationen ist smart und dekarbonisiert. Unser Ziel muss sein, die Potentiale der Megatrends Dekarbonisierung und Automatisierung zügig zu erschliessen. Damit wird die Mobilität verträglicher, noch sicherer und weiterhin breit verfügbar sein.
Diskussionen rund um die Mobilität werden oft verhärtet geführt. Wir teilen Mobilitätsteilnehmende in fixe Gruppen wie «Autofahrerinnen», «Velofahrer» oder «ÖV-Nutzer» ein. Das suggeriert, es gebe strikt voneinander getrennte Mobilitätsgruppen. Die gelebte Realität ist hingegen bereits heute die, dass die allermeisten von uns die verschiedenen Mobilitätsformen bewusst und recht opportunistisch kombinieren. Wir sind zu Fuss unterwegs, mal mit dem Velo, mal mit dem Auto und mal im ÖV. Dieser Trend wird sich künftig – auch unter dem Aspekt des automatisierten Fahrens – noch verstärken. Die Mobilität der Zukunft verlangt folglich ein integrales Denken und Handeln.
Ein erster Schritt dabei ist, dass wir uns davon lösen, die Verkehrsträger Strasse und Schiene mit Mobilitätsformen gleichzusetzen. So gelingt es uns, die Kategorien des vermeintlich guten und schlechten Verkehrs den Geschichtsbüchern zu übergeben. Denn bereits heute verkehren nicht nur Autos, sondern auch der gesamte Fuss- und Veloverkehr, über ein Viertel des ÖV und 80 Prozent des Binnen-Güterverkehrs auf den Strassen. Automatisierte Fahrzeuge bergen zudem das Versprechen neuer Mobilitätsformen wie beispielsweise eines «öffentlichen Individualverkehrs» oder eines «individuellen ÖV». Sie werden den Verkehr effizienter, günstiger und breit verfügbar machen.
Aber auch die zukünftigen Mobilitätsformen sind auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen. Autobahnen, Schienen- und die übrigen Strassennetze werden auch künftig die Regionen der Schweiz verbinden, Städte und Dörfer erschliessen und entlasten sowie die Schweiz mit den Nachbarländern vernetzen. Es ist daher zwingend, dass wir die bestehenden Verkehrsinfrastrukturen fit halten und für die kommenden Herausforderungen ertüchtigen.
Als Betreiber der Nationalstrassen setzen wir dabei auf eine duale Strategie. Wir wollen zum einen den bestehenden Strassenraum zu den Spitzenzeiten mit Verkehrsmanagement besser nutzen. Dies geschieht beispielsweise mit Geschwindigkeitsharmonisierung oder mit der Verkehrsdosierung bei Autobahneinfahrten. Die Wirkung dieser Instrumente ist allerdings begrenzt. Wir müssen daher zum anderen das Nationalstrassennetz zwingend punktuell ausbauen, so, wie es das Parlament und der Bundesrat beschlossen haben. Dies führt nicht nur zu einem besseren Verkehrsfluss und weniger Ausweichverkehr. Der Ausbau erhöht insbesondere auch die Resilienz – zum Beispiel die Unterhaltsfähigkeit – des Autobahnnetzes. Ohne gezielte, punktuelle Ausbauten und Erweiterungen der Hochleistungsnetze – dies gilt für die Strasse wie auch für die Schiene – würden wir künftigen Generationen grosse Einschränkungen ihrer Mobilität aufzwingen. Mobilitätsverzicht ist aber weder politisch noch gesellschaftlich gewollt.
Die duale Strategie, also das Eine tun und das Andere nicht lassen, scheint uns der richtige Lösungsansatz zu sein. Ebenso wie das zügige Erschliessen der technologischen Potentiale und das Denken und Handeln in Mobilitätsformen statt in Verkehrsträgern. Auf dass wir auch weiterhin mobil sein können – verträglich, sicher, verfüg- und bezahlbar.