Gut gelaunt kam Andreas Kronawitter, Leiter Architektur, Qualität und Sicherheit bei der BLS, ans asut-Kolloquium. Mit gutem Grund: keine 24 Stunden zuvor hat «Lezzgo», die Ticketing-App der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn am SwissICT Award den Publikumspreis gewonnen. Die App stellt den Fahrgästen ein digitales Ticket für sämtliche benutzte Strecken aus und verrechnet anschliessend die Fahrten zum optimalen Preis.
Der Grundgedanke hinter Lezzgo ist dieser: Die BLS wollte Selten- und Gelegenheitsnutzern einen einfachen Zugang zum öffentlichen Verkehr anbieten. Das liegt in der Schweiz mit ihrem dichten ÖV-Netz und einem oft unübersichtlichen und zerstückelten Tarifsystem nicht auf der Hand. Zudem gehe es darum, sich die Kundenschnittstelle nicht von einem «westamerikanischen Unternehmen vor der Nase wegschnappen lassen», wie Kronawitter betonte. Das tönt einleuchtend, beinhaltet für ein angebotsorientiertes Transportunternehmen aber ein gewaltiges Umdenken hin zu den tatsächlichen Kundenbedürfnissen.
Die sind zum Beispiel: Nie mehr am Schalter Schlange stehen oder nie mehr Kleingeld zusammensuchen, nie mehr den Bus verpassen, weil man am Billetautomat zu lange braucht, oder sich blamieren, weil man das falsche Ticket gelöst hat. Lezzgo trägt all diesen Bedürfnissen Rechnung und bietet auch Gelegenheitsnutzern die gleiche Flexibilität und Barrierefreiheit wie ein GA.
Zurzeit ist Lezzgo noch auf die klassischen ÖV-Verkehrsträger beschränkt, doch das System ist grundsätzlich auf alle Verkehrsträger übertragbar und lässt sich auch in Mobilitätsplattformen ausserhalb des ÖV einbauen, um massgeschneiderte MaaS-Lösungen anbieten zu können. Technisch ist das System denkbar einfach. Es nutzt nur Funktionen, die jedes Smartphone hat, z. B. Ortungsdienste oder Beschleunigungssensoren, bedingt also keine aufwändigen Installationen in den Fahrzeugen oder entlang der Transportinfrastruktur und kann deshalb sehr schnell implementiert werden. Ein weiterer Vorteil für den Betreiber ist laut Kronawitter der, sehr schnell an Echtzeitinformationen zu kommen und das Benutzerverhalten personalisiert auswerten zu können, beispielsweise für optimierte Tarifsysteme.
Im Februar wurden erste Versuche mit Lezzgo im Liberoverbund gestartet, inzwischen ist die App auch im Tarifverbund Luzern-Obwalden-Nidwalden und frimobil produktiv, bis im Juni 2017 soll die ganze Schweiz abgedeckt sein.
Wird eines Tages eine einzige App genügen, um irgendwo auf der Welt irgendein Verkehrsmittel zu benutzen? Möglich, sagt Andreas Kronawitter, ist es: Lezzgo!