asut-Bulletin
Mobilität und Daten
Ausgabe
04/2024
Hyperloop – ein Gamechanger für den Verkehrssektor

Von Lorenzo Niola, Swisspod

(Video: Swisspod Technologies)

Das heutige Verkehrssystem scheint in der Vergangenheit stecken geblieben zu seien. Während die Gesellschaft in verschiedenen Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder der Energieversorgung technologische Sprünge gemacht hat, sind unsere Mobilitätssysteme allem Anschein nach zum Stillstand gekommen. Die Strassen sind verstopft, die öffentlichen Verkehrsmittel sind oft überlastet und der Flugverkehr verursacht untragbare Umweltkosten.

Ein Problem der Grössenordnung und der Nachhaltigkeit

Bis 2030 werden rund 12 Milliarden Passagiere befördert werden müssen, was die bestehende Infrastruktur in nie gekanntem Masse belasten wird. Der Luftverkehr ist zwar schnell, trägt aber erheblich zu den CO2-Emissionen bei: Allein im Jahr 2022 wurden fast 800 Millionen Tonnen CO2 ausgestossen. Bei einem Hin- und Rückflug von New York nach Europa fallen pro Passagier 2 bis 3 Tonnen CO2 an, bei einem Flug von London nach Paris 122 kg CO2 pro Person.

Staus im Stadtverkehr verschwenden jährlich Milliarden von Stunden und kosten Zeit und Treibstoff, während Engpässe im Güterverkehr die Lieferketten stören. Die Welt braucht eine schnellere, umweltfreundlichere und intelligentere Lösung.

Hyperloop: Paradigmenwechsel im Transportwesen dank Swisspod

Jetzt stellen Sie sich vor, Sie würden in einer vollelektrischen, autonomen Kapsel mit nahezu Schallgeschwindigkeit durch eine Niederdruckröhre propulsiert. Sie würden in Bodennähe fliegen, ohne dabei direkte Emissionen zu verursachen. Das ist Hyperloop, das revolutionäre Transportmittel, das die Mobilität neu definieren und die heutigen Herausforderungen im Transportwesen lösen kann.

Swisspod, ein schweizerisch-amerikanisches Startup mit Sitz in Lausanne, das von zwei Gewinnern des SpaceX-Wettbewerbs gegründet wurde – Denis Tudor, CEO, und Cyril Dénéréaz, CTO – ist Vorreiter bei der Entwicklung dieser neuartigen Technologie. Das Unternehmen ist der einzige Akteur auf dem Hyperloop-Markt mit einem tragfähigen, kostengünstigen System, das nicht nur visionär, sondern auch praktisch ist. Durch die Nutzung einer passiven Infrastruktur und die Verlagerung der Komplexität in die Kapsel bietet der strategische Ansatz von Swisspod einzigartige Vorteile:

  • Kosteneffizienz: Teure Materialien wie Kupfer oder Elektromagnete werden nicht benötigt und die infrastrukturbezogenen Wartungskosten sind gering
  • Belastbarkeit: Unabhängige Fehlerbehebung ohne Betriebsunterbrechung
  • Effizienz: Keine Probleme auf Schienenebene
  • Sicherheit: In sich geschlossene Kapseln, was Bedienungsfehler ausschliesst und die Sicherheit erhöht

Nachweis der Funktionsfähigkeit des Systems und ein Weltrekord

Swisspod hat klein angefangen, mit Bedacht skaliert und dabei Effizienz, schnelle Iterationen und Tests in den Vordergrund gestellt. In Zusammenarbeit mit der EPFL und der Hochschule für Wirtschaft und Ingenieurwissenschaften des Kantons Waadt (HEIG-VD) hat das Unternehmen in Lausanne die weltweit erste und einzige geschlossene Hyperloop-Testanlage gebaut, die vollständig von der Schweizer Regierung finanziert wird. Diese unendliche Teststrecke ermöglicht die schnelle Prototypentwicklung von Kerntechnologien, einschliesslich Antrieb und Schwebetechnik.

Das Resultat: Das Unternehmen und seine Partner konnten in Lausanne den Weltrekord für die längste Hyperloop-Fahrt brechen. Die zurückgelegte Teststrecke betrug 11,8  Kilometer, was in einem  vollständigen System auf 141,6 km skalierbar ist – das entspricht in etwa der Distanz zwischen Genf und Bern. Die gemessene Höchstgeschwindigkeit betrug 40,7 km/h - im Vollaubau würde das einer Geschwindigkeit von 488,2 Stundenkilometeren entsprechen.

Parallel dazu baut Swisspod auf dem Pueblo Plex Campus in Colorado, USA, seine zweite Testanlage in Originalgrösse. Inspiriert vom Schweizer Vorbild wird sich die elliptische Anlage über eine Fläche von rund 162'000 Quadratmetern erstrecken – und damit fast dreimal so gross sein wie der Louvre oder siebenmal so gross wie die Grundfläche des Kolosseums. Ab nächstem Jahr werden hier Tests durchgeführt – ein grosser Schritt in Richtung eines funktionierenden Hyperloop-Netzes.

Hyperloop — eine Realität im Werden

Stellen Sie sich vor, Sie könnten in nur 17 Minuten von Genf nach Zürich reisen, in 20 Minuten von Lausanne nach Lugano oder in weniger als 10 Minuten von Bern nach Luzern. Dies ist die Zukunft, die Swisspod vorschwebt: Eine Welt, in der Städte durch CO2-neutrale Hochgeschwindigkeitsnetze nahtlos miteinander verbunden sind. Dabei geht es nicht nur um Bequemlichkeit oder Innovation. Es geht um Freiheit und Zusammenarbeit, um Selbstbestimmung und die Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für kommende Generationen.

Die Transportsysteme von gestern sind den Herausforderungen von heute nicht mehr gewachsen. Swisspod ebnet den Weg in eine neue Ära der Mobilität, die schneller, umweltfreundlicher und intelligenter ist. Von der Endlosschleife in der Schweiz bis zur vollwertigen Anlage in Colorado erbringt das Unternehmen den Beweis, dass der Hyperloop mehr als nur eine Idee ist; er ist eine Realität, die im Entstehen begriffen ist. Die Frage ist deshalb nicht mehr, ob er die Welt verändern wird, sondern wann.  

(Übersetzung: Christine D'Anna-Huber)

Lorenzo Niola

Lorenzo Niola leitet die Bereiche Business Development und GTM bei Swisspod. Er hat neun Startup Accelerators auf drei Kontinenten geleitet und verfügt über Erfahrung in strategischer Beratung und Open Innovation für Grossunternehmen.

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