asut-Bulletin
Jahresbericht – Rapport annuel 2024
Ausgabe
01/2025
Stimme der Telekom-, Netzwerk- und Datacenterbranche

Das vergangene Jahr war geprägt durch eine vielfältige und intensive Vertretung der Interessen unserer Verbandsmitglieder. asut beteiligte sich an fünfzehn Vernehmlassungen und Konsultationen: Eine Rekordzahl, die in den letzten zehn Jahren erst einmal erreicht wurde. Daneben nahm asut als Stimme der Telekombranche in diversen Gremien des Bundes Einsitz, beispielsweise zur Fernmeldeüberwachung, zu Cybersecurity oder zu Mobilfunk. Dazu gehörte insbesondere ein Treffen mit Bundesrat Albert Rösti zur Härtung der Mobilfunknetze sowie der Beirat zu Cyber-Security unter der Leitung von Bundesrätin Viola Amherd.

Auch im Vorstand der asut hatte der Verband eine neue Stimme bekommen: Peter Grütter hatte als Präsident der asut die Geschicke des Verbandes über zwölf Jahre lang erfolgreich geleitet. Ende 2024 übergab er das Präsidium in neue Hände und an der ausserordentlichen Generalversammlung im November 2024 wurde Judith Bellaiche in den Vorstand gewählt und damit zur neuen Präsidentin bestimmt. Die ehemalige Nationalrätin und frühere Geschäftsführerin des SWICO bringt für das Präsidium fundierte Expertise in der digitalen Wirtschaft, der Verbandsarbeit und der Schweizer Politik mit und wir freuen uns auf die neue Zusammenarbeit. Die Generalversammlung dankte zudem Peter Grütter, der weiterhin im asut-Vorstand mitwirkt, für sein langjähriges Engagement für die Telekombranche.

Schwerpunktthemen 2024

Die Geschäftsstelle beschäftigte sich im vergangenen Jahr mit den folgenden Schwerpunktthemen:

Mobilfunk: Nachdem 2023 das Parlament die FDP-Motion für bessere Rahmenbedingungen im Mobilfunk überwiesen hatte, wurde der Bund aktiv und lancierte 2024 mehrere Aktivitäten. asut wurde einerseits in eine Begleitgruppe zu Überarbeitung der Vollzugshilfen eingeladen, damit diese besser den konkreten Gegebenheiten in der Praxis entsprechen. Zudem wurde vom Bund ein Projekt gestartet, welches mögliche Lösungen für einfachere Bewilligungsverfahren entwickeln sollte. asut begrüsste diese Massnahmen des Bundes zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Ausbau der Mobilfunknetze. Überraschenderweise setzten mehrere Bundesgerichtsentscheide dieser positiven Dynamik ein Ende. asut engagierte sich in der Folge mit der Branche bei Bund und Kantonen für neue Lösungsansätze, welche die Argumente des Bundesgerichtes berücksichtigen. Auch in der Medienarbeit war asut in der Folge häufiger gefordert. Parallel zur Mitarbeit in den Arbeitsgruppen beteiligte sich asut an der Konsultation zur Frequenzvergabe, welche 2027 stattfinden wird. Zudem verfasste unser Verband eine Stellungnahme zum geplanten Nationalen mobilen Sicherheitskommunikationssystem, welches auf 5G basieren wird. asut begrüsste, dass dabei eine enge Zusammenarbeit mit den bestehenden privaten Mobilfunkanbietern angestrebt wird.

Cybersecurity: Anfang Juni 2024 hatte das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) einen Steuerungsausschuss eingesetzt, der die Umsetzung der Nationalen Cyberstrategie (NCS) begleitet. Der Geschäftsführer der asut ist Mitglied dieses Gremiums und vertritt die Sicht der Branche und der Wirtschaft. Der Steuerungsausschuss hat die Aufgabe, die NCS zu überprüfen und macht Vorschläge zur Priorisierung der Massnahmen. Davon sind auch die Kommunikationsinfrastrukturen betroffen. Weiter fand im vergangenen Jahr die Vernehmlassung zur neuen Cybersicherheitsverordnung statt, die von der Branche im Grundsatz begrüsst wurde. asut schlug diverse Verbesserungen hinsichtlich der Offenlegung von Schwachstellen und der Meldepflicht von Cyberangriffen vor. Diese Änderungsanträge würden die Umsetzung der Massnahmen bei Fernmeldedienstanbieterinnen, Registerbetreiberinnen/Registrare von Internet-Domains, Anbieterinnen von Cloud-Diensten sowie Betreiberinnen von Rechenzentren vereinfachen.

Stromversorgung: Die regulatorischen Vorbereitungen hinsichtlich einer Strommangellage wurden auch 2024 fortgesetzt. Der Bundesrat schickte einen Verordnungsentwurf zur Senkung des Verbrauchs elektrischer Energie im Mobilfunk in die Vernehmlassung, der sich weitgehend auf das asut-Branchenkonzept von 2023 stützte und daher von der asut begrüsst wurde. Durch eine schrittweise Reduktion der Versorgungsqualität im Mobilfunk könnte damit im Krisenfall Energie eingespart werden, ohne dass es zu Ausfällen im Festnetzbereich (z.B. FTTH) käme. Eine weitere Vernehmlassung betraf die Härtung der Mobilfunknetze, die von der asut im Namen der Branche abgelehnt wurde. In einer umfangreichen Stellungnahme zeigte unser Verband auf, dass die vorgeschlagenen Lösungen nicht umsetzbar sind, und schlug zur Lösungsfindung einen Runden Tisch vor. Bundesrat Albert Rösti lud in der Folge die Spitzen der Telekommunikationsbranche zu einem Gespräch ein, um Lösungsmöglichkeiten für eine längere Stromautonomie bei Stromausfällen zu finden. Eine weitere Vernehmlassung betraf Tarifobergrenzen bei Smartmeter im Rahmen der Stromversorgungsverordnung. asut wies darauf hin, dass dies zu Wettbewerbsverzerrungen führen könnte und schlug daher vor, dass die Datenübertragung von einer Tarifobergrenze ausgenommen werden soll.

Fernmeldeüberwachung: asut vertrat die mitwirkungspflichtigen Unternehmen im Rahmen des Bundesgesetzes betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (BÜPF) in den Koordinationsgremien (FMÜ-Gremien). Der direkte Einbezug der Branche ermöglichte einen konstruktiven Dialog und den Know-how-Austausch über die technischen Anforderungen und Möglichkeiten. Unser Verband kritisierte daher eine Neuorganisation der FMÜ-Gremien in einer Konsultation des Bundesamtes für Justiz (BJ), welche den permanenten Einbezug der Branchenvertreter nicht mehr vorsah. Ein zukünftiges Thema im Bereich der Strafverfolgung betraf die Entwicklung in Europa zum e-Evidence-Paket. In einer Konsultation zu den Handlungsmöglichkeiten der Schweiz verwies asut auf den «Rechtskonflikt» für betroffene Mitglieder unseres Verbandes, die dann sich wiedersprechende Vorschriften aus der EU und der Schweiz einhalten müssten. Hier gilt es rasch Klarheit und Rechtssicherheit zu schaffen.

Jugendschutz: Gemäss dem neuen Gesetz über den Jugendschutz in den Bereichen Film und Videospiele (JSFVG) müssen Unternehmen, welche Filme via Internet auf Abruf anbieten, entsprechende Jugendschutzmassnahmen umsetzen. Dazu muss zwingend eine Branchenorganisation gegründet werden. asut vertritt diejenigen Mitglieder, welche unter das Gesetz fallen, und engagiert sich in der Konzeption und beim Aufbau der Branchenorganisation.

Fachgespräche und Erfahrungsaustausch in den asut-Fachgremien

Auch im vergangenen Jahr trafen sich die über 330 Expertinnen und Experten, alles Delegierte unserer Mitglieder, in den rund 34 Sitzungen und Workshops unserer Fachgremien. Das Know-how und die Expertise dieser Expertinnen und Experten ist die Grundlage für die fundierten und faktenbasierten Positionen und Stellungnahmen der asut. Die Fachgremien decken unterschiedlichste Themenfelder ab, von Anwendungsfragen über Bildung und rechtliche Aspekte bis zu Nachhaltigkeit und «Techniker-Gruppen». Zusätzlich zu den ständigen Fachgremien fanden wiederum eine Vielzahl von ad-hoc und Projektmeetings mit unseren Mitgliedern statt, an denen aktuelle Fragen geklärt und Aufgaben gelöst wurden. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Fachgremien finden sich in den folgenden Kapiteln des Jahresberichts. Die Mitarbeit in den Fachgremien steht grundsätzlich allen asut-Mitgliedern offen. Bei Interesse an der Mitarbeit melden Sie sich bei der Geschäftsstelle.

Inspiration und Vernetzung über Branchengrenzen hinaus

Der Swiss Telecommunication Summit, die beiden Fachkonferenzen sowie zahlreiche kleinere Anlässe boten eine Vielzahl von Gelegenheiten zum informellen Gespräch und Networking. Zudem dienten die Anlässe auch der Vermittlung von Branchen-Informationen und Fachwissen. 2024 konnten wir rund 1'600 Gäste an unseren Anlässen begrüssen. Inhaltlich wurde wiederum ein breites Themenfeld abgedeckt. An den Lunch Foren wurde über die Mobilfunkversorgung der Bahn berichtet (SBB), über Energieeffizienz im Rechenzentrum gesprochen (SDEA), die Möglichkeiten von Private5G demonstriert (Ericsson) sowie die neusten Entwicklungen im Bereich AI aufgezeigt (Huawei). Highlight war ein Cyber-Security-Workshop zu Social-Engineering, der zusammen mit Samsung durchgeführt wurde. Die beiden Member-Apéros fanden bei Zühlke (Thema Cyber-Security) und Juniper (Digitalisierung im Enterpreise-Umfeld) statt. Die Fachkonferenzen behandelten Themen zur Anwendung von IoT sowie innovative und smarte Mobilitätslösungen. Höhepunkt des Jahres war wiederum der Swiss Telecommunication Summit zum Thema «Connected Data», der von Bundesrat Albert Rösti eröffnet wurde.

Weitere Aktivitäten

Seit 2017 betreibt asut auf Mandatsbasis die Geschäftsstelle von its-ch, der Plattform für intelligente Transportsysteme. Die Plattform wurde 2024 weiter verstärkt: So konnten die Mitglieder des per Ende 2023 aufgelösten Vereins «innolab Smart Mobility» bei its-ch begrüsst werden. Neben dem Zuwachs an Mitgliedern wurde mit der Integration der Innovationsworkshops und mit dem neuen Format Mobility Talk auch das Dienstleistungsangebot von its-ch erweitert. Mit einem Mobility Talk mit Monika Tschannen, Mitbegründerin der Mobility Genossenschaft startete its-ch sein Veranstaltungsjahr. Über zehn weitere Events, wie Netzwerkanlässe, Innovationsworkshops, Mobility Talks, zu verschiedensten Mobilitätsthemen folgten im Verlauf des Jahres. Im Anschluss zur asut Mobilitätskonferenz war its-ch zudem der Gastgeber der internationalen Zusammenkunft der «ITS Nationals». Das Treffen der Vertreterinnen und Vertreter der europäischen ITS Verbände fand das erste Mal in Bern statt.

Neben der Zusammenarbeit mit its-ch pflegte asut die Zusammenarbeit mit anderen ICT-Verbänden wie Swico oder SwissICT. Zudem ist unser Verband Mitglied bei economiesuisse, digitalswitzerland und der Swiss Data Alliance. Dadurch profitieren unsere Mitglieder von den unterschiedlichen Kompetenzen und gleichzeitig können Überschneidungen und Doppelspurigkeiten vermieden werden. asut engagiert sich zudem in der Vernetzung und Digitalisierung der MEM-Branche und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Plattform Next Industries. Diese Plattform bietet vielen unserer Mitglieder den Zugang zu Projekten und Kunden in der produzierenden Industrie. Ein weiteres Engagement betrifft das Thema Energieverbrauch in Rechenzentren. Dazu bietet die Swiss Datacenter Efficency Association ein Tool sowie ein Label zur Bewertung der Effizienz von Rechenzentren an. Renommierte Unternehmen wie das asut-Mitglied Digital Realty und SIX haben 2024 das Label für ihre Rechenzentren erhalten, wobei SIX nicht nur die Gebäudeinfrastruktur, sondern erstmals auch den IT-Betrieb im Rechenzentrum beurteilen liess.

Vom asut-Bulletin erschienen 2024 vier Ausgaben, wie gewohnt in elektronischer Form. Die Publikation nahm die Themen der asut-Konferenzen auf und berichtete über Datenwirtschaft, Mobilität und Kommunikationsnetze. Zudem informierte asut regelmässig über seinen LinkedIn-Kanal über aktuelle Verbandsereignisse.

Insgesamt blicken wir auf ein erfolgreiches Verbandsjahr zurück, das nur dank der Treue unserer Mitglieder, dem Engagement vieler Partner sowie dem unermüdlichen Einsatz der Expertinnen und Experten in unseren Fachgremien möglich war.

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