asut-Bulletin
E-Government
Ausgabe
05/2017
Digitalisierung – Zeit zum Umdenken

Die technische Revolution schreitet mit grossen Schritten voran. Die Erwartungen des Homo digitalis – kein Aufwand, immer online, intuitiv! –, neue Plattformen, disruptive Technologien und Big Data sprengen bestehende Marktgrenzen und ebnen neuen Geschäftsmodellen den Weg. Es entstehen Kanäle, die es neuen Playern ermöglichen, in kurzer Zeit und mit wenig Kapital in den Markt einzutreten. Kreative, Visionäre und Innovatoren nutzen die Digitalisierung als Plattform, mit der sie Märkte aufrütteln, aufbrechen oder gar neu schaffen.

Knip, Anivo und FinanceFox sind nur einige Beispiele für diese «jungen Wilden», die uns zeigen, wie heute den bestehenden Anbietern im Versicherungsmarkt die Kundenschnittstelle streitig gemacht wird. In gemeinsamer Mission konzentrieren sich diese neuen Anbieter darauf, das Kundenerlebnis zu modernisieren und mit kostenlosen Apps und Services die Erwartungen der Konsumenten zu übertreffen. Einnahmen generieren diese Fintechs mit der Verwaltung von Policen und den Provisionen der Versicherungsgesellschaften beim Vertragsabschluss, und zwar ohne ihre Berater mit erfolgsabhängigen Lohnbestandteilen unter Verkaufsdruck zu setzen. Das Geschäft läuft so gut, dass sich beispielsweise der digitale Versicherungsmakler Knip in nur knapp drei Jahren zu einem respektablen und rentablen, international tätigen KMU mausern konnte. Angesichts dieser rasanten Entwicklung haben traditionelle Branchenunternehmen mit statischen Leistungsangeboten über kurz oder lang keine Chance.

E-Health – Vorstoss in unbekanntes Terrain

Die IT-Dienstleister für den schweizerischen Kranken- und Unfallversicherungsmarkt haben die Aufgabe, neue Technologien und Entwicklungen in der Branche zu erkennen und sich auf die zukünftigen Anforderungen der Versicherer bzw. der Versicherten vorzubereiten. Weil sie sich dabei oft in unbekanntes Terrain vorwagen, zählt für die Dienstleister eine gemeinsame und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ihren Kunden und Lieferanten zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren. Nicht selten ist dazu eine Transformation notwendig, die über die reine Entwicklung, Integration und den Betrieb einer Lösung hinausgeht.

So ist beispielsweise die Centris dabei, ihr Back-End-System, die Swiss Health Platform, zu einer «Digital Insurance Platform» mit App und Endkundenportal aufzurüsten. Auf der Grundlage einer robusten, skalierbaren und sicheren Architektur lassen sich damit umfassende End-to-End-Lösungen integrieren und realisieren. Dem Shared-Services-Konzept sowie dem kollaborativen Ansatz innerhalb der User-Community bleibt das Unternehmen dabei treu.

Solche Plattformen stellen den Versicherern eine standardisierte Basis zur Verfügung, die sie Synergien nutzen lässt und sie beim Umgang mit der Datenexplosion, der zunehmenden Komplexität der Systemwelt sowie dem steigenden Kostendruck unterstützt. So sind sie gerüstet für die digitale Zukunft – doch dies alleine reicht nicht aus, denn im Kampf um Marktanteile lautet das Zauberwort «Differenzierung». Unternehmerische Kreativität ist hier gefragt: Rund um den homo digitalis gilt es, in neuen Mustern zu denken und die klassischen Konzepte mit ihren statischen Modellen durch Flexibilität und agile Methoden abzulösen – sei es in Bezug auf das Leistungsangebot oder die Organisation selbst.

Mag sich ein Dienstleister auch mit seiner ganzen Kraft und der Unterstützung seiner Partner für seine Kunden einsetzen, so hängt der Erfolg in der digitalen Ära letztlich doch vom Kundenunternehmen selber ab. Deshalb: Werden Sie kreativ und entdecken Sie die neuen Möglichkeiten, die Ihnen die Digitalisierung bietet!

Patrick Progin

Patrick Progin ist Vorstandsmitglied der asut und seit 2004 CEO der Centris AG. Zuvor war er CIO und Verwaltungsrat bei Swisslife und La Suisse Versicherung.

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