asut-Bulletin
Mobilitätsstadt Schweiz
Ausgabe
07/2016
Die Verkehrswende gelingt nur vernetzt

Autonome Postautos, digitale Verkehrleitsysteme, intermodale Verkehrsplattformen, Elektromobilität, Sharing Economy und kollaborative Nutzungsmodelle: Getrieben durch gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen verändert sich unsere Alltagsmobilität rasant. Welche Rahmenbedingungen, welche Anstrengungen seitens von Forschung und Entwicklung, von Mobilitäts- und ICT-Branche sind für eine wirklich «intelligente» Verkehrswende vonnöten? Unter dem Motto «Mobilitätsstadt Schweiz» luden der Schweizerische Verband der Telekommunikation (asut), die Schweizerische Verkehrstelematik-Plattform (its-ch) und der Touring Club Schweiz (TCS) die Mobilitätswirtschaft und die ICT-Branche zu einer gemeinsamen Reflexion über die Zukunft der Mobilität ein.

Gemeinsam wurde das Kolloquium vor einem rund 400-köpfigen Publikum im Berner Kursaal denn auch eröffnet: Peter Grütter, Präsident asut, Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen (ASTRA), welches zu den Hauptinitianten von its-ch gehört, sowie TCS Zentralpräsident Peter Götschi betonten in ihren einführenden Voten, wie wichtig, trotz unterschiedlicher Perspektiven, eine offene und sachliche Auseinandersetzung mit den Herausforderungen im Mobilitätsbereich sei. Denn eine Entwicklung, die sich nur vernetzt lösen lasse, müsse auch vernetzt angegangen werden.

Folgerichtig analysierten die Referate der Vormittagssession die Entwicklung aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Wilfried J. Steffen, vormals bei Daimler für Business Innovation zuständig, postulierte, dass die Automobilindustrie sich mehr einfallen lassen müsse, als Autos zu bauen, um bei der Entwicklung der intelligenten Mobilität von morgen nicht von branchenfremden Playern ausgebootet zu werden. Um den Zusammenhang zwischen technischen Neuerungen, digitalen Geschäftsmodellen und sozialen Innovationen ging es Jörg Beckmann, Direktor Mobilitätsakademie TCS, während Bernhard Rytz, Leiter Digitalisierung bei der SBB, darlegte, wie die Bahn die zunehmende Vernetzung in zunehmend personalisierte, kombinierte und integrierte Angebote integrieren und damit auch in einer zunehmend intermodalen Mobilitätswelt relevant bleiben will. Thierry Burkart, Nationalrat und Mitglied der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) schliesslich wünschte sich, dass die Politik über ihren Schatten zu springen lerne und innovative neue Mobilitätsformen nicht zu Tode reguliere, bevor sie überhaupt Fuss fassen können.

Von der Theorie zur Praxis

Was dies in der Praxis bedeutet, zeigte die Nachmittagssession an konkreten Beispielen: Multimodale Zugangs- und Abrechnungssysteme, bestechend clevere Mobility-as-a-Service-Apps wie «Whim» oder «Lezzgo», autonome Fahrzeuge im öffentlichen Verkehr oder das Potenzial von Datenanalysen für das Verkehrs-management.

Um ganz konkrete Lösungsansätze ging es auch im Kursaal Foyer, wo auch dieses Jahr zahlreiche Firmen innovative Anwendungen präsentierten – und damit den Beweis erbrachten, dass die Schweizer ICT-Branche an der Mobilität von morgen längst arbeitet.

Ohne ICT geht gar nichts

Die Verkehrswende, so viel wurde am Ende des Tages klar, ist bereits im Gang, und der Prozess so dynamisch, dass Zukunftsprognosen müssig erscheinen. Viel wichtiger ist es, ihre wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu verfolgen und die Debatte darüber zu führen, wie die Entwicklung mitzugestalten wäre. Genau zu diesem Zweck haben ASTRA und TCS im Rahmen des asut-Kolloquiums das Webportal  www.auto-mat.ch lanciert, das News und Informationen zur automatisierten Mobilität bündelt und zur Verfügung stellt.

Es war asut-Präsident Peter Grütter, der ganz am Schluss des Tages ein grosses Wort ganz gelassen aussprach: «Das alles kann nur funktionieren, wenn die ICT-Infrastruktur verlässlich funktioniert.»

Das nächste asut-Kolloquium findet am 22.11.2017 im Kursaal Bern statt.

 

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