Für Frank Henschke, CTO von Ericsson AG, ist sonnenklar: Konnektivität und Datensicherheit sind die Grundlage der vernetzten Gesellschaft und der zuverlässigen, smarten Mobilität von morgen. Aber ohne eine leistungsfähige und lückenlose Netzwerkinfrastruktur wird es damit nichts.
Um all die Verkehrsträger, Verkehrsmittel, Menschen, Fahrzeuge, Infrastrukturen und Sensoren zu vernetzen, um Verkehrsdaten zu sammeln und daraus die nötige Information zu ziehen, um Prozessabläufe und Verkehrsströme (kosten-)effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten, kurz: um eine smarte und zukunftsfähige Mobilität umzusetzen, reichen breitbandige Datennetzwerke alleine nicht mehr aus.
Und das gilt übrigens nicht nur im Mobilitätsbereich, sondern auch in zahlreichen weiteren Branchen, vom Energiesektor über die Industrie und die Finanzbranche bis hin zum Gesundheitswesen. Überall werden Dienstleistungen, Anwendungen, Prozesse und die Funktion von Installationen und Gebäuden in Zukunft nur dann optimiert werden können, wenn sie mit dem Internet verbunden sind. Insbesondere kritische Infrastrukturen werden deshalb ganz sicher digitalisiert werden.
Mit der unaufhaltsam voranschreitenden Digitalisierung werden die Netze der Zukunft weit mehr Aufgaben bewältigen müssen als nur einfach die Kommunikation zwischen Personen. Die Zahlen, die Ericsson dazu präsentiert, sind gewaltig: In 15 Jahren werden 50 Milliarden Geräte am Netz hängen. Hier kommt 5G ins Spiel, die Mobilfunktechnologie der fünften Generation. Während es bei den Vorgängergenerationen, von der reinen Sprachübertragung der Anfänge bis hin zum mobilen Breitband von heute, hauptsächlich um die Kommunikation von oder zwischen Menschen ging, ist 5G zusätzlich auf die Kommunikation zwischen Devices ausgerichtet, mit anderen Worten: auf das Internet der Dinge (Internet of Things oder IoT).
Um mit 5G eine Plattform zu schaffen, auf der alle potentiellen IoT-Applikationen realisiert werden können, muss dieses Netz überall, auch fern vom Stromanschluss oder in geschlossenen Räumen, garantiert verfügbar sein. Es muss in extrem kurzer Zeit extrem grosse Datenmengen verarbeiten können und extrem schnell reagieren, also Latenzzeiten von unter 10 Millisekunden aufweisen. Dies ist insbesondere für die komplexen Anforderungen der smarten Mobilität essenziell – anders kann das automatisierte Fahren, das dynamische Zusammenstellen von Fahrzeugkolonnen (Platooning) oder die intelligente Kommunikation und Koordination zwischen Fahrzeugen nicht realisiert werden. Viele solche Anwendungen seien zurzeit in der Erprobungsphase, erklärte Hensche. So sei beispielsweise Ericsson Schweiz zusammen mit Swisscom, SBB und Astra dabei, erste Pilotprojekte zu entwickeln.
Damit die neuen Mobilfunkgeneration all diesen Anforderungen gerecht werden könne, müssten die Rechenzentren näher an die Konsumenten rücken. Die klassische Netzarchitektur mit wenigen zentralen Data Center funktionierten für die in einem 5G-Netz notwendigen Latenzzeiten nicht mehr. «In Zukunft», erklärte Henschke, «werden wir also eine verteilte Cloud bauen müssen – keine Wolke mehr, sondern eher ein Nebel». Mit dieser dezentralen Architektur wird es auch möglich, die Mobilkonnektivität an den jeweiligen Anwendungsfall anzupassen, das sogenannte Network-Slicing. Dieses erlaubt das gleichzeitige Betreiben und Verwalten von mehreren virtuellen Netzwerken über eine gemeinsame physische Netzinfrastruktur. Damit wird sichergestellt, dass in jedem Anwendungsfall die genau richtige Kapazität, Sicherheit, Dauer und Zuverlässigkeit zur Verfügung stehen.
Dass 5G-Netze gerade für kritische Anwendungen zum Standard werden dürften, mache diese Netze natürlich auch zum Ziel böswilliger Angriffe, meinte Heschke, zumal viele der ans IoT angeschlossenen Sensoren nicht passwortgeschützt seien. Hier seien grosse Anstrengungen seitens der Industrie notwendig, weil fehlende Zuverlässigkeit und fehlendes Vertrauen seitens der Anwender eines der grössten Hindernisse für den 5G-Ausbau sein könnten.
Abschliessend forderte Frank Henschke sein Publikum auf, sich mit der Digitalisierung und den neuen Ökosystemen, die sie voraussetze, zu beschäftigen. Die Schweiz mit ihrer Innovationskraft habe hier eigentlich gute Karten, um an der Front der technologischen Entwicklung mit dabei zu sein und damit auch ihre Wirtschaft und ihren Wohlstand zu erhalten, meinte Henschke. Gleichzeitig sprach er aber auch eine klare Warnung aus: Mit den heute in der Schweiz geltenden Grenzwerten in Bezug auf die Strahlenbelastung sei ein kostengünstiges 5G-Netzwerk technologisch schlicht nicht realisierbar.
Das Referat von Frank Henschke hier.