Der Begriff «Industrie 4.0» wurde 2012 durch die gleichnamige deutsche Zukunftsinitiative geprägt – ein Konzept, das aufzeigt, wie der Transformationsprozess in Wertschöpfungsketten hin zur Digitalisierung und Vernetzung vorangetrieben werden kann. «Industrie 2025» hingegen ist die Schweizer Initiative von vier Branchenverbänden. Sie will die Vision von Industrie 4.0 und die damit verbundenen Konzepte im Werkplatz Schweiz einführen und verankern.
In zehn Jahren werden Digitalisierung und Vernetzung weit fortgeschritten sein. So etwa die digitale Vernetzung über die Grenzen der Firmen hinaus, zu Lieferanten und Kunden. Auch die Organisationsformen werden sich angepasst haben: Anstelle von vielen Abteilungen mit unterschiedlichen Systemen, Aufträgen und Prioritäten werden sich dynamische und flache Organisationsformen durchsetzen.
Solche Transformationsprozesse können für ein Unternehmen anspruchsvoll sein. Der Begriff «Industrie 4.0» beinhaltet ein so grosses Spektrum an Themengebieten und Begriffen, dass es vielen Industrieunternehmen schwerfällt, den Überblick nicht zu verlieren. Hier bietet die Plattform Industrie 2025 konkreten Support, beispielsweise indem sie interessierte Firmen mit praxiserfahrenen Experten zusammenbringt, Fachtagungen, Seminare, Workshops organisiert, Informationsmaterial abgibt, gemeinsam mit kompetenten Partnern Arbeitsgruppen einsetzt und Firmen bezüglich ihrer Strategie berät – und zwar massgeschneidert auf ihre eigenen Ziele hin. Das ist wichtig, denn so lange das Thema abstrakt bleibt, fehlt oft auch der Mut zu den nötigen Veränderungen und Investitionen. Dabei ist der Name Programm: bis 2025 sollte der Wandel auf gutem Weg sein.
Die digitale Transformation ist immer auch eine Transformation des Denkens. Industrie 4.0 ist ein strategischer Weg, den das Management einschlagen muss. Die Geschäftsleitungen brauchen eine übergeordnete digitale Strategie, sie müssen Prozesse, Organisationsform und Businessmodell zukunftsorientiert und optimiert gestalten können. Danach gilt es, die Digitalisierung voran zu antreiben, um die relevanten Daten erheben und analysieren zu können. Aus dieser Analyse ergeben sich idealerweise dann neue Ansätze für die Vernetzung der Wertschöpfungskette und den Hierarchieebenen entlang.
Die von den vier Verbänden SwissT.net, Electrosuisse, asut und Swissmem getragene Initiative «Industrie 2025» will auch diesbezüglich Orientierung geben. Denn gerade bei Firmen, die eine hohe Technologiedichte haben, ist eine Automatisierung und somit Digitalisierung und Vernetzung notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der industrielle Werkplatz Schweiz muss sich dem digitalen Wandel stellen und eine führende Rolle einnehmen, damit er auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt. Das gilt vor allem für die produzierende Industrie: Hier sind die Anforderungen aufgrund der eingesetzten Produktionsinfrastruktur oft sehr aufwendig. Neue, internetfähige Maschinensteuerungen und Komponenten bringen in diesem Umfeld erheblich mehr Möglichkeiten und Tempo.
Aber es geht nicht darum, technische Spielereien auszuprobieren. Das Ziel ist es immer, mithilfe der neuen technologischen Möglichkeiten Verbesserungspotenziale zu realisieren und neue Geschäftsmöglichkeiten im Zusammenspiel von Mensch, Maschine, Organisation, Infrastruktur, Produkt, IT und Prozess zu verwirklichen. Daher sind die Vorarbeit, die Analyse und die Erarbeitung des Gesamtkonzepts sehr wichtig. Ein Unternehmen sollte erst aktiv mit der digitalen Vernetzung anfangen, wenn Organisation und Prozesse stimmig sind. Dann ist die technische Seite relativ einfach lösbar. Es geht auch nicht darum, alles zu digitalisieren. Aber bei Firmen, die eine hohe Technologiedichte aufweisen, ist eine Automatisierung und somit Digitalisierung und Vernetzung notwendig, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Schweizer Unternehmen gut unterwegs
Eine neue Umfrage des Swissmem unter Firmen aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) suggeriert, dass eine Mehrheit der Schweizer Unternehmen dies auch bereits zur Kenntnis genommen haben: 82 Prozent der Betriebe erkennen in der Digitalisierung einen Nutzen und 76 Prozent sind auch schon aktiv geworden. Konkret heisst das, dass in den 373 befragten Firmen bereits 1225 Projekte umgesetzt worden, in Arbeit oder zumindest geplant sind. Und die KMU stehen nicht hinten an: 58 Prozent dieser Projekte sind in ihrem Bereich angesiedelt.
Industrie 2025 – Die Charta
Der Begriff Industrie 4.0 wurde 2012 durch die gleichnamige deutsche Zukunftsinitiative geprägt und hat sich international etabliert. Jedoch hat die hohe Präsenz des Themas in den Medien, auf Marketinginstrumenten und an zahlreichen Veranstaltungen zu verschiedenen Interpretationen und Verständnissen geführt. Zudem haben verschiedene parallele Trends (wie z.B. Internet of things, Additive manufacturing usw.) zu einer weiteren Verwässerung des eigentlichen Grundgedankens von Industrie 4.0 beigetragen. Aus diesem Grund ist es für ein gemeinsames Vorgehen wesentlich eine übergeordnete und einheitliche Sichtweise von Industrie 4.0 aufzubauen und zu etablieren. Ein Instrument dazu bildet die Charta «Industrie 2025». Diese ist als Denkmodell zu verstehen und beinhaltet Vision und Handlungsfelder. Sie orientiert sich am Werkplatz Schweiz auf Basis der Digitalisierungs- und Vernetzungsansätze von Industrie 4.0.
Die vollständige Charta finden Sie hier.
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