Von Paul Affentranger, afca
Bevor wir ins Metaverse gehen, kommt das Metaverse in Form von Augmented- und Mixed Reality zu uns. Dabei entstehen interaktive Brücken zwischen der digitalen und realen Welt. Künstliche Intelligenz und IoT spielen hier eine entscheidende und verbindende Rolle. Im Holzbau sind Augmented Reality und Mixed Reality bereits heute produktiv im Einsatz, zur Vereinfachung von Prozessen und zur Steigerung der Produktivität.
Noch vor 80 Jahren hat ein Computer eine ganze Halle gefüllt. Seit rund 40 Jahren stehen Computer auf unseren Schreibtischen und seit 2007 sind sie sogar in unserer Hosentasche. Jeder Entwicklungsschritt hat enorme Veränderungen ausgelöst und im wahrsten Sinne des Wortes «die Welt verändert».
Es wäre naiv zu glauben, dass unsere Smartphones eine Art «technologische Klimax» darstellen und alles so bleibt, wie es ist. So stellt sich die Frage: Was kommt als Nächstes? Meine Antwort lautet: Computer werden «verschwinden»!
Um genau zu sein: Computer werden als separate Geräte verschwinden und wir werden dank der Verschmelzung von Künstlicher Intelligenz (AI) und dem Internet of Things (IoT) in einer immer «intelligenteren» Umwelt leben und arbeiten. Mit Augmented- und Mixed-Reality ist die direkte Interaktion mit der Umgebung möglich und die digitale und reale Welt verschmelzen im dreidimensionalen Raum.
Von dieser Entwicklung werden vor allem Menschen profitieren, die nur zeitweise oder gar nicht am Computer arbeiten. Es sind die Menschen, die uns mit Lebensmitteln und anderen Gütern versorgen, die uns pflegen, wenn wir krank sind, die Dinge herstellen und reparieren, die Häuser bauen und für unsere Sicherheit sorgen.
Das Industrial Metaverse kann diese Berufsgruppen in einem noch nie dagewesenen Mass unterstützen. Konkret entfällt die «Übersetzung» vom zweidimensionalen Screen in die dreidimensionale Welt; der Arbeitskontext bleibt erhalten und muss nicht ständig wieder neu aufgebaut werden. Die Zusammenarbeit erfolgt bei Bedarf direkt vor Ort, auch mit Kollegen, die nicht anwesend sind. Vor allem aber sind alle notwendigen Informationen direkt im Kontext des Raumes verfügbar.
Ein Beispiel: Im Holzbau werden Bauprojekte heute elementiert umgesetzt. Das heisst, es wird digital in 3D geplant. Darauf basierend werden in der Produktionshalle Elemente gebaut, welche dann auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden müssen. Mixed Reality bringt das Modell bzw. die Planung direkt zum Mitarbeiter auf den Montagetisch oder auf die Baustelle. Dadurch werden der Zusammenbau, die Montage, die Kontrolle und die Dokumentation stark vereinfacht. So können 10 Prozent der Arbeitszeit beim Zusammenbau und viele weitere Stunden bei der Planung eingespart werden.
Was wie Science Fiction klingt, wird heute bereits erfolgreich vom Startup Timbar (www.timbar.ch) angeboten und von Holzbaufirmen genutzt. Das als Software-as-a-Service (SaaS) konzipierte Angebot enthält ein Plugin für das CAD-System, womit die Daten automatisch über die Cloud auf die Endgeräte übertragen werden. Es sind keine weiteren lokalen Installationen notwendig.
Microsoft Vice President Corey Sanders sagt über das Industrial Metaverse: «Das industrielle Metaversum ist ein transformativer Katalysator für Innovation. Unsere Fähigkeit, immersive Erfahrungen in die Arbeitswelt zu bringen, hat das Potenzial, Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu unterstützen. Was die gegenwärtige Epoche so aufregend macht, ist die Tatsache, dass sie real ist und dass sie hier und jetzt in einer Vielzahl von Branchen stattfindet.»
Das Metaverse hat das Potenzial, die Arbeitswelt zu revolutionieren. Dies gilt insbesondere für Menschen, die nicht oder nur selten direkt am Computer arbeiten. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie viel Mehrwert die Technologien im (Arbeits-)Alltag tatsächlich schaffen können.
