Von Lennart Rogenhofer, Losinger Marazzi
Die Notwendigkeit die CO2-Emissionen in der Baubranche zu reduzieren ist indiskutabel. In der Schweiz stammen mehr als 25 Prozent aller Emissionen aus Gebäuden, weltweit sind es sogar um die 40 Prozent. Um hier agieren zu können ist es zunächst essenziell zu verstehen, wo diese Emissionen entstehen.
Die Emissionsquellen können grob in zwei Kategorien aufgeteilt werden – direkte und indirekte Emissionen. Direkte Emissionen umfassen alle Emissionen, welche direkt auf Baustellen oder in Büros anfallen, das heisst zum Beispiel der verbrannte Diesel im Bagger oder das Heizen der Büroflächen. Diese Emissionen stellen bei Losinger Marazzi (Projektentwicklerin und Totalunternehmung) zirka 5 Prozent der Gesamtemissionen dar. Die effektive Messung dieser Emissionen stellt oft eine Herausforderung dar, genauso wie deren Reduzierung. Während Massnahmen wie die Installation von Temperaturregulierung in Bau-Containern oder Photovoltaik auf Bauprovisorien bereits umgesetzt wurden, kann hier mithilfe technologischer Innovation noch viel an Effizienz gewonnen werden. Zum Beispiel durch die Elektrifizierung von Baumaschinen oder die Optimierung der Transportwege.
Die übrigen 95 Prozent der Emissionen (sogenannte «indirekte» Emissionen) entstehen durch die verbauten Materialien, deren Austausch nach Ablauf des Lebenszyklus, sowie den Energieverbrauch im Betrieb der Immobilien. Gerade diese Emissionen scheinen oft schwierig beeinflussbar – bei einer kohärenten Klimastrategie führt aber auch an der Reduktion dieser Emissionen kein Weg vorbei.
Ein Leuchtturmprojekt im Norden von Bern
Auch für Nutzerinnen und Nutzer steht das Arbeiten in einem klimafreundlichen Gebäude immer mehr im Vordergrund, da auch sie einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten wollen. Nach wie vor sind aber auch die Nähe zum öffentlichen Verkehr sowie ein Raumangebot, das den heutigen Bedürfnissen an neuen Bürowelten entspricht, von hoher Wichtigkeit. Das alles vereint das Dienstleistungsgebäude und Leuchtturmprojekt BERN 131: Ein sechsstöckiges modernes Gebäude ersetzt eine einstöckige Logistikhalle. Kein Neubau auf der grünen Wiese, sondern mitten im aufstrebenden Entwicklungsschwerpunkt Wankdorf in Bern. Die Parzelle wird nun optimal ausgenutzt und ist bestens an das ÖV-Netz im Nah- und Fernverkehr angeschlossen.
BERN 131, Aussenansicht (Visualisierung: Taao GbR, Lingen DE)
Mit den Photovoltaik-Modulen auf dem Dach sowie an den Fassaden, der Holzstruktur ausschliesslich aus Schweizer Holz, und dem innovativen und energieeffizienten Haustechnikkonzept in Verbindung mit Erdsonden erreicht das Gebäude eine reduzierte CO2-Bilanz bei seiner Erstellung und einen tieferen Energiebedarf im Betrieb. Die Verwendung von Schweizer Holzwerkstoffen, teilweise aus den Wäldern der Burgergemeinde Bern, schafft darüber hinaus ein angenehmes Raumklima.
Diese Faktoren erhöhen für die Investorin Swiss Prime Site, die Anlagesicherheit und Attraktivität des Projekts. Darüber hinaus nehmen sie gleichzeitig mögliche zukünftige Entwicklungen der Klimaschutzgesetze vorweg, welche auf den Wert einer Liegenschaft massgeblich Einfluss haben können.
Sensorik für Ressourcenschonung
Wichtig dabei ist, dass Nachhaltigkeit sehr viel mehr bedeutet als nur eine Reduktion der CO2-Emissionen. In der Strategie von Losinger Marazzi stehen auch Themen wie Biodiversität & Hitzeinseln, Kreislaufwirtschaft sowie Komfort & Gesundheit im Fokus. Diese Bereiche spielen für die Klimaresilienz einer Immobilie eine wichtige Rolle. Heute stellt jedoch der Mangel an gemeinsamen Definitionen und Standards, ohne welche eine Messbarkeit oder Vergleichbarkeit zwischen Projekten oder Varianten nicht möglich ist, oft ein grosses Hindernis dar. Die Entwicklung dieser Bereiche muss zwingend mit der passenden Technik begleitet werden, sei es die Sensorik für Partikelemissionen, Luftqualität, Lärmemissionen, Wasserverbrauch oder die weitere Optimierung der Materialmengen und ihrer Herkunft etc.
Das positive Fazit bleibt: Auch ohne gesetzliche Vorschriften ist es heute möglich, nachhaltig zu bauen. Im Bereich der Immobilienentwicklung bringt eine klimaschonende Bauweise Nutzerinnen und Nutzern zahlreiche Vorteile und ermöglicht es, Ökologie und Wirtschaftlichkeit zu vereinen. BERN 131 ist ein schönes Beispiel dafür.